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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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ließen die Gäste ein und aus.
    Roosevelt stellte sich hinter eine rote Kutsche. Das Pferd bemerkte ihn trotz der Scheuklappen und machte nervös einen Schritt vorwärts. Roosevelt duckte sich, als die Hoteltür aufschwang und Harold Lieberman erschien.
    Lieberman zupfte seine Manschetten zurecht, drehte sich um und ging strammen Schrittes nach Norden. Überrascht vom unerwarteten Auftauchen des Mannes folgte Roosevelt ihm, ohne groß darüber nachzudenken. Lieberman bog in eine Avenue ein. Roosevelt überquerte rasch die Straße, um nicht den Anschluss zu verlieren. Autofahrer hupten verärgert, und er hob entschuldigend die Hand.
    Der Bürgersteig war voller Menschen, sodass Roosevelt genug Möglichkeiten gehabt hätte, sich zu verbergen, sollte Lieberman sich umdrehen, doch er blickte die ganze Zeit nach vorn, hielt sich nahe an den Läden und schlängelte sich durch die kleinen Menschenmengen, die sich vor jedem Schaufenster versammelt hatten.
    Lieberman musste gewusst haben, dass Saxton Senior die Absicht hatte, Genico an Roosevelt zu überschreiben. Und ihm war vermutlich auch klar gewesen, dass Roosevelt in sämtlichen Abteilungen große Veränderungen vorgenommen hätte.Vor allem aber teilten Roosevelt und Lieberman nicht die gleichen Visionen, was die Richtung betraf, die Genico einschlagen sollte. Aber das konnte nicht der einzige Grund gewesen sein. Roosevelt hätte zwar massive Veränderungen durchgeführt, hätte Lieberman aber niemals zum Rücktritt aufgefordert. Dafür war der Mann im Samphandel einfach zu wertvoll. Auch wenn Roosevelt ihn nicht mochte – er hätte Lieberman vermutlich sogar noch mehr Verantwortung übertragen, als er jetzt bereits hatte. Deshalb hatte es ihn anfangs so sehr verwirrt, dass ausgerechnet Lieberman ihn verraten hatte.
    Nun kannte er den Grund: Ituri.
    Man hatte Roosevelt das Wichtigste in seinem Leben genommen. Vielleicht war Lieberman nicht persönlich verantwortlich dafür, aber er hatte die Intrige in Gang gesetzt, die dazu geführt hatte, und das machte ihn schuldig.
    Und die Schuldigen mussten bestraft werden.
    Lieberman verschwand in einer Herrenboutique. Roosevelt blieb stehen, senkte den Kopf und blickte ins Innere des Geschäfts. Lieberman stand vor einem Glasschaukasten mit teuren Portemonnaies, trommelte mit den Fingern auf die Scheibe und begutachtete die Ware. Je länger Roosevelt den Mann beobachtete, desto heißer kochte Wut in ihm hoch und machte jeden ausgefeilten Plan zunichte, den er vielleicht gehabt hatte. Keine Fragen mehr. Jetzt wollte er den Kerl einfach nur töten.
    Auf der anderen Seite des Fensters war Lieberman sich seines Verfolgers nicht im Mindesten bewusst. Er nahm sich eine orangefarbene Krawatte und inspizierte sie auf Armeslänge. Lieberman hatte den Luxus, ein Mensch zu sein. Er kannte keine Angst vor der TFU und musste nicht ständig fürchten, von den Transkriptorenjägern abgeholt zu werden. Menschen waren deshalb so schutzlos, weil sie keine Angst hatten. In ihrerWelt fühlten sie sich vollkommen sicher. Doch heute würde das anders sein.
    Roosevelt schaute sich noch einmal um. Der Bürgersteig war voller Fremder, und keiner von ihnen verschwendete auch nur einen Blick an ihn. Roosevelt war praktisch unsichtbar. Vorsichtig schob er die Hand unter sein Hemd und legte sie auf den Kolben der Waffe. Es wäre so leicht, die Sache jetzt und hier zum Abschluss zu bringen … so leicht, einfach in den Laden zu gehen, die Pistole zu ziehen und Lieberman das Hirn herauszupusten.
    Roosevelt packte die Waffe fester und ging nach einem letzten Blick den Bürgersteig hinunter auf den Eingang zu. Er hatte gerade die freie Hand auf die Türklinke gelegt, als das Klingeln eines Handys ihn aus seinen Gedanken riss. Kurz hielt er inne und stand regungslos da. Nur noch ein paar Schritte und eine einzige, schnelle Aktion, und es war vollbracht. Das Handy klingelte erneut. Diesmal spürte Roosevelt auch die Vibrationen in seiner Tasche. Alphacon hatte gesagt, das Handy sei für Notfälle …
    Roosevelt rang sich zu einer Entscheidung durch. Er hatte nun schon so lange auf seine Rache gewartet, da machten ein paar Minuten mehr oder weniger auch nichts mehr aus. Er ließ die Pistole los, drehte sich von der Tür weg und trat in eine kleine Nische neben dem Geschäft. Dort zog er das Handy aus der Tasche und nahm das Gespräch entgegen.
    »Sie haben sie sich geholt.« Alphacons Stimme bebte.
    »Wer hat sich was geholt?«, fragte Roosevelt.
    Alphacon

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