Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
wir stecken. Um uns zu ernähren , um uns einigermaßen über die Runden zu bringen. Ich schaffe es nicht, für dich und mich und noch ein paar Kinder zu sorgen. Du wirst ihnen alles geben wollen, was du als Kind hattest, und das kann ich nicht. Keine Privatschule für die kleinen Dunnes, kein Tennis, keine Geigenstunden, keine Ferienhäuser. Du würdest es hassen, wie arm wir wären. Du würdest es hassen.«
»So oberflächlich bin ich wirklich nicht, Nick …«
»Du findest also, wir leben hier am richtigen Ort, um Kinder in die Welt zu setzen?«
So nah sind wir einer Ehe-Diskussion noch nie gekommen, und ich sehe ihm an, dass er schon bereut, was er gesagt hat.
»Wir stehen unter einem Riesendruck, Schatz«, sage ich. »Wir hatten ein paar Probleme, und ich weiß, viel davon war meine Schuld. Ich fühle mich so verloren hier …«
»Dann willst du also, dass wir eins von den Paaren werden, die ein Kind kriegen, um ihre Ehe zu reparieren? Weil das immer so super funktioniert?«
»Wir kriegen ein Baby, weil …«
Auf einmal werden seine Augen dunkel, hundeartig, und er packt mich wieder an den Armen.
»Nein … nein, Amy. Jetzt nicht. Noch mehr Stress verkrafte ich nicht. Ich halte den Druck so schon kaum aus, und wenn auch nur noch ein bisschen dazukommt, mach ich schlapp.«
Und ich weiß, dass er mir diesmal ausnahmsweise die Wahrheit sagt.
Nick Dunne
Sechs Tage danach
Die ersten achtundvierzig Stunden sind bei einer Ermittlung immer die entscheidenden. Inzwischen war Amy seit fast einer Woche verschwunden. Heute Abend sollte eine Kerzenwache abgehalten werden – im Tom Sawyer Park, der Presse zufolge »einer von Amy Elliott Dunnes Lieblingsplätzen«. (Ich wusste nichts davon, dass Amy jemals auch nur einen Fuß in den Park gesetzt hatte; trotz seines Namens ist er nicht im Geringsten idyllisch. Ein Park eben, aber seiner Bäume beraubt, mit einem Sandkasten, der fast immer voller Tierkot ist, völlig un-Twain-mäßig.) In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte die Geschichte überregionale Verbreitung gefunden – jetzt war sie überall, einfach so.
Gott segne die treuen Elliotts. Als ich mich gestern Abend von dem Polizeiverhör zu erholen versuchte – es hatte wie eine Bombe bei mir eingeschlagen –, rief Marybeth mich an. Meine Schwiegermutter hatte die Ellen-Abbott- Sendung gesehen und bezeichnete die Frau als »opportunistische Quoten-Hure«. Trotzdem verbrachten wir einen Großteil des heutigen Tages damit, eine Strategie für den Umgang mit den Medien zu entwickeln.
Die Medien (mein ehemaliger Clan, meine Leute!) waren dabei, ihre Version der Geschichte zu entwickeln, und sie liebten den Amazing-Amy -Ansatz und die glücklich verheirateten Elliotts. Keine bissigen Kommentare darüber, dass die Buchreihe eingestellt worden war oder dass die Autoren fast bankrott waren – momentan gab es nur Herzen und Blumen für die Elliotts. Die Medien liebten sie.
Mich dagegen nicht so sehr. Inzwischen fanden sich schon besorgniserregende Hinweise . Nicht nur das Zeug, das durchgesickert war – dass ich kein Alibi hatte, der möglicherweise »inszenierte« Tatort –, sondern tatsächlich auch bestimmte Persönlichkeitszüge. Es wurde darüber berichtet, dass ich in der Highschool nie länger als ein paar Monate mit einem Mädchen zusammen gewesen war und deshalb logischerweise ein notorischer Schürzenjäger sein musste. Außerdem hatte man herausgefunden, dass wir unseren Vater im Comfort Hill untergebracht hatten, wo ich ihn nur sehr selten besuchte, und demzufolge war ich ein undankbarer Sohn, der seinen Vater im Stich ließ. »Das Problem ist – die mögen dich einfach nicht«, sagte Go nach jedem Bericht in den Nachrichten. »Das ist ein echtes Problem, Lance.« Die Medien hatten auch meinen ersten Vornamen ausgegraben, den ich schon in der Grundschule gehasst und zu Beginn jedes Schuljahres, wenn der Lehrer die Namensliste verlas, abzuwürgen versucht hatte. »Ich heiße Nick, man nennt mich Nick!« Jeden September von neuem, ein Schuljahrbeginn-Ritus: »Nick-man-nennt-mich-Nick!« Und immer gab es irgendeinen Klugscheißer, der in der Pause affektiert auf und ab defilierte und »Hi, ich bin Laaance« flötete. Dann war die Sache bis zum darauffolgenden Jahr wieder vergessen.
Aber jetzt nicht. Jetzt war es überall in den Nachrichten, das grässliche Drei-Namen-Urteil, Serienkillern und Meuchelmördern vorbehalten – Lance Nicholas Dunne –, und es gab keinen, den ich
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