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Goliath: Roman (German Edition)

Goliath: Roman (German Edition)

Titel: Goliath: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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Flöhe braucht«, zischt Chau wütend. »Deshalb empfehle ich, das Sorceress -Programm abzuschalten und …«
    »Sofort mit Reparatur beginnen.«
    Wie gescholtene Kinder wenden die Männer sich der Quelle der weiblichen Stimme zu, einer Sensor-Lautsprecher-Kombination am Handgelenk des Greifarms.
    »Sofort mit Reparatur beginnen.«
    »Wir haben dich schon beim ersten Mal verstanden, du Miststück!«, brüllt Taur Araujo, der ehemalige Guerillaführer aus Osttimor.
    Nun begreift Covah. Nicht der Computer selbst reizt seine Mannschaft, sondern die Stimme. Besänftigend, aber vollkommen gefühllos, ist sie die Stimme einer kalten, berechnenden Frau, die gewohnt ist, Befehle zu geben.
    »Mr. Chau, teilen Sie die Mannschaft in zwei Teams ein, die sich im Wasser abwechseln. Das erste Team wird die beschädigte Düse entfernen, das zweite das Ersatzteil anbringen. Sorgen Sie dafür, dass jeder Einzelne mit einem Seil an der Plattform des Lifts gesichert ist. Teilen Sie mich der zweiten Gruppe zu.«
    »Aber, Sir …«
    »Kein Aber. Wir werden tun, was getan werden muss, um unsere Mission zu erfüllen. Das sind meine Befehle, Mr. Chau, nicht die des Computers. Irgendwelche Fragen?«
    »Nein, Sir.«
    Das Wüten des Sturms hat noch zugenommen, als die erste Tauchergruppe am schräg abfallenden Rücken der Goliath herabgleitet und in den Wogen verschwindet.
    Covah und die drei anderen beobachten den Vorgang von der Plattform des hydraulischen Lifts aus, die sich durch das offene Luk geschoben hat und das Deck nun um eineinhalb Meter überragt. Kalter Regen peitscht auf die Tauchanzüge und die ungeschützten Gesichter. Dunkle, bedrohliche Wellen schäumen über das Heck des U-Boots, dessen gesamter Rumpf mit gummiertem Graphit überzogen ist.
    An der Reling der Plattform sind vier kleine Winschen mit Stahlseilen befestigt, die sich neun Meter weit bis zum Heck straffen, wo sie im tobenden Meer verschwinden.
    Covah schließt die Augen und versucht die geringe Kraft zu sammeln, die seine geschwächten Muskeln ihm noch bieten können. Er spürt die Wut des Sturms, der die Goliath an der Wasseroberfläche hin und her wirft. Frierend und verwundbar, allein gegen die Elemente, allein gegen die ganze Welt – das sind Momente, in denen Covah seine Familie am meisten vermisst, in denen die Leere seiner Existenz seinen aufgestauten Zorn abkühlen lässt und droht, den letzten Rest an geistiger Gesundheit zu zerstören, der ihm noch verblieben ist.
    Bald ist es ohnehin so weit. Bald wirst du deine Lieben wiedersehen …
    Wie ein Gewehrschuss hallt ein Donnerschlag über das Meer. Covah reißt die Augen auf. Ein Blitzstrahl zuckt durch den schwarzen Himmel und erleuchtet die Hauben der vier Taucher, die durch den weißen Gischt zurückkehren. Noch bevor Covah die Hand heben kann, hört man hydraulische Geräusche. Der Greifarm der Goliath hebt die neue Düse vom Lift und bewegt sie auf das überschwemmte Heck zu.
    Thomas Chau und seine drei Gefährten klettern über die Reling und lösen erschöpft die Seile von ihren Gurten. Die Muskeln in ihren halb erfrorenen Armen reagieren nur langsam, als sie dem zweiten Team die Karabinerhaken reichen.
    Mit klappernden Zähnen spuckt Chau sein Mundstück aus. »Wir haben die beschädigte Düse entfernt. Sorceress wird das Ersatzteil anbringen. Ihr müsst es nur noch mit diesen Schraubenmuttern befestigen.« Chau bindet seinem Kapitän einen schweren Sack um die Hüften.
    Sujan Trevedi kommt platschend auf Covah zu. Sein Gesicht ist blass, seine Lippen sind blau. »Vorsicht, mein Freund. Die See tobt.«
    Covah wischt sich mit seinem Handschuh über den nassen Schnurrbart, dann rückt er die Haube zurecht und beißt auf sein Mundstück. Er hebt den Daumen, steigt unbeholfen über die Reling und lässt sich mit den Füßen voraus auf das überspülte Deck sinken.
    Er ist kaum drei Schritte weit gekommen, als eine nahende Welle ihn seitlich erfasst und ins Wasser wirft. Covah spürt, wie seine Maske zweimal auf dem gummierten Rumpf des U-Boots aufschlägt. Die gnadenlose Kälte versengt ihm die ungeschützten Wangen; an den vernarbten Rändern der stählernen Gesichtsplatte zieht sich das Fleisch zusammen wie ein Trommelfell. Er zieht die Knie an, richtet sich mühsam auf und hakt sich bei seinen Gefährten ein, um gebückt wie ein Frosch rückwärts die schräge Oberfläche hinabzutappen.
    Zwölf Schritte weiter taucht sein Kopf ins Wasser. Er spürt, dass der tobende Ozean ihm jeden Moment die Beine

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