Golem - Schicksalstraeger
Dickicht zu gehen. Es war gefährlich jetzt, da es gewitterte. Nicht für mich, nein, aber Prophet ließ ich lieber geschützt unter einem ausgehöhlten Felsen zurück.
Je tiefer ich in den Wald drang, desto unruhiger wurde ich. Irgendwann war ich dann nicht mehr so vorsichtig mit dem Wald. Ich spürte, dass ich keine Zeit dafür hatte. Sie rannte mir davon wie Wasser durch einen bodenlosen Stein rann. Ich wurde immer schneller. Die Erde unter mir erzitterte bei jedem Schritt. Bebte, als würde ich sie gleich mit meinen schweren Füßen zerschlagen. Irgendwo begann ein Feuer zu schlingen, loderte habgierig.
Schneller, dachte ich nur, schneller!
Die Zeit, die sich in meinem Nacken verbissen hatte und das Gefühl, dass etwas unglaublich wichtiges in den Flammen war, diese Gefühle waren unmissverständlich und wurden zunehmend hartnäckiger.
Mein Herz raste wie wild und ich wünschte nur, mit seinem Schlag mithalten zu können. Aber das Maximum war bald erreicht. Brocken, dachte ich grimmig und es machte mich wütend. Wäre ich nur nicht so groß und schwer. Meine Schrittlänge machte zwar einiges wett, aber würde es reichen? Für was auch immer, würde es reichen?
Dann stoppte ich abrupt. Da war etwas. Ich besann mich. Meine vom Rennen tauben Füße brauchten einen viel zu langen Moment, um wieder zu fühlen. Durch sie konnte ich durch den Boden alles spüren, was sich in meiner näheren Umgebung befand. Ich fühlte einen Herzschlag. Es hatte etwas Junges, Flatterndes.
Ohrenbetäubendes Krachen und Bersten waren zu hören. Ein Kind!, dachte ich voller Entsetzten, als mir klar wurde, wo der Blitz so eben eingeschlagen haben musste. Ich rannte wieder wie von Sinnen los. Feuer fraß sich rasend schnell in das Holz. Die Feuerzüngler leisteten gute Arbeit, doch gerade hätte ich sie am liebsten zur Hexe gejagt. Mitten in den Flammen war schließlich ein blutjunges Kind! Das Feuer der kleinen Kreaturen war magisch und damit nicht löschbar, ausgenommen die Feuerzüngler befahlen es.
»Stopp!«, rief ich lauthals, doch sie hörten nicht, waren in ihrem Element: Feuer machen, Großbrände entfachen, den Wald bereinigen.
»Stopp!«, schrie ich nochmals lauter über den Donner und den Feuerlärm hinaus. Es half nichts.
Ich versuchte noch schneller zu rennen, aber meine Beine waren zu langsam. Verflixt!
Ich hörte das keuchende Schreien des Kindes. Es war das eines Babys!
Äste peitschten gegen meinen Körper und wurden immer dichter. Etwas wollte einfach nicht, dass ich dieses Baby rechtzeitig erreichte. Aber ich wehrte mich wie ein wild gewordener Brocken gegen dieses Schicksal. Ich musste es schaffen!
Wieso es mir so wichtig war? Ich bin ein netter Brocken und das will ich auch bleiben, obwohl neben mir kein Brocken nett ist. Aber da war noch wesentlich mehr im Spiel, das spürte ich, auch wenn ich es nicht definieren konnte.
Rennen, gegen die Zeit, rennen!
Wäre ich nur der Sturm! Ach, wäre ich doch nur!
Der beißende Geruch des Feuers schlug mir ins Gesicht. Stach mir in die Nase, Augen und Rachen. Ich hustete. Sterben würde ich daran nicht, aber das Kind vielleicht!
Meine Sicht ließ nach. Die Rauchschwaden verdichteten sich vor mir. Ich war gezwungen inne zu halten, um zu fühlen, wo das Baby war. Nun ging es langsamer voran. Ich wollte schneller. Musste mich zügeln. Musste mich auf meine Füße verlassen. Dazu gesellte sich dieser quälende Husten, mit dem ich schwerlich hätte rennen können.
Dann verstummte das Schreien. Erschrocken hielt ich an, spürte, spürte nichts. Ich ließ mich auf alle Viere nieder. Es reichte nicht, um mehr zu fühlen. Ich legte meinen Kopf auf den Boden, schloss die Augen und atmete betont ruhig. Musste ruhig bleiben, sonst würde das Kind in jedem Falle sterben. So konnte es vielleicht noch überleben.
Da war es, schwach aber es war da. Wäre es nicht sehr bald hier raus, wäre es tot. Aber es war nah, sehr nah.
Gerade wollte ich mich aufrichten, da stürzte ein brennender Baum auf mich nieder und drückte mich zu Boden. Vor meiner Nase fraß das Feuer einen Durchgang in die Äste.
Da lag das Baby unter einer Baumwurzel versteckt. Vielleicht hätte ich es gar übersehen, läge ich nicht auf gleicher Höhe; vom Feuer umzingelt. Ich war ihm so nah und doch zu weit weg! Der uralte Baum auf mir wog sogar für mich zu viel. Ich streckte meinen Arm soweit es ging aus. Es langte nicht bis zum Kind. Dabei waren es nur ein paar Meter! Zappelte, versuchte mich unter dem Baum
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