Golem - Golem - Genome, Inc.
abzuholen?«
»Ja.«
Arden schaute noch einmal auf die Leichen. »Gut.«
Die grüne Kluft des Mannes war dunkel von Blut, und am Hals hatte er eine hässliche Quetschung, die sich gelb verfärbte. Arden schaute genauer hin. Irgendetwas stimmte nicht mit dem Haaransatz des Toten, aber was? Er wirkte irgendwie … schief.
»Sieht so aus, als hätte unser Killer sich an ihnen zu schaffen gemacht«, bemerkte Gutierrez. »Ziemlich seltsam.«
»Zu schaffen gemacht?«
»Nun, wer immer für diese Schweinerei hier verantwortlich ist, hat beim männlichen Opfer den Vorderteil des Schädels entfernt. Und zwar chirurgisch. Es sieht ganz nach einer Operation aus. Außer ein paar Spritzern ist kaum Blut zu sehen.«
»Er hat ein Stück des Schädels herausgenommen? Mein Gott! Warum das denn?«
Gutierrez zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat er es gefressen.«
Falls es sich bei dem Täter um einen Transkriptor handeln sollte, war das durchaus möglich.
»Ganz sicher bin ich mir nicht«, fuhr Gutierrez fort, »aber es scheint auch ein Teil des Gehirns zu fehlen. Das können wir mit Sicherheit aber erst nach der Autopsie sagen. Außerdem haben wir hier Quetschungen an Hals, Hand- und Fußgelenken. Vielleicht war der Mann gefesselt.«
»Auf den ersten Blick«, erklärte Arden, »würde ich sagen, er starb an einer Kugel, während die Frau erwürgt wurde. Ihr Kehlkopf ist regelrecht zerquetscht.«
Arden beugte sich über Dr. Smalls. Kurz hielt er inne, zog sich Latexhandschuhe an, untersuchte Smalls’ Nacken und den Haaransatz. Wieder fiel ihm das seltsam schiefe Haar auf. Gutierrez hatte recht: Ein Stück des Schädels schien herausgenommen und wieder eingesetzt worden zu sein; nur eine dünne rote Linie war von dem Eingriff geblieben. Doch anhand desBlutverlusts konnte man darauf schließen, dass Smalls zum Zeitpunkt des Eingriffs noch gelebt hatte.
Sanders kauerte sich neben seinen Partner. »Was hat er mit ›gefressen‹ gemeint?«
Arden war nicht überrascht, dass Sanders den Begriff nicht verstand. »Es gibt eine Art Transkriptorenreligion. Deren Anhänger glauben, die menschliche Seele wohne in einem bestimmten Teil des Gehirns.« Er untersuchte die Leiche weiter. »Im rechten Hirnlappen, um genau zu sein. Wenn du den isst, verleibst du dir die Seele des betreffenden Menschen ein.«
»Oh Mann, das ist ja echt abgefahren.«
»Ja. So etwas geschieht aber nur selten. Ich habe lange nicht mehr von einem solchen Fall gehört.«
»Dann hat ein Transkriptor das hier getan?«
Arden zuckte mit den Schultern. »Möglich. Oder der Täter wollte, dass wir das glauben.«
Arden fuhr mit der Untersuchung fort. Er zog die Lippen der Leiche zurück und öffnete ihren Mund. Die Zunge war dick geschwollen. Arden untersuchte die Hände des Toten. Die Fingernägel waren sauber und manikürt. An beiden Handgelenken fanden sich Quetschungen, genau wie Gutierrez gesagt hatte. Smalls’ Fußgelenke waren entblößt, die Socken heruntergezogen.
»Hier ist ein Fingernagel abgebrochen«, murmelte Sanders, als er sich über die Hand der toten Frau beugte. Arden stand auf und schaute es sich selbst an. Sanders hatte recht. Auch die Frau hatte perfekt manikürte Hände; nur am Nagel des rechten Zeigefingers fehlte ein Stück.
»Schauen Sie hier mal nach DNA«, forderte Arden einen der Spurensicherer auf.
Der Kriminaltechniker beugte sich über den abgebrochenen Fingernagel. Der DNA-Scanner erwachte mit einem Summen zum Leben, und der Techniker steckte den Finger der Toten in das Gerät. Ein Surren war zu hören, begleitet von einem blauen Licht. Schließlich piepte der Apparat, und der Scanner projizierte das holografische Bild zweier sich drehender DNA-Sequenzen über die Leiche. Das Gerät hatte zwei unterschiedliche DNA-Komponenten isoliert und erstellte nun ein Profil. Sanders nippte an seinem Kaffee und schaute dem Scanner bei der Arbeit zu.
Das linke Bild nahm allmählich Gestalt an. Zuerst erschien eine Silhouette mit langem Haar, das universelle Symbol für eine Frau. Einen Augenblick später wurde das Haar gelb gefärbt, die Haut weiß. Eine Kaukasierin, blond. Das Gerät arbeitete weiter und analysierte jedes einzelne DNA-Segment. Die Augen der Frau färbten sich blau, und ihr Gesicht nahm Konturen an. Schließlich blickte Arden auf ein Bild von Mrs. Smalls.
Wenn die eine DNA dem Opfer gehörte, bestand die Möglichkeit, dass die zweite die des Täters war. Arden schaute geduldig zu, als das Gerät nun die zweite
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