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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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rief sie nach unten.
    »Aye, ist mir auch schon aufgefallen!«, antwortete der Junge, als die Schneisenbahn unter ihm nach rechts abbog.
    Die Palette krachte in die Spitze eines Baumes, und Newkirk verschwand in einer Wolke aus Kiefernnadeln und Schnee.
    »Wir müssen einen Teil der Ladung loswerden!«, rief Deryn und drehte die Flügel nach rechts. Als sie und Newkirk über der Palette waren, ließ sie ihren Karabinerhaken am Frachtseil einschnappen und befreite sich von ihren Gleitflügeln.
    Zusammen mit Newkirk rutschte sie kreischend nach unten und landete mit den Stiefeln voran auf der Fracht.
    »Pusteln und Karbunkel, Mr. Sharp! Wollen Sie uns umbringen?«
    »Ich rette uns, Mr. Newkirk, wie immer.« Sie schnallte sich ab und rollte sich auf die Palette. »Wir müssen etwas abwerfen!«
    »Bestnote darin, das Offensichtliche festzustellen!«, schrie Newkirk, als die Palette gerade wieder gegen einen Baumwipfel krachte. Durch den Zusammenstoß geriet die Welt in eine Drehbewegung, und Deryn landete flach auf dem Bauch und suchte nach Halt.
    Ihre Nase wurde gegen die Ladung gedrückt, und sie roch etwas Fleischiges. Deryn runzelte die Stirn. War die Palette mit getrocknetem Rind vollgepackt?
    Sie hob den Kopf und sah sich um. Auf den ersten Blick gab es nichts, was man einfach so abwerfen könnte, keine Kisten, die man losschneiden könnte. Nur ein schweres Netz über einer formlosen braunen Masse. Sie würden minutenlang brauchen, um mit ihren Taklermessern ein Loch hineinzuschneiden.
    »Pusteln und Karbunkel«, schrie Newkirk.
    Deryn folgte seinem Blick nach oben und fluchte erneut. Der Ballastalarm war in vollem Gange. Flechet-Fledermäuse stiegen in die Luft auf, und sogar das Spülwasser aus der Kombüse wurde aus den Luken geschüttet. An der Frachtraumtür erschien ein Fass und trudelte nach unten, auf sie zu.
    Deryn hielt sich noch fester, für den Fall, dass sie vom Fass getroffen und in Drehung versetzt würden – oder würde die ganze Palette einfach auseinanderbrechen?
    Doch das Fass donnerte einige Meter entfernt vorbei und zerbrach in einer weißen Mehlwolke auf dem harten Tundraboden.
    »Hier drüben, Mr. Sharp!«, rief Newkirk. Er war auf die andere Seite der Palette gekrabbelt, und ein Fuß baumelte über die Kante.
    »Was haben Sie entdeckt?«
    »Nichts!«, rief er. Als Deryn zögerte, fügte er hinzu: »Kommen Sie einfach her , Sie brüllender Idiot!«
    Als sie zu Newkirk hinüberkletterte, begann die Palette unter ihrem Gewicht zu kippen. Einen Moment lang verlor sie den Halt am Netz und rutschte auf den Rand zu.
    Newkirk streckte die Hand aus und bremste sie.
    »Festhalten!«, schrie er, während die Palette weiterkippte.
    Endlich begriff Deryn seinen Plan – ihr Gewicht legte die sorgfältig ausbalancierte Palette auf die Seite, und daraufhin schnitt sie wie eine Messerklinge durch die Bäume. Außerdem bildete sie jetzt ein wesentlich kleineres Ziel für den Kram, der von oben herabregnete, und der Großteil der Fracht befand sich über den beiden Kadetten und schützte sie davor, getroffen zu werden.
    Das nächste Fass flog knapp vorbei und zerschmetterte auf dem Boden hinter dem Luftschiff. Einige eisbepackte Baumwipfel rasten vorbei, doch endlich kam die Leviathan hoch, da sie nun leicht genug war, um einige wenige Fuß in die Höhe zu steigen.
    Newkirk grinste. »Es macht Ihnen doch nichts aus, mal selbst gerettet zu werden, Mr. Sharp?«
    »Nein, nein, ist schon in Ordnung, Mr. Newkirk«, sagte sie und griff mit der Hand um. »Sie waren mir schließlich auch noch etwas schuldig.«

    »Rückkehr mit der Fracht.«
    Während die Baumwipfel unter ihnen zurückblieben, stieg Deryn nach oben. Die Palette richtete sich wieder aus, und sie wurden mit der Winde nach oben gezogen. Deryn sah sich genauer an, was sich dort im Netz befand. Anscheinend handelte es sich tatsächlich um getrocknetes Rindfleisch, viele, viele Scheiben, die zusammengepackt waren.
    »Wonach riecht das für Sie?«, fragte sie Newkirk.
    Er schnüffelte. »Frühstück.«
    Sie nickte. Es roch ganz genau wie Speck, der darauf wartete, in die Pfanne gelegt zu werden.
    »Aye«, sagte sie leise. »Aber Frühstück für wen ?«

4. KAPITEL
    »Wir fliegen immer noch nach Westnordwest.« Alek betrach tete seine Notizen. »Bei einem Kompasskurs von fünfundfünfzig Grad, wenn ich richtig abgelesen habe.«
    Volger betrachtete düster die Karte auf seinem Schreibtisch. »Sie müssen sich irren, Alek. Auf diesem Kurs gibt es nichts.

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