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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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übrig, dass sie es morgen in der Zeitung bringen können.«
    Auf der Brücke wurde gelacht, doch Deryn hatte nur einen trockenen Mund. Teslas Turm war in der Ferne bereits zu sehen, in allen Fenstern brannte Licht. Dieser brüllende Idiot von einem großen Erfinder hatte die Anlage überhaupt nicht evakuiert.
    »Alek ist noch da, oder?«
    »Unser junger Prinz würde niemals einen Verbündeten im Stich lassen.« Dr. Barlow starrte hinauf zu Goliath und seufzte. »Ich hatte gehofft, Mr. Tesla würde sich seine Tapferkeit verkneifen.«
    »Es wird schon alles gut gehen, Ma’am«, sagte Deryn und gab sich Mühe, mit fester Stimme zu sprechen. »Zumindest verfügt der Läufer nicht über schwere Geschütze.«
    Die gesamte Oberseite der Maschine ragte jetzt aus dem Wasser, und Deryn sah nur ein kleines Geschütz wie bei einem U-Boot. Die ersten Besatzungsmitglieder kamen bereits aus den Luken und machten sich daran, die Versiegelungen abzureißen, mit denen die Maschine wasserdicht gemacht worden war.
    »Ganz, wie wir es erwartet haben«, sagte Miss Eierkopf. »Die Deutschen wollen den Turm mit den Krakenkampfarmen niederreißen. Ziemlich brutal.«
    »Ja, in Istanbul hatten wir auch Erfolg damit«, antwortete Deryn.
    Der Kapitän hatte das Deckgeschütz ebenfalls entdeckt. »Ein bisschen mehr Höhe, Lotse. Bomben zum Abwurf bereithalten.«
    Die Leviathan befand sich jetzt fast genau über dem feindlichen Läufer, und durch den Boden konnte Deryn das Maschinendröhnen der Mechanisten spüren. Die Schornsteine waren jetzt von ihren Wasserabdeckungen befreit, und die Motoren liefen auf voller Leistung.
    Doch da glänzte etwas verdächtig in der Brandung auf halber Strecke zwischen Küste und Läufer. Sie nahm den Feldstecher wieder an die Augen.

    »Ferngesteuert gegen eine nahende Bedrohung.«
    Es sah aus wie eine Flotte kleiner Metallboote, von denen jedes nur wenige Zoll lang war. Antennen peitschten auf den Decks hin und her, wenn die Bugwelle des Läufers sie erreichte. Die Boote hielten direkt auf das deutsche Kriegsgefährt zu.
    »Sehen Sie das, Ma’am?«
    Dr. Barlow blinzelte in die Dunkelheit und nickte. »Ach ja. Mr. Teslas ferngesteuerte Boote. Er versucht seit Jahren, sie an die Royal Navy zu verkaufen. Wie sehr er sich jetzt freuen muss, dass er sie endlich einsetzen kann.«
    Als die ersten Boote unter dem Läufer verschwanden, flammte Licht auf dem Wasser auf, und eine riesige Flamme schlang sich um das Metall. Einige Besatzungsmitglieder auf dem Deck duckten sich, doch die Maschine ließ sich auf ihrem Weg zur Küste kaum aufhalten.
    »Ein wenig enttäuschend«, sagte Miss Eierkopf.
    »Ein paar Stangen Dynamit und etwas Kerosin, würde ich sagen.« Deryn runzelte die Stirn. »Hat Mr. Tesla angenommen, er würde gegen Holzschiffe kämpfen?«
    Dr. Barlow zuckte mit den Schultern. »Er hatte noch nie viel für Chemie übrig.«
    »Keine Sorge«, meinte der Kapitän. »Wir zeigen ihm schon, wie man so etwas macht. Steuerbordtriebwerk auf halbe Kraft. Bombenabwurf, wenn alles bereit ist!«
    Deryn trat näher ans Fenster und beugte sich vor, um unter das Schiff zu schauen.
    Der Wasserläufer setzte sein linkes Bein gerade auf den Strand, als ein Beben durch das Schiffsdeck ging. Deryns Knie zuckte, und sie hielt den Atem an, bis die Bombe einschlug.
    Die Bombe landete zwischen den beiden rechten Beinen des Läufers in mehrere Meter tiefem Wasser. Eine dunkle Sandsäule schoss in die Höhe und glitzerte silbrig im Mondlicht. Teslas Boote wurden zur Seite geworfen und gingen in Flammen auf, die sich überall auf dem Sund verstreuten. Die Mechanistenmaschine wurde durch die Explosion auf die Seite geworfen und wäre beinahe umgekippt. Doch schließlich landete sie wieder aufrecht. Die Beine auf der rechten Seite waren verdreht und aufgerissen.
    Die Druckwelle erreichte die Leviathan und brachte das Schiff heftig zum Schwanken. Die Fenster auf der Brücke klapperten wie Teegeschirr. Deryn wandte den Blick nicht vom Läufer ab. Der bemühte sich, weiter zu laufen, doch mit den beiden verbliebenen Beinen konnte er sich lediglich einige wenige Meter pro Schritt voranschleppen.
    »Bitte richten Sie der Bombenmannschaft mein Kompliment aus«, sagte Kapitän Hobbes. »Sie haben die linke Seite fast unbeschädigt gelassen.«
    »Was ist mit dem Deckgeschütz, Sir?«, fragte der Erste Offizier.
    »Behalten Sie es im Auge. Falls irgendwer von der Mannschaft den Kopf heraussteckt, lassen wir sie Bekanntschaft mit unseren

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