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Goliath: Roman (German Edition)

Goliath: Roman (German Edition)

Titel: Goliath: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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hab? Ich hab’s getan, um meinen Kummer zu ersticken und dafür zu sorgen, dass die Wut hübsch in mir drin geblieben ist. Du weißt doch einen Dreck, wer oder was ich bin. Ich bin die menschliche Version der Goliath – eine amerikanische Mordmaschine, mit deinen Steuergeldern ausgebildet. Ich töte Menschen, Rocky, darauf hat man mich programmiert!«
    Er lässt sie los und wendet sich ab.
    Keuchend setzt Rocky sich auf und schaut ihn an, als sehe sie ihn zum ersten Mal. »Was ist bloß mit dir geschehen?«
    »Lass mich in Frieden.«
    »Nein, nicht bevor du mir gesagt hast, was mit dir los ist.«
    Gunnar lässt sich auf den Boden sinken und lehnt den Rücken an die Wand. »Das kann ich nicht.«
    »Warum nicht? Wahrscheinlich sind wir sowieso bald tot.«
    »Das stimmt.« Er hebt den Kopf und sieht sie an. »Es war in Afrika, etwa ein Jahr, bevor wir uns kennengelernt haben. Ich war als Mitglied einer Friedenstruppe in Uganda. Wir hatten den Auftrag, eine Gruppe des IRK zu einem Dorf zu eskortieren, als wir in einen Hinterhalt der Rebellen gerieten. Zwei der Rotkreuz-Leute wurden von Scharfschützen getötet. Als ich vier Rebellen erledigt hatte, ist der Rest geflüchtet.«
    Gunnars graue Augen werden leer. »Es waren Kinder, Rocky, richtige Kinder. Zwei der Jungen, auf die ich geschossen hatte, waren unter zehn. Einer von ihnen war noch am Leben; ich habe ihn aufgehoben und in den Armen gehalten. Er konnte sprechen, und unser Übersetzer hat mir erzählt, der Junge sei in der Gewalt der NALU gewesen, einer der dortigen Widerstandsbewegungen. Die Rebellen hatten ihn, seine Mutter und seine kleine Schwester erst einen Monat vorher auf einer Straße in der Nähe ihres Dorfs gekidnappt. Die Kinder wurden gezwungen, zuzuschauen, wie man ihre Mutter mit Pangis, großen Messern, zu Tode hackte. Dann hat man sie ins Lager der Rebellen verschleppt. In solchen Lagern hetzt man die gefangenen Jungen zum Vergnügen aufeinander, die Mädchen werden missbraucht. Die kleine Schwester des Jungen wurde also einem Rebellen zugeteilt, der sie zweimal am Tag vergewaltigt hat; ihn selbst hat man indoktriniert und zum Kämpfer ausgebildet … man hat ihm einfach ein M 16 in die Hand gedrückt und ihm das Schießen beigebracht. Friss oder stirb. Da Kinder leichter geopfert werden können als Erwachsene, bekommen sie all die üblen Jobs, wie Minenfelder aufzuspüren oder eben ein Rotkreuz-Team zu überfallen.« Gunnar wischt sich Tränen aus den Augen. »Der Kleine hat sich an meinen Hals geklammert und ist in meinen Armen gestorben. Da ist wohl auch der Soldat in mir gestorben.«
    »Es war nicht deine Schuld.«
    »Doch, das war es. Covah hat recht – genau wie ihm hat man mir vorgegaukelt, ich würde eine Krankheit heilen, wo ich doch selbst ein Teil der Krankheit war. Auf der ganzen Welt werden Kinder zur Gewalt erzogen … genau wie ich als Mann. Dieser kleine Junge hatte keine Wahl, ich hingegen schon. Das gilt noch heute.«
    »Dann bist du also vollkommen ausgebrannt heimgekommen und hast dich zum NUWC gemeldet? Das ergibt keinen Sinn.«
    »Das stimmt. Ich hätte einfach meinen Abschied nehmen sollen, aber dein Vater kann sehr überzeugend sein, und außerdem hat mich der Patriotismus nach dem Anschlag aufs World Trade Center mitgerissen. Und dann hab ich mich irgendwie in meine Chefin verliebt.«
    Rocky ignoriert die Andeutung. »Als du unser Projekt sabotiert hast, was hast du dir da eigentlich erhofft? Die göttliche Vergebung? Ein reines Gewissen?«
    »Ich weiß nicht … vielleicht beides. Mir war nur klar, dass ich irgendetwas unternehmen musste. Als ich nach dem Besuch im Pentagon zurückkam, hab ich mental immer mehr abgebaut, zum Beispiel diese schlimmen Albträume bekommen.«
    »An die erinnere ich mich. Wieso hast du mir damals nie etwas erzählt?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich habe ich mich geschämt.«
    »Aber mit Covah hast du darüber gesprochen?«
    Gunnar nickt. »Als ich erfahren habe, was man mit seinen Töchtern gemacht hatte, musste ich einfach … Ich weiß nicht recht, wie ich es ausdrücken soll …«
    »Ihn um Vergebung bitten?«
    »In gewisser Weise, ja.«
    »Und da hat er dir gesagt, du sollst die Pläne für die Goliath vernichten?«
    »Ja.«
    »Mensch, Gunnar, der Kerl hat dir vorgegaukelt, du müsstest Buße tun, und du hast angebissen wie ein Karpfen. Du hast alles aufs Spiel gesetzt, unsere Ehe, unsere Zukunft, unsere Karriere … unser Baby.«
    Gunnar nickt traurig.
    »Mein Gott, wie ich dich hasse

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