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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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dann über noch eine und noch eine, wie eine Comic-Katze, die in ein Zimmer voller Mausefallen marschiert. Als ich das Licht anmache, sehe ich Dutzende Einkaufstüten herumstehen, aus Läden, in die entlassene Leute bestimmt nicht gehen. Geschäfte für elegante Männerbekleidung und handgemachte Anzüge, Geschäfte, in denen die Verkäufer den in Ledersesseln fläzenden Kunden eine Krawatte einzeln über den Arm gelegt präsentieren. Maßgefertigtes Zeug!
    »Was ist das alles, Nick?«
    »Für Job-Interviews. Falls irgendjemand wieder anfängt einzustellen.«
    »Warum brauchst du so viel?«
    »Wir haben doch genug Geld.« Er lächelt mich grimmig an, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Möchtest du die Sachen nicht wenigstens aufhängen?« Einige der Plastikhüllen sind bereits von Bleecker angenagt. Neben einem Dreitausend-Dollar-Anzug entdecke ich eine kleine getrocknete Pfütze Katzenkotze, ein maßgeschneidertes weißes Hemd ist voller rotbrauner Katzenhaare, weil die Katze dort ein Nickerchen gehalten hat.
    »Eigentlich nicht, nein«, erwidert er und grinst mich an.
    Ich war noch nie eine Nörglerin, ich war sogar immer stolz darauf, wie wenig ich nörgle. Deshalb ärgert es mich maßlos, dass Nick mich praktisch zum Nörgeln zwingt. Ich bin durchaus bereit, mit einem gewissen Maß an Schlampigkeit und Faulheit zu leben. In den Tag hinein zu träumen. Mir ist klar, dass ich eher ein A-Typ bin als Nick, und ich bemühe mich, ihm meine Neigung zum Ordnungsfreak und Listenschreiber nicht aufzuzwingen. Nick gehört nicht zu den Menschen, die von selbst auf die Idee kommen, zum Staubsauger zu greifen oder den Kühlschrank zu putzen. So was sieht er einfach nicht. Das ist in Ordnung, echt. Aber ich lege Wert auf einen gewissen Lebensstandard – ich finde es fair zu verlangen, dass der Müll nicht überquillt, dass die Teller nicht eine Woche mit angetrocknetem Bohnen-Burrito in der Spüle vor sich hinmodern. Das gehört für mich zu den Aufgaben eines guten erwachsenen Mitbewohners. Aber Nick tut überhaupt nichts mehr, also muss ich nörgeln, und darüber bin ich stinksauer: Du machst mich zu etwas, was ich nie sein wollte, ich werde zur Nervensäge, weil du deine Seite eines absolut grundlegenden Abkommens nicht erfüllst. Tu das nicht, das ist nicht okay .
    Ich weiß, ich weiß, ich weiß, dass es total stressig ist, wenn man seinen Job verliert. Vor allem für einen Mann kann das wie ein Todesfall in der Familie sein, vor allem für einen Mann wie Nick, der immer gearbeitet hat. Also hole ich tief Luft, knülle meine Wut zu einem roten Gummiball zusammen und kicke ihn in Gedanken weit hinaus in den Weltraum. »Hmm, ist es in Ordnung, wenn ich die Sachen aufhänge? Damit sie nicht kaputtgehen und dreckig werden?«
    »Tu, was du nicht lassen kannst.«
    Wir sind beide arbeitslos, ist das nicht toll? Ich weiß, wir haben mehr Glück als die meisten: Wenn ich nervös werde, gehe ich online und checke meinen Trustfonds. Bevor Nick auf die Idee kam, hab ich das Geld nie als Trustfonds bezeichnet, es ist auch nichts Großartiges. Ich meine, es ist schön, es ist angenehm – 785404 Dollar habe ich dank meiner Eltern auf der hohen Kante. Aber das ist keine Summe, die es einem erlaubt, nie im Leben wieder zu arbeiten, vor allem nicht in New York. Meinen Eltern ging es darum, dass ich mich sicher genug fühle, um Entscheidungen nicht aus Geldgründen treffen zu müssen – bei der Ausbildung, bei der Berufswahl –, aber auch nicht in Versuchung gerate, ganz auszusteigen. Nick macht sich immer darüber lustig, aber ich finde, das ist eine tolle elterliche Geste. (Und angemessen, wenn man bedenkt, dass sie meine Kindheit für ihre Bücher verwurstet haben.)
    Aber ich fühle mich natürlich trotzdem schlecht wegen der Entlassung, wegen unserer Entlassung, als mein Dad anruft und fragt, ob er und Mom vorbeikommen können. Sie müssen mit uns reden. Heute Nachmittag, möglichst jetzt gleich. Natürlich, kein Problem, sage ich, und in meinem Kopf ist nur ein einziger Gedanke: Krebs, Krebs, Krebs .
    Dann stehen meine Eltern vor der Tür und sehen aus, als hätten sie sich echt angestrengt: Mein Vater geschniegelt und gebügelt, makellos, abgesehen von den Ringen unter seinen Augen. Meine Mutter in einem ihrer knallroten Kleider, die sie gern zu Vorträgen und Feierlichkeiten getragen hat, damals, als sie noch zu so was eingeladen worden ist. Sie hat immer die Meinung vertreten, dass die Farbe von dem, der sie trägt,

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