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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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erwiderte etwas Unverständliches. Auf der Straße war es laut, und Roosevelt musste sich das andere Ohr zuhalten.
    »Wen?«
    »Queen Elizabeth. Sie haben sie sich geholt.«
    Roosevelts Körper verkrampfte sich. »Ich verstehe nicht … Wer hat sie sich geholt?«
    »Männer sind gekommen. Menschen. Sie war im Casino. Und sie haben Elizabeth gesehen und mitgenommen.«
    »Was für Männer?«
    »Russen«, antwortete Alphacon.
    Roosevelt runzelte die Stirn. »Weißt du, wohin sie Elizabeth gebracht haben?«, fragte er und ging ein Stück zurück, sodass er in den Laden blicken konnte. Lieberman war immer noch dort, völlig schutzlos, und schaute sich Krawatten an. Roosevelt spürte die Pistole unter dem Hosenbund. Es wäre so einfach, so leicht. In wenigen Sekunden könnte er seine Rache haben …
    »Ins Bernsteinzimmer«, antwortete Alphacon. »Das ist ein russischer Mafiaclub auf der West Side. Ein Sexclub. Genauer gesagt, ein Bordell.«
    Roosevelt dachte an Queen Elizabeth, wie sie am Teich von Strawberry Fields gestanden und ihm hinterhergeschaut hatte, als er nach Necropolis zurückgekehrt war. Er zog das Foto von ihr und seinem Bruder aus der Tasche, starrte darauf, fuhr mit dem Daumen über Elizabeths Gesicht … Sie war mit seinem Bruder zusammen gewesen, und er hasste die ganze Welt dafür. Langsam faltete Roosevelt das Bild wieder zusammen und ließ es in der Tasche verschwinden. Elizabeth brauchte ihn. Jetzt.
    »Bist du noch da?«, fragte Alphacon.
    »Ja«, sagte Roosevelt. Er hielt das Handy so fest in der Hand, dass er das Plastik knacken hörte. »Ich gehe sie holen.«
    »Sie werden dir nicht einfach gestatten, sie mitzunehmen.«
    »Das hoffe ich doch.«
    Roosevelt legte auf, warf einen letzten Blick auf Lieberman, drehte sich um und verschmolz mit den Passanten, die sorglos über den Bürgersteig schlenderten.

Das Bernsteinzimmer
    D er Zuhälter mit Namen Boris saß regungslos hinter dem Schreibtisch, den Blick starr auf den verchromten Lauf der Smith & Wesson gerichtet, den Roosevelt ihm auf die Stirn drückte. Ein dünnes Rinnsal Blut rann aus Boris’ Auge. Er hob die Hand, um es wegzuwischen, doch Roosevelt schüttelte den Kopf. »Lass es bluten …«
    Auf dem Boden hinter dem Empfangstisch lagen zwei tote Russen sowie leere 9-mm-Hülsen. Im Bordell war es totenstill geworden. Das Knarren der Betten und das Stöhnen der Kunden waren nach den Schüssen augenblicklich verstummt. Roosevelt stellte sich vor, wie die Freier gerade verzweifelt versuchten, sich im Dunkeln die Hose anzuziehen.
    Roosevelt verstärkte den Griff auf die Waffe; mit der anderen Hand zeigte er dem Mann ein Foto von Queen Elizabeth. »Wo ist sie?«
    Der Kopf des Zuhälters zuckte nach hinten. »Die letzte Tür.«
    »Beweg dich nicht«, sagte Roosevelt. Er hielt die Smith & Wesson weiter auf Boris gerichtet, als er über die Leichen stieg und langsam den Flur hinunterging.
    Dann aber löste sich die Starre nach der Schießerei, und Boris schrie los. Die fünf Männer, die im Wartezimmer saßen, sprangen auf und rannten zur Tür. Roosevelt ließ sie gehen.Ein Stuhl polterte. Schnelle Schritte dröhnten. Roosevelt schaute zurück und sah, dass auch Boris verschwunden war.  
    Queen Elizabeth sprang zurück, als Roosevelt die Tür eintrat. Sie trug schwarze Spitzenwäsche und starrte ihn mit großen Augen an. Ihre Lippen waren rot geschminkt und ihre Augen schwarz von Make-up. Ein Mann in Boxershorts setzte sich erschrocken auf.
    Roosevelt richtete die Pistole auf ihn. »Ich nehme sie mit«, sagte er. »Keine Dummheiten, Kumpel.«
    »Sie mitnehmen? Dafür hast du nicht den Mumm«, erwiderte der Mann mit starkem russischem Akzent. »Nur über meine Leiche.«
    »Okay.« Roosevelt schoss ihm in die Brust.
    Queen Elizabeth warf sich in Roosevelts Arme und vergrub das Gesicht an seiner Brust. Ihr Bioprint strahlte hell. »Wie hast du mich gefunden?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
    »Alphacon.« Roosevelt drückte sie gedankenverloren an sich. Er hatte noch immer das Foto im Kopf. »Wir gehen jetzt. Brauchst du noch was?«
    »Meine Arbeitspapiere. Ohne sie kann ich nicht in die Zone zurück.«
    »Wo sind sie?«
    »Im Büro. Im Safe.«
    Roosevelt nickte und führte Elizabeth aus dem Raum. Der Flur war noch immer leer; einige Türen hatten sich jedoch einen Spalt geöffnet. Das Büro war klein, die Wände mit Bildern von Mädchen und Eishockeyspielern zugepflastert, und aus zwei Fenstern konnte man auf das Industriegebiet der Stadt

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