Goliath: Roman (German Edition)
dreht sich die mechanische Hand um hundertachtzig Grad und reißt ihn mit brutaler Gewalt in die Höhe.
Klappernd fällt der Karabiner zu Boden.
Die Scheinwerfer flammen auf.
Gunnar reißt sich das Nachtsichtgerät vom Kopf und blickt sich hilflos um. Rocky hängt wie er kopfunter an der Klaue des anderen Greifarms. Auf der anderen Seite des Hangars tritt eine schmale Gestalt hinter einem riesigen Generator hervor und kommt auf Gunnar zu.
Ringsumher erscheinen weitere sieben Männer mit Kalaschnikow-Sturmgewehren in den Händen. Ein Mann mit orientalischen Gesichtszügen hebt Gunnars Karabiner auf.
Ein schiefes Lächeln auf dem entstellten Gesicht, blickt Simon Covah zu Gunnar hoch. Der rechte Mundwinkel seines vernarbten Mundes zuckt von der Anstrengung. »Willkommen an Bord. Wir haben uns lange nicht gesehen.«
»Du schaust nicht gut aus, Simon. Kann sein, dass das am ungewohnten Blickwinkel liegt.«
» Sorceress , lassen Sie Captain Wolfe zu Boden – behutsam, bitte.«
Mit einem Ruck bewegt Gunnar sich abwärts, dann wird er umgedreht und losgelassen. Sorceress? Dann ist der Computer tatsächlich in Funktion …
Drei von Covahs Leuten nähern sich und richten ihre Waffen auf den ehemaligen Ranger. Zwei arabisch aussehende Männer durchsuchen ihn gründlich, nehmen ihm seine restlichen Waffen und seinen kugelsicheren Anzug ab.
David steckt den Kopf aus dem offenen Luk des MiniU-Boots. »Alles in Ordnung?«
»Absolut.«
Covah begrüßt ihn mit einer Umarmung. »Gut gemacht, mein Freund. Schön, dich wiederzusehen.«
»So geht’s mir auch.« David greift in seine Tasche und holt mehrere Röhrchen mit Medikamenten heraus. »Für dich.«
»David, du verdammter Scheißkerl …«
Nervös lächelnd, wirft David einen kurzen Blick auf Rocky. »Tut mir leid, Simon. Ich hatte keine andere Wahl, als sie mitzubringen.«
Covah ignoriert Rockys Flüche. Offenbar ist er mehr an Gunnar interessiert. »Sag mal, Gunnar, bist du wirklich hergekommen, um mich umzubringen?«, fragt er.
»Ich hab’s mir überlegt.« Gunnar deutet auf Rocky. »Könntest du sie wohl runterlassen?«
»Meinst du das ernst? Soviel ich von David gehört habe, würde sie am liebsten dich umbringen. Ich weiß zwar, dass eure Beziehung schon immer zwischen Liebe und Hass geschwankt hat, aber jetzt …«
»Lass sie einfach runter.«
»Aber gern. Sorceress , setzen Sie Commander Jackson ab … vorsichtig.«
Mit einer fließenden Bewegung dreht sich der riesige Arm und setzt Rocky behutsam auf dem Boden ab. Zwei von Covahs Leuten drücken sie auf den gummierten Boden, um sie zu durchsuchen.
Covah streckt Gunnar abwehrend beide Hände entgegen. »Bevor du dein endgültiges Urteil sprichst, bitte ich dich um eine Chance, dir alles zu erklären.« Er wendet sich an seine Männer. »Zieht die beiden aus, durchsucht sie gründlich und entsorgt sämtliche Kleidungsstücke. Anschließend bringt ihr sie in ihre Kabine. Behandelt sie wie Gäste, aber seid ständig auf der Hut.«
Ein malaiisch aussehender Mann mit struppigem Vollbart richtet seine Waffe auf Rockys Gesicht. Es ist Taur Araujo, der frühere Rebellenführer aus Osttimor. »Ziehen Sie sich vollständig aus«, befiehlt er, »und zwar schön langsam.«
Covah blickt zu der scharlachrot leuchtenden Sensorkugel hoch. » Sorceress , wie ist der Zustand der Colossus ?«
»Boot ist manövrierunfähig. Momentane Position Meeresboden, drei Komma sechs Kilometer nördlich.«
David reißt erstaunt die Augen auf. »Ist das nicht Annas Stimme?«
Covah nickt. »Ich finde sie … beruhigend.«
»Was habt ihr mit der Colossus gemacht?«, fragt Rocky wütend, während man ihr den Kampfanzug vom Leib zieht.
»Der hab ich einen kleinen Virus verpasst«, antwortet David und gönnt sich einen raschen Blick auf Rockys nackte Rundungen. »Inzwischen dürften die Reaktoren überhitzt sein und die Raketensilos sich öffnen.«
» Sorceress , laufen Sie die Colossus an«, schnarrt Covah. »Hangar fluten, sobald wir ihn verlassen haben, damit die Atomraketen der Colossus geladen werden können.«
»Verstanden.«
Gunnar schaut Covah an. »Tu’s nicht, Simon.«
»Bitte vertrau mir, Gunnar, vertrau darauf, dass meine Ziele auch die deinen sind. Weißt du, wir – David und ich – haben uns viel Mühe gegeben, dich hierherzubringen. Ich habe dir so viel zu erzählen; leider ist jetzt zu wenig Zeit dafür. Ich habe einen Plan, der alles rechtfertigen wird, was du getan hast. Er wird dich für all deine Opfer
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