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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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nichtfür tapfer – obwohl er letzten Sommer einen tollwütigen Waschbären mit einem 7er-Eisen unter der Veranda ihres Hauses hervorgeholt hatte. Und vor fünf Jahren hatte er ein achtjähriges Mädchen in den Hamptons vor dem Ertrinken gerettet. Aber die eine oder andere kleine Heldentat hatte wahrscheinlich jeder Mensch vorzuweisen. Da es zu Smalls’ Lebzeiten keinen Krieg gegeben hatte, hatte er auch keine Gelegenheit gehabt, sich in einer Schlacht zu bewähren oder sich einen Orden zu verdienen, der seinen Mut hätte beweisen können. Stattdessen beschränkten seine »Abenteuer« sich darauf, mit anderen Angehörigen seiner Gesellschaftsschicht Squash zu spielen oder nach zweiundzwanzig Uhr allein mit der U-Bahn zu fahren.
    Das hier war jedoch meilenweit davon entfernt, und zu jeder anderen Zeit wäre Smalls hinter dem Spiegel versteckt geblieben. Doch vermutlich hatte seine Frau durch den Ritt auf ihm seinen Testosteronspiegel so sehr in die Höhe schnellen lassen, dass er nun das gefährlichste aller männlichen Gefühle empfand: das Verlangen, sich zu beweisen.
    Der Spiegel hatte innen ein Schloss, eine Art Riegel. Als Smalls ihn zurückzog, glitt die Tür langsam auf, und Lampenlicht fiel zu ihm herein. Es war, als würde man ein Siegel brechen. Plötzlich konnte Smalls eine ganze Symphonie verschiedener Geräusche hören, die bis dahin nicht in den Raum vorgedrungen waren: das Ticken der Bibliotheksuhr, das Summen der Lampen, das Geräusch einer Tür, die in einiger Entfernung zugeschlagen wurde.
    »Bleib hier«, sagte Smalls, »und verhalte dich ruhig. Ich bin in zehn Minuten wieder da.«
    Vorsichtig schob er die Spiegeltür auf, trat hindurch und gelangte in die Bibliothek. Sie war leer. Smalls schloss den Spiegel hinter sich und hörte, wie er ins Schloss fiel. Nunkonnte er nur noch sein eigenes Spiegelbild im Glas sehen. Linda befand sich irgendwo dahinter, auf der anderen Seite. Der Gedanke machte ihm Mut, und er ging auf die offene Tür der Bibliothek zu. Dabei lauschte er, aber kein Laut war zu hören. Smalls lugte hinaus. Der Gang war in beiden Richtungen leer.
    Smalls schaute auf den Boden und entdeckte einen roten Streifen auf dem Teppich. Er bückte sich und berührte den nassen Fleck. Als er die Finger hochnahm, waren sie rot. Blut. Ohne Zweifel. Smalls erinnerte sich an den maskierten Mann … und an die Füße, die aus der Bibliothek geschleift worden waren …
    Er hätte die Polizei rufen sollen.
    Anderseits war Livingston ein äußerst seltsamer Vogel. Vielleicht war das alles ja geplant, bloß Theater. Wenn Livingston gewusst hatte – woher auch immer –, wo Smalls und seine Frau sich versteckt hielten, war es durchaus denkbar, dass er irgendeinen Blödsinn inszeniert hatte, um seinem alten Kommilitonen Angst einzujagen.
    Und bis jetzt funktionierte es.
    Die Blutspur führte weiter den Gang hinunter, bis sie rechts hinter einer Ecke verschwand. Smalls musste zugeben, dass Livingston sich große Mühe gegeben hatte, sollte diese Sache tatsächlich auf seinem Mist gewachsen sein. Doch Smalls wollte ihm nicht die Genugtuung geben, bei diesem dämlichen Spiel den Sieg davonzutragen.
    »Ich werde dich schon aufspüren, Freundchen«, flüsterte er und machte sich auf den Weg den Gang hinunter, immer den roten Flecken hinterher. »Wir werden ja sehen, wie das ausgeht.«
    Die Blutflecke wanden sich über den Teppich wie die Spuren einer Schlange in der Wüste. Im Haus war es größtenteilsdunkel, doch Smalls folgte der Blutspur im Mondlicht bis zum Ende des Gangs und dann in einen weiteren Flur hinein. Von den anderen Spielern war nichts zu sehen. Offenbar hatten alle sich irgendwo versteckt.
    Die roten Streifen wanden sich immer weiter, eine Treppe hinauf, durch Zimmer und über Flure. Dabei änderte sich immer wieder der Bodenbelag. Mal saugte Teppichstoff das Blut auf wie Brot die Soße, dann wieder sammelte es sich auf Marmor oder Holz und bildete Pfützen, die im Mondlicht schwarz und unergründlich schimmerten. Einmal blieb Smalls sogar stehen, um diesen Effekt zu bewundern. In jedem Fall ruinierte Livingston sich mit diesem kleinen Scherz den ganzen Fußboden.
    Dann verschwanden die Blutflecke.
    Sie führten zu einer großen Doppeltür und darunter hindurch. Sackgasse. Die Tür war verschlossen, doch durch das Schlüsselloch fiel Licht. Leise schlich Smalls zu der Tür und drückte ein Ohr ans Holz. Drinnen waren Schritte zu hören. Da war jemand.
    Jetzt habe ich dich,

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