Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Golem - Schicksalstraeger

Golem - Schicksalstraeger

Titel: Golem - Schicksalstraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline S. Brockmann
Vom Netzwerk:
durchzuschieben. Kam nicht ein Stück vorwärts.
    »Komm schon!«, stieß ich verzweifelt hervor.
    »Wie meinen?« Ein Feuerzüngler neben mir sah mich fragend an. Er hatte eine gerissene Stimme. Feuerzüngler galten als sehr verschlagene Kreaturen.
    »Das Kind! Da ist ein Kind!«, kreischte ich in heller Aufregung und nahm diese einzige Chance wahr.
    Der Feuerzüngler sah sich um. Er war nur durch den roten Schein um seine Silhouette erkennbar. Zarte Flügel wie die Schmetterlinge sie hatten, der Körper dabei allerdings recht plump und dicklich, zeichneten sich als durchsichtige Silhouette in dem Schein.
    »Da unter der Baumwurzel!«, rief ich aus und deutete fuchtelnd mit dem Zeigefinger in die Richtung, als der Feuerzüngler sich ergebnislos wieder an mich wandte.
    Er legte den Kopf schräg.
    »Was interessiert’s mich? Was dich, Brocken? Ein Menschenkind hier mutterseelenallein soll nicht unsere Angelegenheit sein.«
    »Doch! Ich bitte dich!«, bettelte ich mit großen panischen Augen. Eigentlich hatte der Feuerzüngler Recht. Was war nur in mich gefahren? Andererseits, warum konnte man mit diesen Feuerzünglern nicht verhandeln?
    »Bitte!«, flehte ich leis.
    »Hm …« Der Feuerzüngler flatterte kurz näher an das Bündel des Kindes heran. Die weiße Decke die es umschlang, erschien mir schon gelblich.
    »Ist es dir tatsächlich so wichtig, Brocken?«
    Etwas in seiner Tonart missfiel mir sehr. Es hatte etwas Triumphierendes. Ich nickte nur stumm und schluckte. Gerissen waren Feuerzüngler und nutzten gerne Notlagen aus. Das war allgemein hin bekannt. Wäre ich nicht so panisch, könnte ich taktischer vorgehen, aber so hatte ich jegliche Basis verloren. Er konnte verlangen, was immer er wollte, und das wusste er bereits. Noch dazu war ich weder taktisch und außerdem für einen Brocken jung und unerfahren.
    »Nun gut.« Er hüpfte leichtfüßig über den Baum, der mich am Boden festnagelte. Flammen loderten in einem wahrhaften Inferno auf, extrem heiße Flammen.
    Ich ächzte. Die Flammen konnten mich zwar nicht töten, aber das bedeutete nicht, dass sie mich nicht verletzen konnten.
    Als ich endlich befreit war, sprintete ich los, schnappte das Bündel und rannte wie der Teufel. In einem erleichterten Atemzug sprengte ich die letzten Äste des Waldes, ließ mich der Länge nach hinfallen und überprüfte sorgfältig, ob dieses Kind noch lebte.
    Ja, Gott sei Dank!, dachte ich. Wusste aber auch, dass ich schnell einen Trank brauen musste, damit es auch so blieb. Wieder ging ich in den Wald und stibitzte mir brennende Äste. Ich nutzte den kleinen Kessel und die Kräuter Silvanas. Wie gut sie mich doch vorbereitet hatte!
    Die Nacht war hereingebrochen. Ich brachte das Mädchen noch in dieser zum nächsten Dorf und legte das Bündel auf die Schwelle eines Hauses. Ich hatte die Bewohner des Dorfes wohl beobachtet, so wusste ich relativ sicher, dass der Hausherr abends nochmals vor die Tür treten würde, um seine Pfeife gefüllt mit süßlichem Tabak zu rauchen.
    Erst dort, als sich meine Aufregung gelegt hatte, erkannte ich im fahlen Licht ein bleiches Wappen, das auf die Decke des Kindes gestickt war. Ich kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Konnte das denn die Möglichkeit sein?! Nur eine Familie königlichen Blutes nutzte solche Wappen. Behutsam strich ich mit meinem Zeigefinger darüber, um mich zu vergewissern. Ich hatte ein Königskind, eine Prinzessin , gerettet!
    Hm, sonderbar, was suchte eine Prinzessin allein im Wald? Bei einem gewöhnlichen Kind hätte ich mir den Reim daraus noch machen können, das es unehelich und damit nicht willkommen war, aber so erschloss sich mir kein Sinn.
    Nachdenklich zog ich ab. In einiger Entfernung stieg mir der süßliche Tabakgeruch in meine sensible Nase. Es hatte funktioniert. Das Königskind war sicher.
    Von Erschöpfung übermannt warf ich mich seufzend ins angenehm kühlende, nasse Gras. Das war ein turbulenter und sonderbarer Tag gewesen. Doch halt, etwas fehlte noch: Das Nest zusammen mit Prophet. Über all das hätte ich meinen kleinen Freund fast vergessen. Noch ein letztes Mal an diesem Tag rappelte ich mich schwer auf, holte Nest und Vogel, und rollte mich anschließend genüsslich zusammen. Wohl verdient, wie ich fand.
    Jedoch würde ich dringend an meiner Kondition arbeiten müssen, falls ich noch mal rennen müsste. Ich dachte, bevor ich schlief wie ein Stein, dass ich Silvana um Rat bitten sollte. Denn ein Brocken ist einfach nicht zum Rennen

Weitere Kostenlose Bücher