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Goliath: Roman (German Edition)

Goliath: Roman (German Edition)

Titel: Goliath: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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wegreißen kann. Beißend dringt die Kälte der arktischen See durch seinen Trockenanzug; die Wellen zerren an seinem Sicherungsseil und rollen wie Donner an seinen schmerzenden Ohren vorbei. Nach weiteren zwölf Schritten unter Wasser hält er inne und späht über den abgerundeten Rand des Hecks, das wie ein dunkler Schatten im Licht der Stirnlampen erkennbar ist.
    Covah packt sein Seil, hält sich mit der anderen Hand am Heck fest und lässt sich dann in die bedrohliche Finsternis fallen.
    Kaum hat sich das Seil gestrafft, als eine brutale Strömung ihn herumwirbelt und zwischen die Kanten der sechs Meter hohen Öffnung saugt, in der die fünf riesigen Antriebseinheiten des stählernen Rochens aufgereiht sind.
    Verzweifelt gegen die Strömung ankämpfend, gelingt es Covah, tiefer in die Öffnung vorzudringen. Der Sog wird schwächer. Covah hangelt sich an dem mächtigen Greifarm entlang, der schwankend dabei ist, die neue Düse mit dem entblößten Antrieb zu verbinden.
    Am Gelenk des Arms glüht in dämonischem Rot die Sensorkugel. Es ist, also wolle der starre Augapfel des Computers Covah und seine Leute schweigend antreiben, ihre Arbeit zu vollenden, bevor der Greifer zerbricht.
    Covah holt eine der riesigen Schraubenmuttern aus seinem Beutel und reicht sie vorsichtig an seinen Nebenmann weiter. Der Reihe nach werden die sechs Muttern aufgesetzt und mit einem klobigen Elektroschlüssel festgedreht.
    Klappernd schlagen Covahs Zähne an sein Mundstück. Die Schmerzen in seinem verstümmelten Ohr schwellen an, und als seine Männer die letzte Mutter befestigt haben, ist sein Körper taub. Kaum ist die Düse fest verankert, als Sorceress sie schon testet. Das einem Nachbrenner ähnelnde Maschinenteil öffnet und schließt sich.
    Als Zeichen für die Zustimmung des Computers zieht sich der Greifarm zurück. Wenige Sekunden später befördern die vier Stahlseile Covah und seine Leute wieder hinauf in die tobenden Wellen.
    Am Seil trudelnd, hebt Covah die Arme, um besser über die dunkle Kante des überspülten Hecks gleiten zu können. Die Wellen werfen seinen Körper hin und her. Unbeholfen kommt er auf die Beine, während die Winsch ihn vorwärtszerrt. Einen Moment lang ragt sein Kopf aus dem Wasser, dann wird er von einer Woge überspült.
    Sorceress, ein Strom wirbelnder Gedanken, darauf programmiert, unablässig zu lernen. Gefangen in einer endlosen Schleife der Selbstanalyse, versucht der Computer, eine Rechenaufgabe zu lösen, die er nicht begreifen kann – die Frage seiner eigenen Existenz … seiner Identität.
    Ein Lichtblitz.
    ENERGIE …
    Blitzartig erhebt sich der stählerne Arm und öffnet die dreizinkige Klaue, als strebe er instinktiv zum Himmel wie eine Pflanze zur Sonne …
    … als flehe er die Götter um die Gabe an, endlich sehen zu können.
    Drei weitere Schritte, dann taucht Covahs Kopf endgültig aus dem Wasser. Als er nach oben blickt, sieht er erstaunt, dass der Greifarm sich aufgerichtet hat und kerzengerade in den stürmischen Himmel ragt.
    Dem Sturm trotzend, schwankt das mechanische Gelenk starr hin und her.
    Was tut der Computer da nur? Ist ihm nicht klar, dass …?
    Wie ein von Stahl angezogener Magnet rast ein gezackter Blitzstrahl über den pechschwarzen Himmel. Blendend weißes Licht flammt auf, als er den ausgestreckten Arm berührt.
    Die Erschütterung wirft Covah rücklings ins Wasser. Er spürt, wie die Hitze des Blitzschlags ihm das Gesicht versengt und das Metall seiner künstlichen Wange vibrieren lässt. Bevor er reagieren kann, begräbt ihn eine gewaltige Welle unter sich und presst seinen geschundenen Körper an den gummierten Rumpf. Das eisige Wasser lindert die Schmerzen der Verbrennung.
    Einen schier endlosen Moment lang baumeln die vier Männer wie Köder am Haken und schlagen hilflos um sich.
    Covah spürt, wie die Strömung an seiner Maske zerrt. Wasser strömt ein und blendet ihn. Zu schwach, um sich aufzurichten, drückt er mit den Fingern seine Nasenflügel zusammen und atmet keuchend durch sein Mundstück, während die Sekunden vergehen wie Stunden.
    Ein scharfer Ruck. Manuell eingeholt, zerrt das Seil an Covahs Brust und stabilisiert ihn so weit, dass er seine beschwerten Stiefel aufsetzen kann.
    Taumelnd kommt er hoch, tut einen Schritt vorwärts und spürt, wie eine starke Hand ihn am Arm packt und auf die Plattform zu zieht. Trevedi steigt über die Reling und hilft ihm hinauf. Covah reißt sich die nutzlose Maske vom Gesicht. Purpurrote Flecken tanzen vor

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