Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
das nur eine kurze Episode in einer langen Ehe ist – er macht gerade eine schwere Zeit durch –, versuchst, verständnisvoll zu sein und wartest ab.
Antwort: C. Richtig?
Es macht mich ganz fertig, dass meine Ehe sich auflöst, und ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann. Man könnte meinen, meine Eltern, die Doppelpsychologen, wären die richtigen Ansprechpartner für solche Dinge, aber dafür bin ich zu stolz. Als Seelenpartner – erinnert ihr euch? – sind sie für Ehe-Tipps ohnehin ungeeignet. Sie kennen nur Höhe- und keine Tiefpunkte – eine einzige, unendliche Ehe-Ekstase. Ich kann ihnen nicht sagen, dass ich dabei bin, das Einzige, was ich noch habe, zu vermasseln: meine Ehe. Vermutlich würden sie ein Buch darüber schreiben, eine fiktionale Ermahnung, in der Amazing Amy die phantastischste, erfüllendste, problemloseste Ehe zelebriert, die die Menschheit jemals gesehen hat … weil sie sich voll dafür engagiert hat .
Aber ich mache mir Sorgen. Die ganze Zeit. Ich weiß, dass ich inzwischen für den Geschmack meines Mannes zu alt bin. Vor sechs Jahren war ich sein Ideal, und ich habe seine schonungslosen Kommentare über Frauen gehört, die auf die vierzig zugehen: wie erbärmlich er sie findet, wenn sie aufgemotzt in den Bars herumsitzen und nicht mal merken, wie wenig Anziehungskraft sie noch besitzen. Wenn er damals von einer Sauftour zurückkam und ich ihn fragte, wie es in der Bar war, egal in welcher, dann sagte er oft: »Total überschwemmt mit hoffnungslosen Fällen« – das war sein Codewort für Frauen in meinem heutigen Alter. Damals war ich grade mal dreißig und grinste, als würde mir so etwas niemals passieren. Jetzt bin ich sein hoffnungsloser Fall, er ist gefangen mit mir, und vielleicht ist das der Grund, warum er so wütend ist.
In letzter Zeit versuche ich es häufig mit der Kleinkind-Therapie. Jeden Tag wandere ich zu Noelle hinüber und lasse mich von ihren Drillingen betatschen. Die kleinen feisten Hände in meinen Haaren, der klebrige Atem an meinem Nacken. Man kann verstehen, warum Frauen immer damit drohen, Kinder zu verschlingen: Sie ist einfach zum Anbeißen! Ich hab sie zum Fressen gern! Obwohl es mir manchmal richtig weh tut zuzuschauen, wie die drei Kinder, noch ganz tranig vom Mittagsschlaf, zu Noelle tapsen, sich auf dem Weg zu ihrer Mama die Augen reiben und mit ihren kleinen Händen ihr Knie oder ihren Arm berühren, als wäre sie der Heimathafen, als wüssten sie, dass sie bei ihr in Sicherheit sind …
Gestern hatte ich einen besonders bedürftigen Nachmittag bei Noelle, vielleicht habe ich deshalb eine Dummheit begangen.
Nick kommt heim und findet mich im Schlafzimmer, frisch geduscht, und es dauert nicht lange, da presst er mich an die Wand und drängt sich in mich. Als er fertig ist und mich loslässt, sehe ich einen feuchten Kuss-Abdruck von meinem Mund auf der blauen Wandfarbe. Dann sitzt er keuchend auf der Bettkante und sagt: »Entschuldige. Ich hab dich einfach gebraucht.«
Ohne mich auch nur anzusehen.
Da gehe ich zu ihm und umarme ihn, tue so, als wäre das, was wir gerade gemacht haben, ganz normal, ein angenehmes eheliches Ritual, und sage: »Ich hab nachgedacht.«
»Ja, und?«
»Na ja, vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Um eine Familie zu gründen. Um zu versuchen, schwanger zu werden.« Schon während ich es ausspreche, weiß ich, dass es verrückt ist, aber ich kann nicht anders – ich bin die verrückte Frau geworden, die schwanger werden will, um ihre Ehe zu retten.
Es ist demütigend, genau zu dem zu mutieren, worüber man sich einmal lustig gemacht hat.
Er zuckt zurück. »Jetzt? Jetzt ist ungefähr der schlechteste Zeitpunkt, um eine Familie zu gründen, Amy. Du hast keinen Job …«
»Ich weiß, aber ich würde sowieso zu Hause bleiben wollen, solange das Baby klein ist …«
»Meine Mom ist gerade gestorben, Amy.«
»Ein Baby wäre ein neues Leben, ein Neuanfang.«
Da packt er mich an beiden Armen und schaut mir zum ersten Mal in dieser ganzen Woche richtig in die Augen. »Amy, ich hab das Gefühl, du glaubst, dass wir jetzt, wo meine Mom tot ist, einfach lustig nach New York zurückziehen, ein paar Babys in die Welt setzen können und du dein altes Leben wiederkriegst. Aber wir haben nicht genug Geld . Wir haben kaum genug Geld, um zu zweit hier einigermaßen zu überleben. Du kannst dir überhaupt nicht vorstellen, unter welchem Druck ich stehe, jeden Tag, um den Schlamassel zu bewältigen, in dem
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