Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
Vom Netzwerk:
Keine Städte und keine Häfen, nur Wildnis.«
    »Nun, ja …« Alek versuchte sich zu erinnern, wie Newkirk es ihm erklärt hatte. »Es hat vielleicht damit zu tun, dass die Erde rund ist und diese Karte hingegen flach.«
    »Ja, ja. Ich habe die Großkreisroute berechnet.« Volger fuhr mit dem Zeigefinger die Linie entlang, die sich als Kurve vom Schwarzen Meer nach Tokio erstreckte. »Aber die haben wir verlassen, nachdem wir über Omsk nach Norden abgebogen sind.«
    Alek seufzte. Kannte denn jeder außer ihm diese Sache mit dem »Großkreis«? Ehe der Große Krieg alles geändert hatte, war Wildgraf Volger Kavallerieoffizier in Diensten von Aleks Vater gewesen. Woher wusste er so viel über Navigation?
    Durch das Fenster von Volgers Kabine sah man, wie der Schatten der Leviathan nach vorn länger wurde. Der untergehenden Sonne zufolge war das Luftschiff weiterhin nach Norden unterwegs.
    »Wenn schon«, meinte Volger, »dann sollten wir mittlerweile nach Südwesten fliegen, in Richtung Tsingtao.«
    Alek runzelte die Stirn. »Zum deutschen Hafen in China?«
    »Ja. Dort haben ungefähr ein halbes Dutzend Panzerschiffe der Mechanisten ihren Stützpunkt. Sie bedrohen den Frachtverkehr der Darwinisten auf dem gesamten Pazifik, von Australien bis zum Königreich Hawaii. Wie man in den Zeitungen lesen kann, die mir Dr. Barlow freundlicherweise überlassen hat, bereiten sich die Japaner auf eine Belagerung der Stadt vor.«
    »Und die brauchen die Hilfe der Leviathan ?«
    »Wohl kaum. Aber Lord Churchill möchte die Japaner wohl nicht ohne die Hilfe der Briten siegen lassen. Es würde sich nicht geziemen, wenn Asiaten irgendwo ganz allein eine europäische Großmacht besiegen könnten.«
    Alek stöhnte. »Was für eine kolossale Übung in Idiotie. Sie meinten, wir fliegen um die halbe Welt, nur um ein bisschen mit dem Union Jack zu wedeln?«
    »Das war die Absicht, dessen bin ich sicher. Aber seit die Nachricht des Zaren eingetroffen ist, fliegen wir einen anderen Kurs.« Volger trommelte mit den Fingern auf die Karte. »Bei der Fracht, die wir von den Russen aufgenommen haben, müsste sich ein Hinweis finden. Hat Dylan Ihnen nichts darüber gesagt?«
    »Ich konnte ihn noch nicht fragen. Er nimmt wegen des Überlastalarms immer noch die Palette auseinander.«
    »Weswegen?«, fragte der Wildgraf, und Alek musste unwillkürlich lächeln. Wenigstens wusste er eine Sache, die Volger nicht kannte.
    »Nachdem wir die Fracht aufgenommen hatten, wurde Alarm gegeben – diese Horntöne. Vielleicht kennen Sie die noch aus den Alpen, als wir das Gold meines Vaters abwerfen mussten.«
    »Erinnern Sie mich nicht daran.«
    »Sollte auch gar nicht notwendig sein«, sagte Alek. Volger hätte sie beinahe alle umgebracht, weil er eine Vierteltonne Gold an Bord geschmuggelt hatte. »Überlastalarm bedeutet, dass das Schiff zu schwer ist, und Dylan war den ganzen Nachmittag mit Dr. Barlow im Laderaum. Vermutlich nehmen sie die Fracht auseinander, um festzustellen, warum sie schwerer als erwartet ist.«
    »Klingt durchaus logisch«, meinte Volger und schüttelte den Kopf. »Aber ich verstehe immer noch nicht, warum eine einzige Palette mit Fracht bei einem Schiff von dreihundert Metern Länge so viel ausmacht. Das erscheint mir absurd.«
    »Es ist überhaupt nicht absurd. Die Leviathan ist ein Aerostat, das bedeutet, es ist vollkommen im Gleichgewicht mit der Dichte der –«
    »Verschonen Sie mich, Durchlaucht.« Volger hob eine Hand. »Aber vielleicht könnten Sie Ihre Aeronautik-Stunden ein anderes Mal wiederholen.«
    »Sie würden möglicherweise Interesse daran finden, Graf«, erwiderte Alek steif. »Denn allein der Aeronautik haben Sie es zu verdanken, dass Sie in diesem Augenblick nicht abstürzen.«
    »Wohl wahr. Also sollten wir dieses Feld den Experten überlassen, oder, Prinz?«
    Alek kamen mehrere scharfe Antworten in den Sinn, doch er biss sich auf die Zunge. Warum hatte Volger so schlechte Laune? Als die Leviathan sich vor zwei Wochen nach Osten gewandt hatte, schien er zufrieden damit zu sein, nicht nach Britannien gebracht zu werden, wo sie ganz gewiss die Verhaftung erwartete. Der Mann hatte sich sogar ein wenig an das Leben auf der Leviathan gewöhnt, tauschte mit Dr. Barlow Informationen aus und hatte angefangen, eine gewisse Sympathie für Dylan zu entwickeln. Aber heute war Volger absolut unausstehlich.
    Und Dylan hatte aufgehört, dem Wildgrafen das Frühstück zu bringen. Hatten die beiden sich gestritten?
    Volger rollte

Weitere Kostenlose Bücher