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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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und etwas verfärbt war. Für einen Moment drückte er sie nachdenklich an die Oberlippe. »Jetzt kommt der schwierigere Teil, Nick«, sagte er dann. »Ich brauche von Ihnen absolute Ehrlichkeit, es gibt keine andere Möglichkeit. Sonst funktioniert es nicht. Also erzählen Sie mir alles über Ihre Ehe, erzählen Sie mir das Schlimmste. Denn nur wenn ich das Schlimmste weiß, kann ich für Sie planen. Wenn ich überrascht werde, sind wir am Arsch. Und wenn wir am Arsch sind, dann sind Sie am Arsch. Denn ich kann einfach in meiner G4 wegfliegen.«
    Ich holte tief Luft und sah ihm in die Augen. »Ich habe Amy betrogen. Ich habe eine Affäre.«
    »Okay. Mit mehreren Frauen oder nur mit einer?«
    »Nein, nicht mit mehreren, davor habe ich sie nie betrogen.«
    »Also mit einer Frau?«, fragte Bolt und schaute weg. Wieder zwirbelte er seinen Ehering, während seine Augen auf einem Segelboot-Aquarell ruhten. Ich konnte mir vorstellen, wie er später mit seiner Frau telefonierte und sagte: Nur einmal, nur ein einziges Mal möchte ich einen Typen betreuen, der kein Arschloch ist.
    »Ja, ein Mädchen, das mir sehr …«
    »Sagen Sie nicht Mädchen , sagen Sie niemals Mädchen «, ermahnte mich Bolt. »Frau. Eine junge Frau, die Ihnen sehr am Herzen liegt. Wollten Sie das sagen?«
    Natürlich wollte ich das sagen.
    »Haben Sie mit ihr gesprochen, seit Amy verschwunden ist?«
    »Ja, auf einem Wegwerfhandy. Und einmal auch persönlich. Zweimal. Aber …«
    »Persönlich.«
    »Niemand hat uns gesehen. Das kann ich Ihnen schwören. Nur meine Schwester.«
    Bolt holte tief Luft und starrte wieder auf das Segelboot. »Und was tut diese … wie heißt sie?«
    »Andie.«
    »Wie ist ihre Einstellung zu der ganzen Geschichte?«
    »Sie war toll – bis die Schwangerschaft … bekannt wurde. Jetzt ist sie, glaube ich, ein bisschen … nervös. Sehr, äh … bedürftig ist nicht das richtige Wort …«
    »Sagen Sie, was Sie sagen müssen, Nick. Wenn die junge Frau bedürftig ist, dann …«
    »Sie ist bedürftig. Sie klammert. Braucht eine Menge Zuwendung und will beruhigt werden. Sie ist ein echt liebes Mädchen, aber sie ist jung, und es … es war natürlich schwer für sie.«
    Tanner Bolt ging zu seiner Minibar und holte einen Tomatensaft heraus. Der ganze Kühlschrank war damit gefüllt. Er öffnete die Flasche, trank sie mit drei großen Schlucken leer und tupfte sich die Lippen mit einer Stoffserviette trocken. »Sie werden jeden Kontakt mit Andie abbrechen müssen, vollständig und für immer«, sagte er. Ich setzte an, etwas zu sagen, aber er stoppte mich mit erhobener Hand. »Augenblicklich.«
    »Ich kann nicht einfach so Schluss mit ihr machen. Aus heiterem Himmel.«
    »Darüber gibt es keine Diskussion. Nick . Ich meine, kommen Sie – muss ich Ihnen das wirklich erklären? Sie können sich nicht mit einer anderen Frau treffen, wenn Ihre schwangere Frau verschwunden ist. Sonst können Sie gleich ins Gefängnis gehen. Also, der Punkt ist, dass Sie sich trennen müssen, ohne sie gegen uns aufzubringen. Damit sie keinen Grund hat, eine Vendetta gegen Sie anzuzetteln, und nicht den Drang verspürt, an die Öffentlichkeit zu gehen – alles, was zurückbleibt, sind schöne Erinnerungen. Überzeugen Sie die Kleine davon, dass das die einzig anständige Lösung ist. Sie müssen sie dazu bringen, dass sie sich für Ihre Sicherheit verantwortlich fühlt. Wie gut sind Sie, wenn es um Trennungen geht?«
    Ich machte den Mund auf, aber er ließ mich gar nicht zu Wort kommen.
    »Wir präparieren Sie auf diese Unterredung genauso, wie wir Sie für ein Kreuzverhör präparieren würden, okay? Also, wenn Sie mich wollen, fliege ich nach Missouri, schlage da mein Lager auf, und dann können wir richtig loslegen. Ich kann morgen bei Ihnen sein, wenn Sie mich als Anwalt wünschen. Tun Sie das?«
    »Ja, das tu ich.«

    Vor dem Abendessen war ich wieder in Carthage. Es war schon seltsam – nachdem Tanner Andie von der Bildfläche gefegt hatte, nachdem klargeworden war, dass sie einfach nicht bleiben konnte –, wie schnell ich es akzeptieren konnte, wie wenig ich um sie trauerte. Auf dem zweistündigen Rückflug ging mein Zustand von »verliebt in Andie« einfach in »nicht verliebt in Andie« über. Als hätte ich eine Tür durchschritten. Wie auf Knopfdruck bekam unsere Beziehung einen Sepia-Ton: Vergangenheit. Wie merkwürdig, dass ich meine Ehe wegen dieses kleinen Mädchens ruiniert hatte, mit dem ich nichts gemeinsam hatte, außer

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