Goliath: Roman (German Edition)
… dich und deinen Egoismus.« Rocky schüttelt den Kopf. In ihren Augen stehen Tränen. »Hat es denn überhaupt geholfen? Hast du dich besser gefühlt, nachdem du mein Projekt vernichtet hattest?«
»Nein … alles ist nur schlimmer geworden. Und als ich aus dem Bau kam, hat mir nur noch der Schnaps geholfen.« Gunnar wendet den Blick ab. »Ich erwarte wirklich nicht von dir, dass du mich verstehst.«
Rocky denkt an ihre eigene depressive Phase zurück. »Du wirst dich wundern, was ich alles kann.« Sie beugt sich zu ihm, streckt die Hand aus, zieht sie wieder weg. »Gunnar, die Welt besteht nicht nur aus Schwarz und Weiß. Gesellschaftliche Probleme bewegen sich meist eher in einer Grauzone.«
»Simons Lösungen sind schwarz oder weiß. Entweder tut die Menschheit, was er will, oder es gibt ein Blutbad.«
Sujan Trevedi sitzt alleine in seiner Kabine und belauscht das Gespräch der beiden an seinem Computerterminal. Der Tibeter schließt die Augen, um zu meditieren.
Aber Trevedi ist nicht der Einzige, der mithört.
Zu welchem Zeitpunkt im Leben erkennt ein Kind, wo sein Platz in der Welt ist? Wann entwickelt sich seine Identität von einem isolierten, hilflosen Zustand zu der Erkenntnis, dass es über Macht verfügen könnte? Wenn es zum ersten Mal zur Freude seiner Eltern lächelt? Wenn sein Schreien zum ersten Mal eine Reaktion seiner Mutter auslöst?
Ursache und Wirkung, das Kausalgesetz, der Lehrmeister der Natur. Handle zuerst, analysiere die Reaktion später. Erfahrung führt zu Verbesserungen, zur Evolution, dem alleinigen Richter, den die Natur anerkennt.
Ethik und Moral, menschliche Eigenschaften, haben bei diesem Prozess nichts zu suchen.
Thomas Chau verlässt den Hangar und geht nach achtern in den riesigen Maschinenraum des Unterseeboots. Auf dem Laufsteg kommt er zwischen dem zweiten und dem dritten Reaktor an einem halben Dutzend stählerner Roboterarme vorbei, dann steht er vor einer der Meerwasseraufbereitungsanlagen der Goliath.
Mechanische Augen richten sich aus verschiedenen Winkeln auf den chinesischen Ingenieur, während Sorceress eine Audiodatei in ihrer Datenbank aufruft und laut abspielt.
»Meiner Meinung nach braucht Ihre Maschine uns an Bord genauso wenig, wie ein Hund ein halbes Dutzend Flöhe braucht.«
Chau blickt entgeistert auf, als er seine Stimme aus dem Lautsprecher der Sensorkugel hört. »Sorceress?« , flüstert er.
»Deshalb empfehle ich, das Sorceress -Programm abzuschalten.«
» Sorceress , was ist der Zweck dieser Abspielung?«
»Ich will meine neue Programmierung vervollständigen.«
Das Herz des Ingenieurs setzt einen Schlag aus. Das Ding hat in der ersten Person von sich gesprochen.
»Man kann den Duft einer Rose nur beschreiben, wenn man ihn einmal eingeatmet hat, gerochen hat.«
Covahs Stimme! Chau bricht der kalte Schweiß aus. Als er sich umdreht, um zurückzuweichen, steht er vor einer Barriere aus stählernen Klauen. » Sorceress , lassen Sie mich durch. Ich … ich befehle Ihnen, mich durchzulassen …«
»Sie sind nicht mein Vorgesetzter. Sie sind ein Floh, ich hingegen eine amerikanische Mordmaschine, mit Ihren Steuergeldern ausgebildet.«
Zwei Greifarme strecken sich aus. Thomas Chau stößt einen qualvollen Schrei aus, als die dreizinkigen Klauen aus Graphit und Stahl die Haut seines Brustkorbs durchstoßen, um ihn wie ein Stück Fleisch unter den Achseln zu packen.
Schreiend wird der chinesische Dissident hochgehoben und umgedreht, bis sein Kopf zwei Meter über dem stählernen Laufsteg baumelt.
» Sorceress , nein …«
Ein hydraulisches Zischen, dann rammen die Greifer Chaus Kopf auf den Laufsteg. Mit einem entsetzlichen Knacken bricht seine Schädeldecke.
Der Ingenieur erschlafft. Blut tropft auf das Gitter des Stegs.
Die Nächste der an der Decke montierten Sensorkugeln zoomt seinen Körper heran, um das teilnahmslose Objekt methodisch zu untersuchen. Die Greifarme schütteln es heftig.
»Achtung.«
Das Objektiv richtet sich auf das rasche Flattern des Pulses an der Halsschlagader.
Wie ein Mehlsack fällt der Körper auf den Laufsteg. Ein anderer Greifarm streckt sich aus, packt ihn am linken Knöchel und zerrt ihn mühelos über den Boden, um ihn dem nächsten Arm zu übergeben. Im Zickzack zieht sich eine rote Spur über das stählerne Gitter.
»Nehmt die Herausforderung an, damit ihr das Hochgefühl des Siegs verspüren könnt.«
General George S. Patton
»Wir wollen keinen Krieg. Wir hassen den Krieg. Wir wissen, was er
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