Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
Frau zu gefallen, zu den entspannten Tagen zurückzukehren, in denen sie über den Parkplatz rannte und mir in die Arme fiel, um spontan ihrer Freude über das Haarspray Ausdruck zu verleihen, das sie gerade gekauft hatte. Die ganze Zeit drückte sie ihr Gesicht an meines, ihre blauen Augen strahlten mich an, ihre blonden Wimpern verfingen sich in meinen, und ihr warmer Atem stieg mir direkt in die Nase. Lauter alberne Kleinigkeiten. Zwei Jahre lang gab ich mir Mühe, während die Amy, die ich gekannt hatte, langsam verschwand, und ich strengte mich wirklich an – keine Wut, kein Streit, aber ständiges Katzbuckeln, Kapitulation, während aus mir eine Sitcom-Version eines Ehemannes wurde. Ja, Schatz. Natürlich, Liebes . Die ganze verdammte Energie sickerte aus meinem Körper, während meine Gedanken wie hektische Kaninchen damit beschäftigt waren herauszufinden, wie ich sie glücklich machen könnte, und jede Aktion, jeder Versuch erntete doch wieder nur ein Augenverdrehen oder einen traurigen kleinen Seufzer. Einen »Du kapierst es einfach nicht« -Seufzer.
Als wir nach Missouri umzogen, war ich nur noch angepisst. Ich schämte mich, weil ich so ein Kriecher geworden war, wuselnd, buckelnd, krumm. Die Erinnerung daran war furchtbar. Deshalb war ich nicht mehr romantisch, ich war nicht mal mehr nett.
»Außerdem brauche ich eine Liste von Leuten, die Amy etwas angetan haben könnten, die vielleicht etwas gegen sie hatten.«
»Ich sollte Ihnen noch sagen, dass Amy anscheinend vor ein paar Wochen versucht hat, sich einen Revolver zu beschaffen.«
»Wissen die Cops davon?«
»Ja.«
»Wussten Sie davon?«
»Erst als der Typ, von dem sie die Waffe kaufen wollte, es mir erzählt hat.«
Er dachte genau zwei Sekunden nach. »Dann wette ich, dass die jetzt die Theorie haben, Ihre Frau hätte sich vor Ihnen schützen wollen«, sagte er dann. »Sie war isoliert, sie hatte Angst. Sie wollte an ihren Mann glauben, aber sie spürte, dass etwas nicht stimmte, deshalb hat sie sich eine Waffe besorgt für den Fall, dass ihre schlimmsten Befürchtungen sich bewahrheiten.«
»Wow, Sie sind gut.«
»Mein Dad war Polizist«, sagte er. »Aber die Revolver-Geschichte gefällt mir nicht – wir brauchen unbedingt jemanden, dem wir das zuordnen können – außer Ihnen. Nichts ist zu weit hergeholt. Wenn sie sich ständig mit einem Nachbarn wegen eines bellenden Hunds gestritten hat, wenn sie sich gegen die Avancen eines Kerls zur Wehr setzen musste – ich brauche alles, was Sie auftreiben können. Was wissen Sie über Tommy O’Hara?«
»Richtig! Ich weiß, dass er mehrmals bei der Hotline angerufen hat.«
»Man hat ihm vorgeworfen, er hätte Amy bei einem Date 2005 vergewaltigt.«
Mir blieb der Mund offen stehen, aber ich sagte nichts.
»Sie hat sich gelegentlich mit ihm getroffen. Bei einer Verabredung in seiner Wohnung ist die Sache dann wohl aus dem Ruder gelaufen, und meinen Quellen zufolge hat er sie vergewaltigt.«
»Wann in 2005 war das?«
»Im Mai.«
Es war in den acht Monaten passiert, als ich Amy verloren hatte – in der Zeit zwischen unserer Begegnung in New York und unserem Wiedersehen auf der Seventh Avenue.
Tanner rückte seine Krawatte zurecht, drehte an seinem diamantenbesetzten Ehering und taxierte mich. »Sie hat Ihnen nichts davon erzählt.«
»Nein, kein Sterbenswörtchen«, bestätigte ich. »Niemand hat mir irgendwas davon erzählt. Schon gar nicht Amy.«
»Sie würden sich wundern, für wie viele Frauen so etwas immer noch ein Stigma ist. Sie schämen sich.«
»Ich kann nicht glauben, dass ich …«
»Wenn ich mich mit einem Klienten verabrede, versuche ich nie, ohne neue Informationen aufzulaufen«, sagte er. »Ich möchte Ihnen zeigen, wie ernst ich es mit Ihrem Fall meine. Und wie sehr Sie mich brauchen.«
»Könnte dieser Kerl ein Verdächtiger sein?«
»Klar, warum nicht?«, antwortete Tanner allzu munter. »Er hat eine gewalttätige Vorgeschichte mit Ihrer Frau.«
»War er im Gefängnis?«
»Sie hat die Anzeige zurückgezogen. Vermutlich wollte sie nicht aussagen. Wenn wir beschließen zusammenzuarbeiten, werde ich ihn überprüfen lassen. In der Zwischenzeit sollten Sie sich an jeden Menschen erinnern, der sich für Ihre Frau interessiert hat. Aber es ist besser, wenn es jemand aus Carthage ist, das wirkt glaubwürdiger. Also …« Tanner schlug ein Bein übers andere, entblößte seine untere Zahnreihe, die im Vergleich zur perfekten oberen Reihe ungemütlich eng wirkte
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