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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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ist?«
    »Bist du jetzt Familientherapeutin?«
    »Nein.« Queen Elizabeth zuckte mit den Schultern. »Ich frage nur.«
    » Sie haben angefangen. Sie haben mich zu dem gemacht,was ich bin. Auf jede Aktion folgt eine Reaktion. Ich bin diese Reaktion. Gleiches gilt für das, was mit Lieberman und Piper passiert ist – und für das, was mit meinem Bruder passieren wird. Er ist dafür verantwortlich, was ich bin. Was immer ich ihm antun werde, er selbst trägt die Schuld daran.«
    »Das ist eine interessante Sichtweise.«
    »Die einzig richtige.«
    »Dann glaubst du also nicht mehr an passiven Widerstand? Was hast du noch mal gesagt, als wir uns kennengelernt haben? Friedlicher Protest ist der einzige Weg.«
    Roosevelt kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. »Damals war alles anders.«
    »Für dich, nicht für uns.«
    »Es ist, wie du gesagt hast, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind: Die Menschen respektieren uns nicht. Sie werden uns nie ein Forum geben, um passiv Widerstand zu leisten. Da würden sie uns lieber erschießen. Oder besser noch, sie sorgen dafür, dass wir uns gegenseitig erschießen. Dann können sie auch noch Eintritt dafür verlangen.«
    »Na, das nenne ich mal einen Paradigmenwechsel.«
    »Ja, das ist wohl eine unvermeidliche Folge der Evolution.« Roosevelt trank den Rest von seinem Eistee, schob den Stuhl zurück und stand auf. »Ich gehe jetzt. Bis heute Abend.«
    Saxton war außer sich vor Wut. Er saß an seinem Schreibtisch und starrte auf den Warhol, der die gegenüberliegende Wand zierte. Das Headset baumelte an seinem Hals. Seit zwölf Stunden hatte er kein Koks mehr genommen, und das war wohl der Grund dafür, dass er die Dinge auf einmal überraschend klar sah.
    Lieberman war verhaftet worden. Der gesamte Afrikaplan war an die Journaille verraten worden; die Nachrichten warenvoll davon. Zum Marktschluss würde die Genico-Aktie vollkommen eingebrochen sein. SampWatch hatte eine nachdrückliche Kaufwarnung für die gesamte Industrie ausgesprochen. Natürlich würden sie sich wieder erholen. Das war nicht das Problem. Die Menschen würden weiter krank werden. Die Menschen würden immer krank werden, und deshalb würden sie auch immer Samps brauchen. Und der Transkriptorenverkauf war nach wie vor stabil. Es gab Licht am Ende des Tunnels.
    Das Problem war nur, dass alle diese Ereignisse irgendwie miteinander verbunden waren. Irgendjemand hatte diese Katastrophe in Gang gesetzt, und Saxtons gegenwärtig drogenfreier Verstand versuchte, dem Ganzen einen Sinn zu entnehmen.
    Doch in seinem Hirn herrschte heller Aufruhr. Es war so sehr an die rasende Geschwindigkeit von Mama Blanca gewöhnt, dass die Neuronen nun den Aufstand probten. In Saxtons Kopf tobte ein Bürgerkrieg. Koks-Truppen belagerten die Festung seines Verstands – genau den Teil seines Gehirns, der nun verzweifelt herauszufinden versuchte, wie es so weit hatte kommen können.
    Doch dann schälte sich ein Name aus dem dichten Nebel in Saxtons Hirn.
    »Gehen Sie heute Abend zur Party von Mr. Symon?«, fragte Amy von der Tür. »Wie soll ich auf die Einladung reagieren? Ich könnte absagen.«
    »Nein«, sagte Saxton rasch. »Ich gehe.«
    »Okay.« Amy zuckte gleichgültig mit den Schultern. Vergangene Woche hatte ein Transkriptor ihr die Faust ins Gesicht gerammt und ihr die Geldbörse gestohlen, als Saxton sie ins Getto geschickt hatte, um ihm ein Eiersandwich zu holen. Seitdem schien er mehr und mehr die Macht über sie verlorenzu haben. Er hatte sogar mitbekommen, wie sie einem Kollegen gegenüber erwähnt hatte, sie habe einem Headhunter ihren Lebenslauf zukommen lassen.
    Irgendwie war die Welt immer trostloser geworden, ohne dass Saxton es gemerkt hätte. Sie hatte keine Ecken und Kanten mehr, nichts, was ihn erregt hätte. Alles war einfach nur glatt, eintönig, langweilig.
    »Ich lasse Ihnen die Adresse hier«, sagte Amy leise und ging hinaus.
    Saxton nickte bloß, betrachtete den Warhol und versuchte, irgendein Gefühl heraufzubeschwören, doch da war nichts in ihm. Parker Symon hatte zu viel gewusst. Parker Symon – das war der Name, den Saxtons Vater in seinem Testament erwähnt hatte. Und nun war dieser geheimnisvolle Mann aufgetaucht.
    Symons Transaktionen waren einfach zu gut gewesen. Insider gehörten zwar zur Wall Street, aber nicht auf Saxtons Kosten. Es machte ihn furchtbar wütend.
    Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass das Leben sich veränderte. Es würde nie wieder so wie früher sein. Glanz

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