Golem - Schicksalstraeger
Duft eines passenden Männchens erschnuppert.
Ein Lächeln huschte bei dem Gedanken über meine steinernen Züge. Die Wetterpropheten waren ganz besondere magische Wesen und es war schon eine Ehre für mich, dass er mich begleitete. Dann auch noch Zeuge werden zu dürfen, wie sie Eier legten und die Küken schlüpften, das wäre atemberaubend.
Es gab nur wenige Wesen, die je die kleinen Wetterpropheten gesehen hatten. Unter anderem lag das wohl an der Tatsache, dass sie mehrere hundert Jahre alt wurden, manche noch älter und das waren nur grobe Schätzungen.
Aber sie waren außerdem selten und wurden immer seltener, seit die Menschen magische Wesen jagten. Nicht aus Jux und Laune heraus, nein, sie fürchteten, dass die Hexe wieder käme, und dachten, dass es verhindert werden könnte, wenn nur alles Magische starb. Arme Menschen!
Sie irrten sich und verloren so nur jede Chance die böse Hexe im Falle ihrer Rückkehr zu besiegen. Eins stand fest: Die Tore zur Unterwelt würden die Hexe nicht bis in alle Ewigkeit aufhalten.
Ich bückte mich unter einen besonders tief hängenden Ast hindurch. Gerade wollte ich meine Hand auf die Erde legen, da hielt ich in der Bewegung inne, um die Ameisen unter meinem Handschatten nicht zu zerquetschen. Voller Wonne beobachtete ich, wie sie passierten. Danach setzte ich meinen Weg fort. Schöne Blumen erstrahlten in voller Pracht und bunten Farben. Dichte Büsche wuchsen zwischen den uralten hohen Bäumen, die mich um Längen überragten. Moos lagerte an ihren Stämmen. Ihr Blätterdach machte alles zu einem Spiel aus Licht und Schatten. Sanft wogen sie sich hin und her und säuselten dabei leise das Lied der Blätterwesen; sanftes harmonisches Rauschen.
Ich sog die Luft ein. Sie roch nach frischer Erde, Laub, Moos und Leben. Ach, wie ich diese Wälder doch liebte! Keine Frage ich war ein wahrer Naturliebhaber, aber was erwartet man sonst von einem wie mir?
Ich spürte das sanfte Pulsieren unter meinen Zehen. Alles um mich herum erfreute sich des Lebens.
Mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages verließ ich das Dickicht und rastete am Waldesrand.
Der Wald umfasste ein großes Areal und ich plante noch lange an seinem Rand zu wandern.
Ich streckte meine Glieder von mir und legte mich schließlich auf den Rücken. Meinen Kopf stützte ich auf meine gefalteten Hände. Wie schön diese Sterne doch heute Nacht waren!
Wo nur mein kleiner Wetterprophet war? Sicher würde er zurückkommen, doch war es normalerweise nicht seine Art mich erst so spät wieder zu beehren.
Ein bunter Regenbogen verkündete seine Rückkehr. Ich setzte mich auf, damit er wie gewöhnlich in seinem Nest schlafen konnte, doch er dachte nicht daran und sang nur ununterbrochen.
»Was ist denn los mit dir? So bist du doch sonst nicht mitten in der Nacht.«
Zur Antwort bekam ich Schweigen und einen trotzigen Blick.
»Verzeihung, ich wollte deinen Singsang nicht stören.«
Er flatterte in die Höhe und sah sich nach mir um. Ich schüttelte nur irritiert den Kopf. Was war heute nur mit ihm los?
Gegen einen großen Baum gelehnt schlief ich ein. Von diesem Platz aus würde ich den Sonnenaufgang wunderbar beobachten können. So war es dann auch. Als die Sonne sich Feuer farben erhob, stand auch ich auf und reckte gähnend meine steinernen Glieder.
»Guten Morgen«, entgegnete ich frohen Mutes einem Eichhörnchen, das gerade schwer mit seinem Frühstück kämpfte. Prächtig! Hier lagen nur Harmonie und Bequemlichkeit in der Luft.
Behutsam tastete ich nach Prophet. Er saß nicht im Nest, jedoch hörte ich ihn singen.
»Kommst du mit? Ich wollte meinen Weg fortsetzen.«
Er flatterte auf meine Schulter und sang.
Hm, komisch abends bezog sich der Himmel. Ich spürte die Erde unter mir zittern. Ein Gewitter braute sich zusammen und der kleine Fratz sang dennoch.
Donner grollte. Es wurde dunkel und Blitze zuckten auf. Der Sturm knallte wie eine Peitsche durch das Geäst. Regen prasselte trommelnd nieder.
Normalerweise konnte ich diese Energie der Natur und ihr Orchester genießen, doch heute stimmte mich etwas unruhig. Vielleicht lag es auch an Prophet, der immer noch sang. Inzwischen saß er allerdings in seinem Nest, das ich vor Wind und Wetter schützte.
Nein, dachte ich dann, da steckte mehr dahinter. Und dieses Mehr machte mich schier wahnsinnig. Ich brannte darauf herauszufinden, was es war.
Silvana hatte mir mal gesagt, ich sollte auf mein Gefühl hören und das tat ich. So bewog es mich, abermals ins
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