Golem - Golem - Genome, Inc.
Grillen im Gras und erwiderte nach kurzem Nachdenken: »Macht Ihnen all das Sterben denn nichts aus?«
»Das Sterben.« Alphacon lächelte traurig. »Ich habe schon viel Tod gesehen. Dies hier ist der einzige Weg. Der Weg der Starken. Wir haben keine andere Wahl. Auch du nicht.«
»Ich bin kein Transkriptor«, sagte Roosevelt.
»Doch, bist du.«
»Wie können Sie so sicher sein?«
»Ich bin mir so sicher, weil ich deinen Vater gekannt habe.« Alphacon tippte auf eines der Gesichter auf dem Foto. Roosevelt schaute sich das Bild noch einmal an. Da war ein Transkriptor in der hinteren Reihe. Er war groß und sah unglaublich gut aus, hatte aber auch etwas Grausames an sich. Dennoch war er der Einzige, der auf dem Bild lächelte. Und dieses Lächeln ließ ihn freundlich erscheinen, denn seine Augen waren noch nicht von dem Grauen getrübt, das ihn bei den Spielen erwartete.
Je länger Roosevelt sich den Mann anschaute, desto mehr erkannte er sich selbst in diesem Gesicht. Das runde Kinn, die Form der Augen, das alles war ihm vertraut. Er kannte diese Details, denn er hatte sie schon Tausende Male in seinem eigenen Gesicht gesehen.
»Er war ein guter Mann«, sagte Alphacon. »Und er war der beste Freund, den ich je hatte.«
In Roosevelts eigener Vergangenheit, die ihm immer schon rätselhaft erschienen war, unlogisch und lückenhaft, vervollständigte sich plötzlich das Bild, und er verstand endlich, woher er kam: Er war Teil des Mannes auf diesem Foto. Er hielt sein eigen Fleisch und Blut in den Händen, seine Verbindungzur Vergangenheit. Und er fühlte sich neu mit dem Leben verbunden.
»Wie hieß er?«, fragte er mit leiser Stimme.
»Titus.«
»Was ist mit ihm passiert?«
»Es ist eine typische Transkriptorengeschichte, und deshalb ist es eine traurige Geschichte«, antwortete Alphacon. »Wir haben gemeinsam viele Jahre lang gekämpft, nicht nur im Bloomberg-Stadion. Sie haben uns insgeheim in den Iran geschickt, nach Syrien und nach Saudi-Arabien. Dein Vater hat mir viele Male das Leben gerettet. Ich habe nie wieder jemanden so kämpfen sehen wie ihn. Er war wie Sky King.
Dann lernte er deine Mutter kennen. Sie war einer der Ärzte, die sich um verwundete Transkriptoren kümmerten. Damals mussten Medizinstudenten während ihrer Ausbildung an Transkriptoren arbeiten. Deine Mutter war eine großartige Ärztin. Sie und dein Vater haben einander sehr geliebt. Aber nachdem sie mit dir schwanger wurde, musste sie gehen. Sie war nicht mehr sicher.«
»Schwanger? Ich dachte, Transkriptoren könnten keine Kinder bekommen«, sagte Roosevelt. »Sie sind steril, damit man ihre Population unter Kontrolle halten kann.«
Alphacon nickte. »So war es, und so ist es noch immer. Deshalb war deine Geburt ja ein solches Wunder. Mir scheint, du weißt gar nicht, wie wichtig du bist.«
»Was meinen Sie damit?«
»Du bist der Eine, der Einzige. Halb Transkriptor, halb Mensch. Du bist der Beweis dafür, dass Transkriptoren und Menschen gleich sein können. Du bist der Beweis, dass wir genauso menschlich sind wie die Menschen, und das gibt uns allen Hoffnung.«
Roosevelt schüttelte fassungslos den Kopf. »Und Dolce?«
»Sie war eine vollständige Transkriptorin. Als sie noch sehr jung war, hat man sie versteckt. Und sie war schwanger. Euer Kind wäre das erste Kind zweier Transkriptoren gewesen. Was für ein großer Augenblick das für uns alle gewesen wäre! Es tut uns unsagbar leid, dass Dolce dir genommen wurde. Ich war so voller Trauer, dass ich …« Er schluckte, ehe er fortfuhr: »Wie meine Frau wurde auch Dolce aus Gier getötet. Aus Lust. Du aber kannst alles verändern. Dein Stiefvater hat das gewusst. Er hat nie gewollt, dass die Transkriptoren so leben müssen, wie sie leben. Er hat die Theorien für unsere Schöpfung entwickelt, und es hat ihn zutiefst geschmerzt, wie wir behandelt wurden. Deshalb hat er Strawberry Fields als Zuflucht für Transkriptoren eingerichtet. Deshalb hat er dich beschützt. Und auch Dolce. Er kannte die Menschenwelt.«
»Mein Stiefvater hat gewusst, dass ich ein Transkriptor bin?«
»Natürlich. Trotzdem hat er dich und Dolce von ganzem Herzen geliebt. Dein Vater hat für uns getan, was er tun konnte. Aber du kannst wirklich Großes vollbringen. Wir wussten schon immer, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis jemand wie du geboren wird. Und jetzt bist du hier. Wenn du dich entschließt, uns zu führen, werden wir dir folgen.«
Roosevelt schüttelte den Kopf. Er hatte viel zu viel
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