Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
winkte Thaddäus ab. „Die normale Postkutsche braucht ewig.“
Mit diesen Worten erhob er den Schirm und spannte ihn auf. Gebannt starrten die beiden nach oben, sekundenlang geschah nichts. Dann begannen sich die Speichen des zerlöcherten Schirmes zu drehen, immer schneller und schneller, wie von Geisterhand und dann ertönte ein schrilles, ein knatterndes, ja, ein furchterregend lautes Geräusch.
In der Ferne erblickten Thaddäus und Mietroll daraufhin einen schwarzen Punkt und von dort kam auch das Geräusch. Dieser Punkt kam rasend schnell näher, er polterte über die steinernen Straßen der Hauptstadt, und schon bald nahm dieser Punkt konkrete Formen an.
Das Gefährt schien wie eine alte Postkutsche, jedoch ohne ein Pferdegespann davor. Am hinteren Ende ragten krumme kupferne Rohre aus der Kutsche und aus den Rohren entfleuchte schwarzer Rauch. Allerlei Metallbeschläge verzierten die ansonsten sehr hölzerne Kutsche und eine Menge seltsam wirkender Apparaturen ragten hier und dort aus dem seltsamen Gefährt heraus.
Vorn auf dem Kutschbock saßen zwei Gestalten in abgerissenen Latzhosen und breitkrempigen verbeulten Hüten. Sie trugen weder Stiefel noch Socken und hatten unrasierte schmutzige Gesichter. Der kleinere der beiden hielt ein Lenkrad, das mit einer senkrechten Stange mit dem Rest des Wagens verbunden war, in seinen Händen und riss seinen Körper bei jeder Kurve ungelenk herum. Der größere der beiden hielt mit einer Hand seinen Hut fest, er drückte ihn so feste an seinen Kopf, dass die großen Segelohren zur Seite weggespreizt wurden, und jauchzte und schrie vergnügt dabei.
Die Menschen auf der Straße sprangen hastig zur Seite, als die Kutsche ohne Pferde angerast kam. Einige Tauben, welche unbekümmert auf den Steinen nach Körnern suchten, hätten fast ihr Leben gelassen.
Und dann kam die Kutsche mit einem lauten Quietschen zum stehen, direkt vor Thaddäus und Mietroll. Die beiden Gestalten auf dem Kutschbock sahen herunter.
„Tag auch!“ sagte der Kurze.
„Ihr habt ein Taxi gerufen!“ sagte der Längere.
„Und ihr habt das beste Taxi auf dieser Welt bekommen!“
„Genau! Den F&E-Taxi-Service!“
„Genau! F&E, das sind wir! Freddy und Eddy!“
„Genau! Ich bin Freddy!“
„Und ich bin Eddy!“
Dann grinsten beide zahnlos und hoben synchron ihre dreckigen breiten Hüte von den Köpfen zum Gruß. Thaddäus strahlte über das ganze Gesicht und schlug vor Begeisterung die Hände zusammen.
„Wie immer sehr zuverlässig, wirklich sehr zuverlässig!“ sagte er voller Enthusiasmus, trat vor und öffnete die breite Tür der Kutsche.
„Na los, Mietroll! Hinein mit Dir!“ sagte er und schwang eine Hand einladend hin und her.
„Oh, bitte, Meifter! Muff daf fein?“
„Ich habe es dir doch erklärt, verflixt und zugenäht! Wir haben keine Zeit zu verlieren!“
Der Troll jedoch schien dem Gefährt und auch den beiden Wagenlenkern nicht wirklich Vertrauen schenken zu wollen. Mit rollenden Augen stapfte der Chronist hinter ihn und legte seine dünnen Hände an des Trolls Rücken. Nur widerwillig ließ er sich von dem alten Mann anschieben, bis er in die Kutsche hineinfiel. Thaddäus stieg nach ihm ein und setze sich auf die dunkelrot gepolsterten Bänke, aus denen bereits diverse Sprungfedern herausstanden. Es quietschte und knarrte, als dann auch der zitternde Mietroll niedersank. Mit einem relativ verstörten Blick drückte er sich in die Ecke und hielt sich krampfhaft an sich selbst fest. Und dann erschrak der große (und eigentlich furchtlose) Troll fast zu Tode. Direkt neben ihm erschien am Seitenfenster der Tür das Gesicht von Eddy, jedoch auf dem Kopf, und grinste lückenhaft in die Kutsche hinein.
„Und wo soll es hingehen, die Herren?“ fragte er fröhlich und spuckte dabei versehentlich den Troll an. Mietroll zuckte zusammen.
„Nach Port Mazedor, bitte!“ antwortete Thaddäus gelassen und faltete die Hände über den Knien. Er war entspannt. Ja, er war sogar sehr entspannt. Militärisch grüßte Eddy und grinste.
„Alles klar, Sir! Bitte anschnallen und das Rauchen einstellen! Die Notausstiege sind oben und
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