Golem - Golem - Genome, Inc.
ertragen müssen. Ich wollte meinen Teil dazu beitragen, ihr Leid zu lindern. Es ging mir nicht darum, mein eigenes Leben zu verlängern. Das Leben ist etwas sehr Zerbrechliches. Esbraucht nur eine Laune des Schicksals, und es ist vorbei. Wenn ich nicht mehr bin, könnte eine Zeit kommen, da du dich in Schwierigkeiten wiederfindest.«
»Was meinst du mit Schwierigkeiten?«
»Das wirst du wissen, wenn die Zeit da ist. Es gibt ein Schließfach in der Bank of New York, Wall Street Branch. Solltest du je in Bedrängnis geraten, möchte ich, dass du dieses Schließfach öffnest. Ich habe dir dort etwas hinterlassen.«
Roosevelt beugte sich vor. Diese Geheimniskrämerei faszinierte ihn. »Ich werde es finden.«
»Zeig mir deine Hand.«
Roosevelt streckte die rechte Hand über den Schreibtisch hinweg aus. Die Haut seines Vaters fühlte sich an wie Papier. Aufmerksam betrachtete Saxton Senior den Daumen seines Sohnes. Dann holte er eine Injektionspistole aus der Schreibtischschublade und drückte sie Roosevelt auf den Finger.
»Ich werde dir jetzt einen Mikrochip unter die Haut schießen. Dieser Chip ist der Schlüssel für die Box im Bankfach. Lass ihn unter keinen Umständen entfernen. Hast du verstanden?«
»Ja.«
Saxton Senior drückte ab. Roosevelt spürte einen leichten Stich; dann zog er die Hand zurück. Ein winziger Blutstropfen war auf seiner Haut zu sehen. Roosevelt kam das Ganze ein wenig übertrieben vor; andererseits konnte er die Geheimhaltung verstehen, wenn sich in dieser Box wichtige Firmenunterlagen befanden. Samp- und Transkriptorenmuster waren überaus wertvoll, und wie alles Wertvolle weckten sie ungewollte Begierden.
»Niemand weiß von diesem Mikrochip«, fuhr Saxton Senior fort. »Nicht dein Bruder, nicht Dolce, niemand. Du und ich, wir sind die Einzigen, und so muss es bleiben.«
»Ich verstehe.«
»Versprich mir, dass du niemandem davon erzählst. Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig das ist.«
»Ich verspreche es, Dad. Und jetzt versuch, dich zu entspannen, okay?«
Erleichtert lehnte Saxton Senior sich zurück und richtete seine Aufmerksamkeit auf die vorbeilaufenden Sampkurse. Der kurze Augenblick der Intimität war vorüber. Saxton Senior war wieder ganz er selbst: der König der Industrie. Der Falke schlug mit den Flügeln, und Regal Blue trat vor, um sich um den Vogel zu kümmern.
»Bauchspeicheldrüsenkrebs fällt weiter«, sagte Saxton Senior. »Mein Sohn hat dumm gehandelt.«
Gier ist gut
P hillip Saxton starrte mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination auf den Ticker:
LGH 33 1/2, TMB 47 8/9, DER 1 1/3, CAP 107 1/8, PCR 124.
Aus dem Großraumbüro hörte er ein leises Raunen. Der römische Mob hatte die Zahlen gesehen und reagierte nun darauf. PCR 124. Der Preis war um weitere zwei Dollar gefallen. Erneut hatte sich ein gigantisches Vermögen in Luft aufgelöst.
Das Telefon klingelte. Das schrille Geräusch schien irgendwie auf die miese Laune des Anrufers schließen zu lassen, und Saxton wies den Anruf ab, doch sofort klingelte es wieder. Saxton wies den Anruf erneut ab. Falls nötig, konnte er dieses Spiel den ganzen Morgen spielen.
Der Kurssturz, das Grummeln des Mobs und die hartnäckigen Anrufe seines Vaters – dies alles gab Grund zur Sorge. Doch was Phillip Saxton am meisten beunruhigte, war die Tatsache, dass ihm sein geliebtes weißes Pulver ausging. Kurz starrte er in seine leere Schreibtischschublade; dann steckte er den Kopf hinein und fuhr mit der Nase über den Metallboden. Er zog Radiergummireste ein, Papierschnipsel, etwas, das sich wie ein Penny anfühlte, und irgendwo dazwischen auch einen Hauch von Kokain.
Es klopfte.
Saxton riss den Kopf so schnell aus der Schublade, dass ersich den Schädel an der Schreibtischkante stieß. Er fluchte, rieb sich den Kopf und rief: »Herein!«
Die Tür ging auf, und Amy betrat vorsichtig das Büro.
Sie schaute reumütig drein, und da Saxton bereits wusste, was sie sagen würde, warf er ihr seinen vernichtendsten Blick zu.
»Was ist?«, fragte er schroff.
»Hast du den Kurssturz gesehen?«
»Bist du aus einem bestimmten Grund hier, oder wolltest du mir nur sagen, wie tüchtig ich in meinem Job bin?«
Amy trat von einem Fuß auf den anderen. »Da ist ein Anruf für dich.«
»Ist Gott am Apparat?«
Amy lächelte verlegen. »Was? Wer?«
»Ich weiß ja nicht, wie es um deine religiöse Erziehung bestellt ist, aber ich neige dazu, von Ihm oder Ihr als dem Allmächtigen zu denken, dem Schöpfer
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