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jetzt so gemacht?«, fragte Gutierrez.
Sanders zuckte mit den Schultern. »Nicht viel. Nur jede Menge 90T.«
10–90X war der offizielle Funkcode des New York Police Departments für unbegründete Anrufe – Einsätze, die eigentlich keinen Polizeieinsatz rechtfertigten. 10–90T wiederum war der informelle Code für jede Straftat, an der ein Transkriptor beteiligt war. Damit wollten die hiesigen Detectives eigentlich nicht belästigt werden. Soweit es sie betraf, war es bloß Sachbeschädigung, wenn irgendwo ein Transkriptor zu Schaden kam.
»Alles wie immer also«, bemerkte Gutierrez, als der Aufzug hielt und die Tür sich öffnete. Im sechsten Stock drängten sich weitere Uniformierte. Die drei Detectives gingen durch einen langen Flur und betraten eine luxuriöse Privatbibliothek. Die zwanzig Fuß hohen Wände wurden von Regalen voller alter, in Leder gebundener Bücher gesäumt. Gegenüber der Tür befand sich ein großer Marmorkamin an der Wand, während an der Decke ein Glasleuchter hing, der größer war als Ardens Küchentisch. Eine attraktive Brünette in engem, körperbetontem Lederkleid und mit einer Feder im Haar saß weinend in einer Ecke des Raumes neben einem Mann in Dreispitz und Kniebundhose.
»Wer sind die denn?«, fragte Arden.
Sanders schnippte mit den Fingern und deutete auf das Mädchen. »Pocahontas. Und der Typ neben ihr ist Napoleon.«
Gutierrez schüttelte den Kopf. »Nein, da liegst du völlig falsch. Das sind die Indianerin Sacagawea und Präsident Jefferson.«
»Und was machen die hier?«
»Die Frau hat die Leichen gefunden«, antwortete Gutierrez. »Sie und Betty Boop haben sich im Nebenraum versteckt. Und Thomas Jefferson …«
»Napoleon«, unterbrach ihn Sanders.
»Wer auch immer.« Gutierrez schaute ihn verärgert an. »Er ist ihr Mann. Er war zum Zeitpunkt der Tat im Billardzimmer.«
»Hat sie was gesehen?«
»Außer den beiden Leichen? Nein.«
Arden schaute sich in der Bibliothek um. Vor einer alten Standuhr lagen Glassplitter auf dem Boden, und hinter der Wand befand sich ein weiterer, deutlich kleinerer Raum, der gänzlich von der Bibliothek getrennt war.
»Sieht so aus, als wären unsere beiden Opfer in einer Art Geheimzimmer gewesen«, sagte Gutierrez. »Ich habe mit Livingston darüber gesprochen. Offensichtlich gehören die Splitter zu einem Einwegspiegel, der gleichzeitig als Tür zum Schlafzimmer diente.« Er hob die Augenbrauen und zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, was das sollte. Na ja, wie auch immer, die beiden Leichen lagen jedenfalls da drin. Schaut euch ruhig um.«
Die Spurensicherung war bereits am Tatort. Einer der Kriminaltechniker beugte sich über einen burgunderroten Orientteppich und stellte einen gelben Marker neben etwas, das eine Patronenhülse zu sein schien.
»Ich wette, es war Colonel Mustard in der Bibliothek mit dem Revolver«, murmelte Sanders vor sich hin, als er über das zerbrochene Glas hinweg in den kleinen Raum kletterte.Ein Bett stand dort. Die Tagesdecke war zurückgeschlagen und voller Blut. Die Leiche eines Mannes in OP-Kleidung lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Neben ihm, auf dem Bett, lag eine attraktive Blondine, als Engel verkleidet.
»Detectives«, sagte Gutierrez, »darf ich Ihnen Dr. Smalls und Gattin vorstellen?«
Die Frau trug weiße Flügel, die nun zerdrückt und zerfetzt waren. Auf den Federn, auf ihrem weißen Kleid und auf der zerknüllten Decke waren Blutspritzer. Ihre Füße hingen steif über die Bettkante; die Fußsohlen standen flach auf dem Boden. Der Mann lag in rechtem Winkel zu seiner Frau.
Arden starrte auf die beiden Toten. Dann schüttelte er den Kopf und wandte sich Gutierrez zu. »Doktor Smalls?«
»Ja. Er hatte eine Labor-ID von Genico in der Tasche. Ich habe schon einen Uniformierten geschickt, um nachzufragen, ob jemand von dort die Leichen identifizieren kann.«
»Was hat der Mann bei Genico gemacht?«
Gutierrez verzog das Gesicht.
»Was ist?«, hakte Arden nach. »Warum guckst du so?«
»Der Mann war Leiter des Manna-Programms.«
»Oh.« Arden atmete tief durch und scharrte mit dem Fuß. »Nun, ich nehme an, der Bursche wird in nächster Zeit keine Heilmittel mehr entwickeln«, scherzte er. Dabei war ihm gar nicht nach Scherzen zumute, im Gegenteil. Arden nahm den Blick von den Toten, um die Fassung wiederzuerlangen. Schließlich wandte er sich wieder seinen Kollegen zu und räusperte sich. »Habt ihr nach jemandem geschickt, um die ID
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