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Golem - Schicksalstraeger

Golem - Schicksalstraeger

Titel: Golem - Schicksalstraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline S. Brockmann
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nicht anmerken zu lassen. Klagte und jammerte nicht. Und doch … Ich musste Edoron nichts davon sagen.
    Er war ein Tsurpa und zwar ein sehr guter. Ob nun meiner oder der von jemand anderen machte keinen wesentlichen Unterschied. Er war ein Beobachter, ganz anders als Diego. Ich glaube, Edoron wusste es von vorn herein und Diego lernte im Laufe der Reise zum Orakel manches von dem, was er eigentlich schon längst wissen sollte.
    Ich war zu stolz. Sprach nicht bei einer Rast an, dass ich nicht bis zum Orakel laufen konnte.
    Am Tage waren wir an einem See angekommen und rasteten ganz in dessen Nähe.
    »Ich hab kein Bock nochmals einen Bergaufstieg zu machen!«, fuhr Diego abends am Feuer plötzlich auf und starrte grimmig dem Weg der vor uns lag entgegen. Das irritierte mich. Mit der Zeit hatte ich Diego kennengelernt. Er war mehr der Kopf-durch-die-Wand-Typ als jemand der klein beigab
    Ich kaufte es ihm nicht ab, konnte also nur davon ausgehen, dass er mir einen Ausweg bieten wollte. Obwohl ich mir dessen nicht sicher war und es mir ziemlich sonderbar erschien. Waren Diego und ich vielleicht auf verquere Art und Weise doch Freunde?
    »So und was schlägst du vor?«, fragte ich und ergriff die Chance.
    »Irgendwann gab’s da mal diesen Drachen.«
    »Du meinst Boris? So weit ich mich erinnern kann habt ihr mir erzählt, dass er zurück zu seinesgleichen gegangen ist. Aber was wäre mit Pferden?«
    Edoron ließ ein kurzes belustigtes Lachen hören. Ich sah ihn fragend an.
    »Pferde, mein Freund, sind denke ich keine schlechte Idee. Kommen wir aber zu Punkt A: Pferde zu besorgen ist extrem risikoreich. Alle Pferde wurden für die unterschiedlichen Armeen eingezogen. Sogar klapprige Ackergäule. Punkt B: Selbst wenn wir Pferde hätten … Ich möchte wetten, dass das mit dir eine lustige Angelegenheit sein dürfte, da du mit Sicherheit noch nie geritten bist.« Ich warf der Wölfin einen schrägen Blick zu.
    Das war kein Ritt, sondern ein Desaster! , hörte ich sie in meinem Kopf lachen. Ich seufzte. Also doch laufen – irgendwie.
    Ich spürte, wie Edoron mich musterte. Er merkte, dass da irgendwas zwischen mir und der Wölfin ablief, obwohl sie scheinbar niemand außer mir hören konnte.
    Weißt du, sagte sie gähnend, während sie sich genüsslich streckte, ich kann ohnehin nicht verstehen, warum du zu einem Orakel willst.
    Weil ich Antworten will.
    Antworten? Ich dachte, die hätten nur Rätsel im Angebot … Aber wenn’s auch Antworten gibt …
    Ich sah den neckischen Blick in ihren klugen Augen.
    Du bist permanent am Rätseln. Da ist es vielleicht sinnvoll erst ein paar zu lösen, bevor du neue suchst.
    Ich denke, es ist der beste Weg, um anzufangen. Außerdem woher willst du wissen, was in meinem Kopf vorgeht?
    Schon vergessen, Tölpel, du denkst sehr laut! Und daran hat sich bis heute nichts geändert.
    Die Wölfin kam zu mir getrottet und legte ihren übergroßen Kopf auf meinen Schoß. Ich zuckte zusammen, als sie mein Knie streifte.
    Kann ich wieder auf dir reiten?
    Hmm … Und was machen wir dann mit deinem Stolz und meinem Fell? Ich glaube ich habe im Nacken noch immer eine kahlere Stelle vom letzten Mal.
    Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Die Wölfin lachte neckisch und schüttelte den Kopf.
    Eine kahle Stelle hab ich nicht, aber trotzdem … Diesmal brauchst du definitiv irgendwas worauf du sitzen und woran du dich festhalten kannst. Dann wären wir auch im Nullkommanichts beim Orakel.
    Ich seufzte. Wohl kaum konnte man »Zaumzeug für Klingenwölfe" irgendwo finden. Ich krauelte die Wölfin geistesabwesend und ließ meine Blicke über ihren riesigen Körper schweifen. Sie war inzwischen ausgewachsen, nahm ich an, mit einer Größe und Masse, die die eines Menschen locker überstiegen. Sie war ein schönes Tier, wenn auch recht Furcht und Respekt einflößend, vorausgesetzt man wusste nicht, dass sie gutmütig war.
    Allein eine Tatze war inzwischen dreimal so groß wie meine Hände – mindestens.
    Mitten in der Nacht wurde ich aufgeschreckt. Edoron stand mit gezogenem Schwert neben mir und bedeutete mir, mich still zu verhalten. Ich mühte mich leise aufzustehen und lauschte konzentriert. Da draußen in der Dunkelheit war irgendwer. Mir stockte der Atem. Irgendwer oder irgend was ?!
    Die Geräusche klangen komisch. Irgendwie zwischen stolpern und trampeln. Ein sonderbar hohes Säuseln und Wimmern lag im Wind. Ich schauderte fröstelnd. Was auch immer es war, es kam näher. Die Wölfin schnupperte und

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