Gone 4: Rache
Trotzdem war es demütigend.
Drakes Peitsche knallte und traf Jack am Rücken. Jack schnappte nach Luft, blieb aber nicht stehen, sondern pflügte mitten hinein in das Insektengewimmel. Er packte das erstbeste Bein und zerrte daran.
Er riss es aus, was die Kreatur weder aufhielt noch irgendeinen Eindruck auf sie machte, ihm aber eine Waffe in die Hand gab.
»Beeil dich lieber«, spottete Drake. »Orc macht es nicht mehr lange.«
Orcs Brüllen war heiser geworden und wurde immer schwächer. Dafür wurde das scheppernde Aufeinanderkrachen der Metallschalen immer lauter und rasender.
Orc wäre jeden Moment tot. Und dann würden sie sich über Jack hermachen. Bis dahin musste er Jack ablenken.
Jack zerbrach das Bein in zwei Teile, einen dicken und einen spitzen.
Drake ließ seine Peitsche durch die Luft sausen und verpasste Jack durch das Hemd hindurch einen blutenden Striemen. »Komm schon, Jack, du kannst nicht gewinnen. Du kannst mich nicht töten. Und meine Armee kannst du auch nicht aufhalten. Dir bleibt also keine andere Wahl, als dich auf meine Seite zu schlagen.«
»Nein!«
»Meine Seite ist bald die einzige. Ich habe nämlich noch eine zweite Armee und die frisst sich gerade durch Perdido Beach. Für wen kämpfst du überhaupt? Was immer die Rotäugigen übrig lassen, beenden wir, sobald wir da sind.«
»Du weißt nicht, was in Perdido Beach los ist«, entgegnete Jack.
»Die Dunkelheit sagt es mir«, log Drake. »Sie gab mir die Macht über die Käfer. Wir bringen alle um. Bis heute Abend sind alle tot und verschwunden. Komm mit mir und sie lässt dich vielleicht am Leben.«
Als er seine Peitsche jetzt mit Lichtgeschwindigkeit knallen ließ, erwischte er Jack unvorbereitet. Sein Arm wickelte sich um Jacks Hals. Jack packte die Peitsche und zerrte an ihr, erreichte damit aber nur, dass er Drake zu sich heranzog. Als er unmittelbar vor ihm stand, brach Drake in Gelächter aus und wickelte seinen Arm nur noch fester um Jacks Hals, drückte unbarmherzig zu und genoss es zu sehen, wie Jacks Gesicht immer röter wurde.
Jack boxte ihn mit solcher Wucht in die Brust, dass seine Faust glatt hindurchging. Aber Drakes Griff wurde keine Spur lockerer.
Jacks Augen traten aus den Höhlen und Drake lachte und von Orc war im Lärm der auf und zu schnappenden Mundwerkzeuge nichts mehr zu hören.
»Sam, du hast es mir geschworen!«
Das Boot legte an und Quinns Leute rasten in alle Richtungen davon und schrien Lanas Namen.
»Dekka, ich hab einen Plan«, sagte Sam.
Ihr Körper hatte nichts Menschliches mehr an sich. Unter ihrer Kleidung pulsierte es. An manchen Stellen waren die Kreaturen durch den Stoff gedrungen, zeigten ihre blitzenden Mundwerkzeuge und schwangen suchend ihre Scheren. Eine platzte zur Gänze heraus. Eine Sekunde lang erstarrte sie und blickte Sam mit jadefarbenen Augen an.
Er schnappte nach ihr, erwischte sie und warf sie zu Boden. Quinn reagierte sofort. Er warf ein Fischernetz darüber, trat auf die Ränder des Netzes und hielt sie so auf dem Boden des Bootes gefangen.
»Jetzt!«, bettelte Dekka. »Tu es endlich. Oh mein Gott, Sam!«
Unter der Haut ihres Oberschenkels wurden die Konturen eines zweiten Käfers sichtbar, er war nur noch von einer dünnen Membran bedeckt und bewegte sich.
»Ich hab einen Plan, Dekka. Halt durch, du musst durchhalten, bitte!«, bettelte Sam.
»Neeeiiiin!« Sie klang so verzweifelt, dass es ihm schier das Herz brach.
Sam warf einen Blick zum Ufer. Nichts. Keine Lana. Niemand.
Quinn hatte ein Ruder gepackt. Er stach mit der Stange auf den gefangenen Käfer ein, schlug immer wieder zu, doch die Kreatur blieb am Leben.
Plötzlich war ein Windstoß zu spüren und auf einmal tauchte Brianna am Ende des Stegs auf. Sie zitterte und starrte vor Dreck, dann stand sie neben ihnen.
»Na endlich«, sagte sie vorwurfsvoll, verstummte aber sogleich, als ihr klar wurde, was mit Dekka geschah. »Was zum …?«
»Wirbelwind, hol Lana! Jetzt! JETZT !«, schrie Sam. Beim zweiten Jetzt war sie längst weg.
»Ich muss … ich muss sie noch einmal sehen …«, stieß Dekka zwischen klappernden Zähnen hervor.
»Lass mich jetzt nicht im Stich, Dekka. Halt durch.«
Aber ihre Augen verdrehten sich, ihr ganzer Körper zuckte und wurde von Krämpfen geschüttelt.
»Quinn. Was tu ich bloß … okay … halt sie fest. Du musst sie festhalten, egal, was passiert.«
Quinn schlug ein letztes Mal auf den Käfer ein. Auch wenn er nicht tot war, so würde er wenigstens nicht
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