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GONE Lügen

GONE Lügen

Titel: GONE Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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tun, und denken, sie wachen auf der anderen Seite bei ihren Eltern wieder auf.«
    Alle am Tisch lehnten sich zurück. Sie mussten Astrids Worte erst einmal verarbeiten.
    »Ich kann nicht lügen«, warf John ein. Er schüttelte den Kopf.
    »Du bist ein Mitglied des Rats«, erwiderte Astrid scharf. »Du musst dich an unsere Beschlüsse halten. So lautet der Deal. Nur so funktioniert es.« In einem ruhigeren Ton fügte sie hinzu: »John, wird Mary nicht demnächst fünfzehn?«
    An Johns Miene erkannte Sam, dass sie damit genau ins Schwarze getroffen hatte. Mary war unersetzlich. Sie hatte von Anfang an die Kita übernommen und war für die Kleinen zu einer Ersatzmutter geworden.
    Mary hatte jedoch auch eigene Probleme. Sie war depressiv und schluckte Unmengen an Psychopharmaka. Dahra Baidoo, die in Perdido Beach die Medikamente ausgab, hatte sich an Sam gewandt und ihm insgeheim anvertraut, dass Mary alle paar Tage bei ihr vorbeikam und Dahra um alles Mögliche anbettelte.
    »Sie schluckt Valium und Limbitrol und Lithium und so ’n Zeug«, hatte sie ihm gesagt. »Das sind keine harmlosen Pillen, Sam. Ich hab gelesen, dass man vorsichtig damit umgehen und es zwischendurch immer wieder absetzen muss. Man darf es nicht einfach mischen und dosieren, wie man will.«
    Sam hatte außer Astrid niemandem davon erzählt. Und er hatte Dahra gebeten, es für sich zu behalten. Dann hatte er sich vorgenommen, mit Mary zu reden, es aber wieder vergessen.
    An Johns erschrockenem Gesichtsausdruck erkannte er, dass sich der Junge überhaupt nicht sicher war, ob Mary der Versuchung widerstehen und nicht aussteigen würde.
    Sie stimmten ab. Astrid, Albert und Howard hoben sofort die Hände.
    »Nein, Mann«, sagte Edilio kopfschüttelnd. »Ich müsste meine Leute anlügen. Kids, die mir vertrauen.«
    Auch John schüttelte den Kopf. »Nein, ic h … ich kann Mary nicht anlügen.«
    Dekka blickte Sam an. »Was meinst du, Sam? Wie siehst d u …?«
    Astrid unterbrach sie. »Nur für ein, zwei Wochen. Vielleicht können wir Orsay damit unter Druck setzen. Vielleicht rückt sie dann ja von selbst mit der Wahrheit heraus und gibt zu, dass das alles ein Hirngespinst war.«
    »Oder wir foltern si e …«, schlug Howard nur halb im Scherz vor.
    »Wir können doch nicht einfach zusehen, wie sich die Kids umbringen!«, sagte Astrid außer sich.
    Sam hörte Orsays Stimme in seinem Kopf. Lass sie gehen. Sam, lass sie gehen, wenn ihre Zeit kommt.
    »Eine Woche«, antwortete er schließlich.
    Dekka sog lautstark die Luft ein und stieß sie gleich wieder aus. »Okay. Ich stimme mit Sam. Wir lügen. Eine Woche lang.«
    Die Sitzung war zu Ende. Sam verließ als Erster den Raum. Er brauchte dringend frische Luft. Edilio holte ihn auf der Rathaustreppe ein.
    »Hey, warte! Wir haben ihnen noch gar nicht erzählt, was wir gestern Nacht entdeckt haben.«
    Sam blieb stehen und wandte den Blick zu der Stelle, die sie wieder zugeschaufelt hatten.
    »Echt? Was haben wir denn gestern Nacht gesehen, Edilio? Doch bloß ein Loch im Boden, oder?« Ohne Edilios Antwort abzuwarten, ging er rasch davon.

Acht
    55 Stunden, 17 Minuten
    Ginge es nach Caine, hätte er mit der Wanze überhaupt nichts mehr zu tun. Der zum menschlichen Chamäleon mutierte Junge war ihm unheimlich. Früher war er nur dann unsichtbar geworden, wenn er sich fürchtete oder wenn es notwendig war. Später nutzte er seine Fähigkeit, um andere heimlich zu bespitzeln, was ziemlich oft der Fall war. Doch in letzter Zeit wurde er nur noch sichtbar, wenn Caine es ihm befahl.
    Caine setzte alles auf die Geschichte, die die Wanze ihm über die magische Insel erzählt hatte. Klar, sie war verrückt. Aber wenn die Realität keine Hoffnung barg, kam der Fantasie eine umso größere Bedeutung zu.
    »Wie weit noch bis zu der Farm?«, fragte Caine.
    »Wir sind bald da. Hör auf, dir Sorgen zu machen.«
    »Hör du auf, mir gute Ratschläge zu geben.«
    Immerhin war von der Wanze bis auf die Fußspuren, die er in der Erde hinterließ, nichts zu sehen. Caine war auf dem staubtrockenen und gepflügten Acker hingegen weithin sichtbar. Die Wanze behauptete, auf diesen Feldern würde nichts angepflanzt werden und dass Sams Leute von der Farm nichts wüssten, da sie abseits der Feldwege, geduckt hinter einer Baumgruppe lag.
    Caine hatte sofort die Gegenfrage gestellt, woher er dann von ihr wisse.
    »Tja, ich weiß eine ganze Menge«, erwiderte die Wanze. »Außerdem hast du mir schon vor langer Zeit gesagt, ich soll diesen

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