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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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blicken. Licht fiel von draußen herein, flackerndes Neonrot, und beschien das Gesicht eines Mannes hinter dem Schreibtisch. Der Mann war klein und trug eine Brille. Er hatte die Hände über den Kopf gehoben und blickte verängstigt drein.
    »Das ist der Buchhalter«, sagte Queen Elizabeth zu Roosevelt, drehte sich zu dem Mann um und redete in scharfem Tonfall und auf Russisch auf ihn ein. Der Buchhalter beugte sich vor und drehte das Zahlenrad an dem großen Safe auf dem Boden. Im Flur wurden die Türen geöffnet. Die Freier ergriffen in wilder Panik die Flucht. Bestimmt würde jemand die Polizei rufen, und auch die TFU würde auf der Bildfläche erscheinen. Roosevelt und Elizabeth blieb nicht viel Zeit.
    Der Buchhalter trat beiseite, und Elizabeth füllte einen Stoffbeutel mit dem Inhalt des Safes: Pässe, Arbeitspapiere und Geldbündel. Dann warf sie sich den Beutel über die Schulter und drehte sich zur Tür um. In der Ferne waren bereits die ersten Sirenen zu hören.
    Roosevelt war schon halb durch das Wartezimmer, als er unvermittelt stehen blieb. Queen Elizabeth, die bereits die Tür erreicht hatte, drehte sich zu ihm um. »Wir müssen los!«, drängte sie.
    Roosevelt antwortete nicht, sondern griff in seine Tasche. Die Sirenen wurden immer lauter.
    »Was ist?« Queen Elizabeth sah Roosevelts Gesicht und trat einen Schritt auf ihn zu.
    Er zog das Foto, auf dem Elizabeth und sein Bruder zu sehen waren, aus der Tasche. »Erklär mir das hier.«
    Einen Moment lang schaute sie überrascht drein, als sie das Bild betrachtete; dann verwandelte sich das Erstaunen in Trauer, und sie hob den Blick. »Oh, Roosevelt, wie soll ich das erklären …«
    »Versuch es.«
    »Später. Bitte«, flehte sie. »Die TFU wird gleich hier sein.«
    »Nein. Jetzt.«
    Elizabeth schloss die Augen und seufzte. »Die Nacht, als ich zu dir in die Wohnung gekommen bin. Als Geschenk deines Bruders. Die Nacht, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe …« Sie hielt inne, suchte nach den richtigen Worten. »Du hast mich zurückgewiesen«, fuhr sie schließlich fort, öffnete die Augen wieder und schaute ihn an. »Die meisten Männer sagen nicht Nein.«
    »Du hast ihn gefickt, weil er nicht Nein gesagt hat, stimmt’s?«, fragte Roosevelt mit boshaftem Unterton.
    »Ich bin eine Transkriptorin. Was habe ich denn für eine Wahl? Habe ich die Kontrolle darüber? Nein. Ich bin ihrer Macht unterworfen, wie wir alle. Ich habe es weder aus Liebe noch für Geld getan. Ich habe es getan, weil er nach mir gefragt hat und weil ich keine Wahl hatte. Verstehst du?«
    Elizabeth wischte sich den Mascara weg, der ihr über die Wange gelaufen war, und schaute Roosevelt an. Dann kniff sie die Augen zusammen und blickte auf irgendetwas hinter ihm. Roosevelt hörte das Klicken eines Revolvers. Er drehte sich im selben Augenblick um, als der Schuss peitschte. Ein sengender Schmerz breitete sich in seiner Schulter aus. Die Wucht des Einschlags riss ihn zum Schützen herum. Boris stand in der Tür hinter ihnen, einen kleinen Revolver in der Hand, dessen Lauf noch rauchte.
    Roosevelt feuerte zweimal, dann war die Smith & Wesson leer. Der Zuhälter wurde nach hinten geschleudert und brach zusammen. Die Sirenen draußen waren mittlerweile ganz nahe, doch Roosevelt starrte auf den Toten, unter dem sich eine Pfütze aus Blut bildete.
    »Sie kommen!« Queen Elizabeth zog Roosevelt am Arm und hielt ihm die Tür auf, und gemeinsam traten sie hinaus in die von Neonlampen erhellte Nacht. Erst jetzt, als sein Adrenalinspiegel sank, spürte Roosevelt den Schmerz. Die Kugel hatte seine Schulter durchschlagen, und sein Hemd färbte sich rot von Blut. Ihm drehte sich der Kopf. Er hatte Mühe, dasGleichgewicht zu halten, konnte nur noch taumeln. Queen Elizabeth stützte ihn.
    »Halt durch. Lass mich jetzt nicht im Stich«, sagte sie.
    Die Menschen auf dem Bürgersteig blieben stehen und starrten Roosevelt an. Plötzlich schoss ein schwarzer Van um die Ecke und kam mit kreischenden Reifen zum Stehen. Die Tür flog auf, und drei Transkriptoren mit Skimasken über dem Kopf sprangen heraus. Sie entdeckten Elizabeth und winkten sie zum Van. Elizabeth verstärkte den Griff um Roosevelts Hüfte, als sie spürte, dass er wegzusacken drohte. Einer der Transkriptoren kam herbei, packte Roosevelts anderen Arm und half Queen Elizabeth, ihn zu schleppen.
    Roosevelt spürte, wie er in den Van gewuchtet wurde. Dann schlug jemand die Tür zu, und der Van raste los. Roosevelt fühlte, wie er

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