Golem - Schicksalstraeger
wie möglich. Für einen kurzen Moment schaffte er es mich mit seinen geplagten Augen anzusehen.
»Du … bist kein Wolf …« krächzte er heiser. Und für einen Augenblick sah ich wie Erstaunen sein Leid ablöste. Ich nickte stumm und begann behutsam seine Wunden mit der Salbe zu behandeln.
Wie damals bei Silvanas Hütte kam er näher an mich herangekrochen und hielt sich an mir fest.
»… kein Wolf …« hörte ich ihn mühsam flüstern, während er erschöpft einschlief. Wieder schluckte ich und blinzelte die Tränen fort. Er war ein Kind, verdammt noch Mal! Und er war wirklich übel zugerichtet.
Ich versorgte anschließend die Wölfin und die Tsurpa.
»Ich … Ich weiß nicht, ob wir nicht weiterziehen sollten. Unten im See habe ich die Augen des Gnorks noch leuchten sehen«, sagte ich mit zitternder Stimme.
»Nein, Golem. Der wird einige Tage brauchen, ehe er es aus dem Wasser schafft und dann werden wir hier weg sein.« Ich nickte nur auf Edorons Antwort, legte mich neben Knirps auf den Boden und kuschelte mich vorsichtig an ihn.
Mit einer Decke in der Schnauze kam die Wölfin angeschlichen, drückte sie mir in die Hand und rollte sich auf die andere Seite von Knirps zusammen. Ich tat es ihr gleich, aber ich war einfach zu aufgewühlt, um sofort einschlafen zu können. Mir war klar, dass Knirps den Gnork nicht überlebt hätte, wäre er nicht ein Feuermagier.
Spielzeugbox
Silvia lachte zufrieden. Sie stand mit hinter dem Rücken verschränkten Armen am Fenster des Turmes und blickte auf das Schlachtfeld hinunter. Sie sah verzückt Tod und Zerstörung. Ein regelrechtes Blutbad fand dort unten statt. Es verlief alles nach Plan. Der Widerstand von Skorn und dieser Hexe Sykora war in alle Himmelsrichtungen zerschlagen. Etliche waren tot. Zu traurig! Wieder lachte sie eisig.
Und die Gardisten waren dumm genug gewesen, sie als Verbündete auszuschlagen. Ha! Die Gardisten selbst hatten doch jetzt schon die Hosen voll. Es würde nicht mehr lange dauern und dann wäre der König machtlos. Alles was ihn und diese Welt dann davor bewahren konnte unter der Schreckensherrschaft von ihr, Silvia der größten Hexe aller Zeiten, zu stehen, war eine kleine Gruppe.
Sie waren so närrisch! Silvia hatte ihre Augen und Ohren überall. Sie wusste, dass diese Gruppe zum Orakel aufbrach. Sie wusste vom Versagen des Gnorks. Genaugenommen hatte sie zwar nichts anderes von diesem übergroßen Haufen aus Ungeschicklichkeit erwartet, aber dennoch würde er bestraft.
Sie ließ sie ziehen – vorerst. Diego durfte keinen Verdacht schöpfen. Deshalb und weil sie dieses Geheul des angeblich so mächtigen Golem mit Freude erfüllte, hatte sie den Gnork mit dem Jungen auf sie gehetzt. Eigentlich war sie allerdings davon ausgegangen, dass der Gnork wenigstens den Jungen tötete. Typisch, wollte man eine Arbeit korrekt ausgeführt wissen, musste man es selbst tun.
Schlussendlich würde die Gruppe aber das Orakel erreichen. Es war ihr schon in den Sinn gekommen diesen Wolf und Edoron zu beseitigen, aber das war nicht unbedingt einfach getan. Und dieser Edoron war ihren Männern schon einmal entkommen, unfähige Hohlköpfe! Sei’s drum, sich jetzt noch über Untauglichkeit zu ärgern wäre zwecklos.
Ein wenig komisch wurde ihr schon, wenn sie bedachte, dass niemand diesen Edoron zu kennen schien und was ihr außerdem noch merkwürdig vorkam war, dass sich Diegos Loyalität zu ihr verändert hatte. Sei es wegen seines Ablebens und Wiederauferstehens oder aus anderen Gründen. Doch auch darüber dachte sie nicht nach.
Letzten Endes war sie immer noch auf der Suche nach dem Magier, der ihr prophezeit wurde. Derjenige, der sogar ihre Macht überstieg und an ihrer Seite stehen würde. Es war kaum vorstellbar, dass jemand mächtiger war als Silvia, und das glaubte sie auch nicht. Sie glaubte aber schon, dass das Schicksal ihr einen mächtigen Magier an die Seite stellen würde. Einen der ihrer zumindest annähernd würdig war. Und es hieß, dass es jener wäre, der den Splitter ihres Tores hatte.
Sie wandte sich vom Fenster ab und drehte sich zum Stuhl hinter sich um.
Darauf saß ein geschundener, in sich zusammengesunkener, schwer atmender Mann. Er war am Stuhl festgebunden. Sein Kopf hing schlaff hinunter und er zitterte leicht. Und das sollte nun ein Tsurpa sein? Ein Mann der ein wenig Folter und Magie nicht standhalten konnte? Er war so jämmerlich, einfach kläglich!
»So …«, sagte sie lang gezogen und kalt. Sie schritt auf
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