Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
dürfen.
»Ich gewinne, Mr. Dunne. Ich gewinne Fälle, die nicht zu gewinnen sind, und der Fall, der vermutlich demnächst auf Sie zukommen wird, ist – ich möchte nicht herablassend klingen – eine harte Nuss. Geldprobleme, schwierige Ehe, schwangere Frau. Die Medien haben sich auf Sie eingeschossen, die Öffentlichkeit ist gegen Sie voreingenommen.«
Er drehte an dem Siegelring an seiner rechten Hand und wartete offenbar auf ein Zeichen, dass ich ihm zuhörte. Ich hatte oft den Spruch gehört: Mit vierzig hat ein Mann das Gesicht, das er verdient . Bolts etwa vierzigjähriges Gesicht war gepflegt, fast faltenfrei, angenehm egoistisch abgerundet. Hier saß ein selbstbewusster Mann, der Beste seiner Branche, ein Mann, dem sein Leben gefiel.
»Es wird keine Polizeiverhöre mehr geben, bei denen ich nicht anwesend bin«, sagte er. »Ich bedaure sehr, dass Sie sich darauf eingelassen haben. Aber bevor wir zum juristischen Teil übergehen, müssen wir anfangen, die öffentliche Meinung zu managen, denn so, wie es momentan läuft, können wir davon ausgehen, dass alles durchsickert: ihre Kreditkarten, die Lebensversicherung, der angeblich inszenierte Tatort, das aufgewischte Blut. Es sieht sehr schlecht aus, mein Freund. Und es ist ein Teufelskreis: Die Cops glauben, Sie waren es, und das erzählen sie der Öffentlichkeit. Die Öffentlichkeit ist empört und verlangt Ihre Festnahme. Also, erstens: Wir müssen einen alternativen Verdächtigen finden. Zweitens: Wir brauchen die Unterstützung von Amys Eltern, das kann ich gar nicht oft genug betonen. Und drittens: Wir müssen Ihr Image in Ordnung bringen, denn wenn Ihr Fall vor Gericht geht, wird das die Geschworenen beeinflussen. Wechsel des Verhandlungsorts heißt heutzutage gar nichts mehr – vierundzwanzig Stunden Kabelfernsehen, Internet, die ganze Welt ist Ihr Verhandlungsort. Deshalb kann ich Ihnen nur sagen, wie wichtig es ist, die ganze Sache umzudrehen.«
»Das wäre mir mehr als recht, glauben Sie mir.«
»Wie geht es denn so mit Amys Eltern? Können wir sie dazu kriegen, ein Statement abzugeben, in dem sie Ihnen ihre Unterstützung zusichern?«
»Seit klar ist, dass Amy schwanger war, hab ich nicht mehr mit ihnen gesprochen.«
»Dass sie schwanger ist«, verbesserte Tanner mich stirnrunzelnd. »Ist. Sie ist schwanger. Sie dürfen von Ihrer Frau niemals in der Vergangenheit sprechen.«
»Scheiße.« Eine Sekunde lang stützte ich mein Gesicht in die offene Handfläche. Mir war nicht mal aufgefallen, was ich gesagt hatte.
»Bei mir brauchen Sie sich deswegen keine Sorgen zu machen«, sagte Bolt mit einer großzügigen Handbewegung. »Aber überall sonst sollten Sie es umso mehr. Achten Sie darauf. Achten Sie ganz genau darauf. Von jetzt an möchte ich, dass Sie den Mund nie mehr aufmachen, ohne sich vorher genau überlegt zu haben, was Sie sagen. Sie haben also nicht mit Amys Eltern gesprochen. Das gefällt mir nicht. Aber Sie haben vermutlich versucht, sie zu kontaktieren?«
»Ja, ich hab ein paar Nachrichten hinterlassen.«
Bolt kritzelte etwas auf einen gelben Notizblock. »Okay, wir müssen davon ausgehen, dass das keine gute Entwicklung für uns ist. Aber Sie müssen Ihre Schwiegereltern unbedingt ausfindig machen. Nicht an einem öffentlichen Ort, wo irgendein Arschloch mit einem Kamerahandy Sie filmen kann – noch einen Shawna-Kelly-Moment können wir nicht brauchen. Oder schicken Sie Ihre Schwester zu ihnen, eine Aufklärungsmission, sie soll herausfinden, was Sache ist. Ja, machen Sie es lieber so, das ist besser.«
»Okay.«
»Und ich brauche eine Liste von Ihnen, Nick. Von all den netten Dingen, die Sie im Lauf der Jahre für Amy gemacht haben. Romantische Dinge, vor allem im letzten Jahr. Vielleicht haben Sie ihr Hühnerbrühe gekocht, als sie krank war, oder ihr von einer Geschäftsreise einen Liebesbrief geschickt. Nichts allzu Protziges. Ich bin nicht so für Schmuck, es sei denn, Sie haben ihn zusammen im Urlaub gekauft oder so. Wir brauchen etwas echt Persönliches, so ein Zeug wie aus einem Liebesfilm.«
»Was ist, wenn ich nun mal kein romantischer Liebesfilm-Typ bin?«
Tanner kniff die Lippen zusammen und entspannte sie wieder. »Finden Sie was, Nick, okay? Sie wirken wie ein netter Kerl. Bestimmt haben Sie im letzten Jahr irgendwas Fürsorgliches gemacht.«
Mir fiel nicht mal für die letzten zwei Jahre etwas Anständiges ein. In New York, in den ersten beiden Jahren unserer Ehe, hatte ich alles darangesetzt, meiner
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