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Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Titel: Golgrimms wundersame Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schürmanns-Maasen
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Menschen war die kleine Sarah. Sarah war acht Jahre jung und sehr aufgeweckt. Sie war ein pfiffiges Kind, lebhaft und clever. Schier unendlich viele blonde Löckchen umrahmten ihr rundes Gesicht und ließen sie wie einen jener kleinen Engel aussehen, welche man zur Weihnachtszeit aufstellt, mit rosigen Bäckchen und goldenen Flügeln. Große runde Augen strahlten sommerhimmelblau aus ihrem Gesicht heraus und sie enthielten eine ganze Menge Klugheit und Wissbegierigkeit.
    Dieser kleine Engel stand nun in einem weißen Nachthemd voller aufgedruckter rosafarbener Punkte mit nackten Füssen auf der Straße, ihren Teddybären namens Mister Barcley fest umklammert und wirkte in diesem Zeitpunkt nicht so  lebhaft wie sonst, denn sie weinte bitterlich und zitterte ob der Kälte der Nacht. Schwarze und graue Flecken verunzierten ihr ehemals strahlend weißes Nachthemd.
    Sarah stand vor dem verkohlten Gerippe eines Hauses. Dort hatte sie noch vor kurzem gelebt, zusammen mit ihren Eltern John und Lucy.
    Es war der fünfundzwanzigste Dezember, am Morgen nach dem heiligen Abend. Nun fragen sie sich sicher was dort geschehen sein mag.
    Und ich werde es ihnen erzählen…
     
    Wie jedes Jahr am Weihnachtsabend hatte Sarah in ihrem Zimmer auf die weihnachtliche Bescherung gewartet, zusammen mit ihrem Mister Barcley. Das Bett von Sarah war frisch überzogen und äußerst akkurat zurecht gemacht, das Zimmer war peinlichst ordentlich aufgeräumt worden, denn Sarah und Mister Barcley wussten genau: Der Weihnachtsmann achtete auf solche Dinge! Gewissenhaft hatte sie ein Glas Milch und einen Teller Kekse auf den kleinen Abstelltisch neben dem Christbaum angerichtet und ihren Vater mit ernstem Blick darauf hingewiesen, dass jene Leckereien ausschließlich für den Weihnachtsmann bestimmt waren und nicht für ihn. Sie wusste genau, wie sehr ihr Vater Kekse mochte.
    Wie jedes Jahr warteten die Beiden also auf das leise Klingen eines Glöckchens, dem Zeichen dafür, dass der Weihnachtsmann alle Geschenke geliefert hatte und nun wieder weiter gezogen war. Das Zeichen dafür, dass Sarah und Mister Barcley zur abendlichen Weihnachtsbescherung herunter ins Wohnzimmer kommen konnten. So wie das Jahr zuvor und das Jahr davor und wie jedes andere Jahr. So wie es immer war.
    Ihre Eltern versteckten sich derweil in ihrem eigenem Zimmer, ebenfalls wie jedes Jahr
    Doch in diesem Jahr, an diesem heiligen Abend, geschah nichts. Das Mädchen und der Teddybär warteten. Und sie warteten. Und sie warteten noch länger und länger. Ihre Köpfe wurden schwerer und schwerer, so schwer, dass sie sie schon bald mit ihren Händen abstützen mussten. Nichts geschah. Kein Klingen des Glöckchens. Kein nichts. Es blieb mucksmäuschenstill.
    Gemeinsam saßen die beiden Wartenden nun auf dem weichen Teppichboden, starrten vor sich hin und gaben keinen Laut von sich. Irgendwann wurden ihnen auch die Hände schwer, welche die noch schwereren Köpfe stützten. Das Erklingen des Glöckchens hätte im wahrsten Sinne einen Wirbelsturm aus zwei Kinderbeinen und zwei Teddybeinchen ausgelöst. Doch stattdessen herrschte... Stille!
    Bis die Beiden plötzlich ein lautes Poltern vernahmen, gefolgt von einem kurzen Stöhnen. Große und vor allem breite Füße schienen laut umher zu huschen. Sie verursachten ein platschendes Geräusch, gefolgt von einem Pock! Dann kam ein gedämpftes „Oh-oh!“, wiederum gefolgt von einem recht klaren zweiten Pock! und noch einmal Pock! Es hörte sich an, als würde jemand mit einem Besenstiel auf den Weihnachtsbraten einschlagen. Sarah hob den Kopf und sah Mister Barcley an.
    „Was war das?“ hatte sie mit großen Augen gefragt, doch der Teddybär zuckte nur mit den Schultern. Er hatte sich zur Feier des Abends eine rote Schleife um den Hals gebunden.
    Eigentlich war diese Schleife seit seiner Schöpfung in einer Teddybärfabrik hier in London Teil von ihm, doch er mochte sie nicht sonderlich und trug sie nur an Ausnahmetagen. Der Heilige Abend war ein solcher Tag.
    Sofort erhoben sich beide blitzartig, gleichzeitig und nahezu synchron wie eine einzige Person, und horchten angestrengt, während sie das bunt eingerichtete Kinderzimmer verließen. Sie hörten leises Gemurmel, was sie aber nicht verstehen konnten, denn dazu war es viel zu leise.
    Auf Zehenspitzen verließen Mädchen und Teddybär daraufhin ihr Zimmer und stiegen die lange, geschwungene Treppe hinab ins Erdgeschoss des Hauses, um zu schauen was die Eltern dort für einen Lärm

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