Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
Vom Netzwerk:
die Tür zu und rannte los.
    Das Dach war noch zwei Etagen über ihm, doch schon im nächsten Stock hörte er die TFU-Leute hinter sich. Noch eine Etage, noch eine Treppe, dann stieß er die Tür auf und fiel aufs Dach. Die Nachtluft war kühl, und überall um ihn her ragten die bunten Dächer der Gebäude empor. In der Ferne flackerten Werbefilmchen auf einer Videowand.
    Roosevelt rannte zur Dachkante. Er hatte schon viele Basejumps gemacht, doch nie mit so vielen Hindernissen zwischen sich und dem Erdboden. Hinter ihm schwärmten die TFU-Beamten aus der Tür und riefen ihm zu, sich nicht von der Stelle zu rühren.
    Roosevelt sprang.
    Flugbahn, Windgeschwindigkeit, Erdanziehung, Vektoren … alles, was Fallschirmdesigner auf Whiteboards bedachten, verband sich zu einer Einheit. Roosevelt fiel, während sich ihm vor Panik der Magen umdrehte. Dann öffnete sich der Schirm, und Roosevelts Körper wurde nach oben gerissen und schwang wie ein Pendel im Harnisch. Eine Windbö trug ihn vom Genico Tower weg, und er segelte zwischen den Wolkenkratzern hindurch.
    Eine Reihe geparkter Autos raste auf ihn zu. Dann prallte er auf die Motorhaube eines Mercedes und spürte einen stechenden Schmerz im linken Bein. Sein Fußgelenk bog sich durch, die Sehne wurde überdehnt. Roosevelt ließ die Waffe fallen, rutschte vom Mercedes und landete mit der Schulter auf dem Bürgersteig. Ein paar Sekunden lang konnte er nichts sehen, als der Fallschirm sich um seinen Kopf legte. Er kämpfte mit dem Seidenstoff, bis es ihm endlich gelang, den Harnisch zu öffnen. Falls sämtliche TFU-Männer auf dem Dach waren, würde es ein paar Minuten dauern, bis sie unten waren.
    Roosevelt rollte sich herum und stemmte sich hoch. Ein stechender Schmerz schoss durch seinen Knöchel, und er sog zischend die Luft ein, schloss die Augen und wartete einen Moment, bis das Stechen abgeklungen war. Er war Schmerz gewöhnt. Er hatte schon oft Schmerzen erleiden müssen – gebrochene Knochen und ausgekugelte Kniegelenke. Dies hier war auch schlimm, aber er würde es ertragen.
    Die Straße vor dem Genico Tower war menschenleer. Überall standen Fahrzeuge. Der Wind wehte eine fallen gelassene Einkaufstüte vorbei. Ardens Smith & Wesson lag neben dem Mercedes. Roosevelt hob die Waffe auf, steckte sie unter den Gürtel und humpelte zur nächsten Kreuzung, wo mehrere Autos an einer Ampel standen. Beim Gehen nahm Rooseveltden Helm ab und warf ihn weg. Dann winkte er ein Taxi heran und ließ sich auf die Rückbank fallen.
    »Wohin?«, fragte der Fahrer, ein Transkriptor mit dunklem Bart.
    Roosevelt beugte sich vor und tastete vorsichtig sein Fußgelenk ab. Es schmerzte höllisch, doch der Schmerz hatte auch ein Gutes: Roosevelts verschwommene Rachegelüste bekamen ein deutliches Ziel.
    Lieberman.
    Er würde Lieberman töten.
    Unterbewusst griff Roosevelt nach der Waffe in seinem Hosenbund.
    »Wohin, bitte?«, fragte der Fahrer.
    Roosevelt erinnerte sich an das Gespräch, das er mit Lieberman bei seinem ersten Besuch der Spiele gehabt hatte.
    »Zum Ritz, Battery Park«, sagte er. »Halten Sie zwei Blocks entfernt.«
    Der Fahrer nickte und fuhr los. Roosevelt drehte sich um und sah, wie der Genico Tower langsam hinter ihm verschwand. Er lehnte sich zurück.
    Der Fahrer nahm die schnellste Route in Richtung Süden über den FDR. Im Osten spiegelte sich die Skyline im Fluss, und im Süden war noch immer das rote Glühen von Bloomberg Island zu sehen, während vor ihnen die mit Glas verkleideten Fassaden gewaltiger Wohnblocks lagen. Schließlich fuhren sie vom FDR herunter und hielten auf die Südspitze von Manhattan zu.
    Roosevelt klopfte an die Glasscheibe und wies den Fahrer an, kurz vor dem Battery Park anzuhalten. Am Ziel angelangt, schob er Bargeld durch den Schlitz und stieg aus dem Taxi, wobei er sorgsam darauf achtete, die Pistole unter seinem Hemd verborgen zu halten. Im Park gab es zahlreiche dunkleEcken. Lediglich entlang der Wege und an einem kleinen Teich brannten Laternen. Roosevelt ging an den Pferdekutschen vorbei, die gegenüber den Luxusapartments auf Kundschaft warteten. Früher hatten diese Kutschen am Central Park gestanden, doch nun gab es dort keine Kunden mehr.
    Das Ritz lag direkt vor Roosevelt. Mit seiner hell erleuchteten Fassade sah das Gebäude wie ein gigantischer Hochzeitskuchen aus Marmor und Glas aus. Der reich geschmückte Vordereingang wurde von zwei Pförtnern im Zylinder bewacht. Sie grüßten freundlich, winkten Taxis herbei und

Weitere Kostenlose Bücher