Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Golem - Schicksalstraeger

Golem - Schicksalstraeger

Titel: Golem - Schicksalstraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline S. Brockmann
Vom Netzwerk:
zuzustoßen. Er schlug und wankte schon so gefährlich. Schließlich stießen Edoron und Diego gleichzeitig zu.
    Der Plan ging auf. Der Gnork stürzte hinab in den See. Allerdings riss er Knips mit sich, ließ ihn aber mitten im freien Fall los.
    Die Wölfin und ich sprangen ins Wasser. Knirps sackte besinnungslos in die Tiefe. An der Stelle, an der er untergegangen war, tauchte ich ab und erwischte gerade noch seine Hand. Es war stockfinster hier im Wasser. Wären nicht meine Luftblasen nach oben gestiegen, hätte ich nicht gewusst wo Oben und Unten überhaupt waren. Die Dunkelheit war beängstigend und irritierend.
    Mit nur einer Hand und einem vernünftigen Bein war es schwer wieder an die Oberfläche zu gelangen. Als ich jedoch in die Tiefe blickte versetzte mir das den Schock schlechthin, der mich alles vergessen ließ. Die glühenden Augen des Gnorks starrten mich vom Grund des Sees unheilvoll an. Er lebte noch und vermutlich konnte ihn gewöhnliches Wasser auch nicht töten.
    Eine weitere helfende Hand kam und nahm mir Knirps ab. Ich heftete mich erschöpft an die Wölfin, als ich die Oberfläche wieder erreicht hatte. Ich keuchte kläglich. Ohne die Wölfin hätte ich es wahrscheinlich nicht mal zum Ufer geschafft. Ich hatte gar nicht bemerkt wie tief ich wirklich getaucht war.
    Wir waren die letzten, die am Lagerplatz ankamen. Edoron und Diego hatten Knirps flach auf den Boden gelegt. Ich konnte undeutlich erkennen wie Edoron mehrfach auf seine Brust drückte und ihm Luft in den Mund blies.
    Was tun sie?
    Ihn wiederbeleben.
    Wiederbeleben?! Ist er etwa …?
    Noch nicht. Wir haben Glück, dass wir einen so fähigen Tsurpa wie Edoron da haben. Denn viele Techniken, um Menschen zu retten oder zu heilen liegen in den Geheimnissen der Tsurpa verborgen.
    Langsam kam ich näher. Knirps hustete, stöhnte auf und krümmte sich vor Schmerz.
    Das war ein Krieg? Eine Welt in der Kinder so leiden mussten?!
    Ich schichtete so schnell ich konnte Holz und ausgedorrtes Gras zu einem Haufen auf und entfachte ein Feuer. Ich tat das, was ich wirklich noch gut konnte. Mischte Wasser, knorrige Wurzel, Kräuter, Pflanzensäfte - alles, was ich für die heilende Paste benötigte, die Knirps seine Verletzungen erleichterte. Und nicht nur ihm. Ich sah auch Verbrennungen an Diego und Edoron. Und zu meinem Bedauern hatte der Gnork es auch geschafft die Schwanzspitze der Wölfin zu treffen, die sie sich nun beharrlich abschleckte.
    Es war ein Gnork, dachte ich. Nur einer! Zwei Tsurpa waren nicht genug um ihn zu besiegen. Ich fröstelte und sah wie sehr ich zitterte.
    Während der Knirps kläglich wimmerte, schien mir diese blöde Paste echt ewig zu brauchen.
    Hätte ich doch nur ein Bisschen meiner Magie übrig. Ich war mir sicher, dass das Wasser des Wasserkolosses ihm Linderung verschafft hätte. Nicht nur das: Es hätte den Gnork auch ausgeschaltet. Knirps hätte nicht fast ertrinken brauchen.
    Und an diesem Beispiel merkte ich, was Krieg bedeutete. Es bedeutete Leid.
    Ich schluckte und biss mir auf die Unterlippe. Knirps‘ Gewimmer konnte ich fast nicht mehr ertragen. Jeder einzelne schmerzerfüllte Laut von ihm schien mich von Innen heraus zu zerbrechen. Ein kleiner Junge, er war doch nur ein kleiner Junge! Das Atmen fiel mir schwer.
    Ich hatte gewusst, dass die Hexe grausam war. Ich hatte gehört, dass sie auf nichts Rücksicht nahm und einfach alles aus dem Weg räumte. Hatte gewusst, dass Krieg schrecklich und grausam und böse ist. Aber wie hätte ich ahnen können, dass es mich so berührte; ein einzelnes Schicksal. Über all die anderen durfte ich gar nicht nachdenken.
    Ich spürte wie sich der schwere Kopf der Wölfin tröstend auf meine Schulter legte und mir die Sicht auf Knirps blockierte.
    Das ist der Grund, warum Edoron dich die ganze Zeit beschützt hat. Genau das. Vielleicht kann jemand, der wirklich nur Frieden und Freiheit im Sinn hat den Krieg beenden. Weißt du, jeder der Parteien, die diesen Krieg führen haben recht eigennützige Ziele. König und Hexe ringen um die Herrschaft. Skorn und Co glauben sie kämpfen für die Magie. Und du? Du stehst hier und willst nichts mehr als den Frieden. Du kämpfst. Zum Beispiel gegen den Gnork. Aber was für eine Wahl wäre es auch gewesen?
    Meine Paste war fertig. Ich krauelte die Wölfin im Vorbeigehen dankend am Hals und versuchte mich zu sammeln, während ich zu Knirps ging. Ich setzte mich neben ihn.
    »Hey Merlin, erkennst mich noch?« fragte ich so ruhig und gelassen

Weitere Kostenlose Bücher