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Goliath: Roman (German Edition)

Goliath: Roman (German Edition)

Titel: Goliath: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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tiefschwarzen Rumpfes, die in dieser Tiefe sichtbar bleiben, sind zwei blutrote Scheiben aus mit Kristall verstärktem Lexanglas. Wie Fledermausaugen sitzen sie im gewölbten Kopf des Rochens. Die tropfenförmigen Fenster, fünf Meter breit und zwei Meter hoch, sind mit »Lidern« aus einer Titanlegierung ausgestattet, die rasch geschlossen werden können, um das fünfundvierzig Zentimeter dicke, druckfeste Glas zu schützen.
    Simon Bela Covah steht in der Kommandozentrale der Goliath an einem der rot leuchtenden Fenster und blickt in die dunkle Tiefe, während sein Geist durch die Schatten seiner gequälten Seele schweift. Wer ihn beobachtet, meint fast zu hören, wie die graue Masse seines Gehirns unablässig in seinem Schädel pulsiert.
    Dein Vater war ein Seemann, geboren in Onega, einer Hafenstadt unweit der Flottenbasis Sewerodwinsk. Deine Mutter hat acht Stunden täglich in einer miesen kleinen Klitsche gehockt und Knöpfe an Uniformen genäht, während sie dich, deine vier Brüder und deine Schwester aufzog. Du bist der Nachkömmling des Familienclans, der in einem so gottverlassenen russischen Dorf haust, dass man es auf den meisten Karten einfach weglässt. In dem scheunenartigen Schulhaus gibt es keine Kinder deines Alters, aber deine Mutter meldet dich trotzdem an, weil du dir schon im Alter von zwei Jahren beigebracht hast, die Zeitung zu lesen. Auch ohne dein flammend rotes Haar wärst du ein Sonderling, und deine einzigen Freunde sind Zahlen. Die meisten deiner Lehrer prophezeien dir eine große Zukunft als Mathematiker … wenn du die Kindheit überlebst.
    Der Kontrast zwischen Covahs intellektueller Brillanz und seinem Äußeren ist verblüffend. Das dicke, rostfarbene Barthaar an Oberlippe und Kinn geht in ein Flickwerk aus glattem, rosafarbenem Fleisch über. Auf der rechten Seite trifft das Hauttransplantat auf die dreieckige Metallplatte, mit der man die Überreste von Covahs Wangenknochen ersetzt hat. Der Daumen und die beiden verbliebenen Finger seiner verstümmelten rechten Hand streichen unwillkürlich über diese Seite des rekonstruierten Gesichts. Simon Covah hat kein rechtes Ohr mehr, nur noch einen Krater aus vernarbtem Gewebe, das in die haarlose Kopfhaut übergeht. Sein Kopf ist immer frisch rasiert, da er aus einer letzten Spur Eitelkeit heraus verhindern will, dass die Überreste seines roten Haars in unerwünschten Büscheln aus der Haut sprießen.
    Seit seine Chemotherapie vor Kurzem intensiviert wurde, muss Covah sich allerdings kaum mehr rasieren. Die Medikamente haben den Flüchtling aus Russland zu einem Schatten seiner selbst werden lassen.
    Thomas Chau kommt auf ihn zu. Der chinesische Ingenieur räuspert sich, um Covah auf sich aufmerksam zu machen. »Mr. Covah, der Computer meldet herannahende U-Jagd-Hubschrauber.«
    Im Zentrum des Raumes, direkt vor dem Ruder, befindet sich eine erhöhte Kommandoplattform mit im Halbkreis angeordneten Computern, die ursprünglich dazu gedacht waren, mit dem Gehirn der Goliath zu kommunizieren. Obgleich das Unterseeboot inzwischen in der Lage ist, verbale Befehle zu empfangen, schätzt Covah noch immer den Komfort der Plattform. Wortlos steigt er fünf Stufen empor und nimmt vor der sichelförmigen Konsole Platz.
    Hoch an der vorderen Wand leuchtet direkt unter der gewölbten Decke ein riesiger Bildschirm auf, der mit den akustischen und elektro-optischen Sensoren der Goliath verbunden ist. An beiden Seiten des Monitors sind Sensorkugeln angebracht, faustförmige »Augäpfel«, die in aktivem Zustand scharlachrot glühen. Sie enthalten optische Scanner, ein Mikrofon und einen Lautsprecher. Da sie in jedem Bereich der Goliath installiert wurden, kann das Computerhirn mit ihrer Hilfe nahezu jeden Quadratmeter visuell und akustisch überwachen.
    » Sorceress , Meldung.« Simon Covah spricht Englisch, die Sprache, in der sich seine multinationale Crew verständigt. Sein russischer Akzent ist ebenso unüberhörbar wie das seltsame Schnarren seiner Stimme, das durch das Narbengewebe in seiner Kehle entsteht, ein weiteres bleibendes Geschenk seiner serbischen Peiniger.
    In scharfem Gegensatz dazu steht die eindeutig weibliche Computerstimme, die nun durch die Kommandozentrale hallt. Ihr weicher, besänftigender Tonfall ist dem von Covahs ermordeter Frau Anna nachempfunden.
    »Aus Nordost fliegen vier U-Jagd-Hubschrauber an. Sollten sie Kurs und Geschwindigkeit beibehalten, müssen sie in drei Minuten zweiundzwanzig Sekunden abgefangen werden. Ohne

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