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GONE Lügen

GONE Lügen

Titel: GONE Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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abgeben wollten, sich um Kratzer, Schürfwunden, Nasenbluten, wackelige Zähne, Schnupfen und Mittelohrentzündungen kümmern, Kinder wieder einsammeln, die irgendwohin verschwanden, wie zuletzt der kleine Justin, und unentwegt Fragen beantworten. Es hörte nie auf, keine Sekunde lang.
    Mary führte einen Kalender. Ein großes Blatt Papier, auf das sie Kästchen gemalt hatte, in die sie alles hineinschrieb, was zu erledigen war und was sie nicht vergessen durfte: die Geburtstage der Kinder, wann ein Kind zum ersten Mal über Ohrenschmerzen geklagt hatte, bis wann sie Stoff für Windeln besorgen musste, Dinge, die John und die anderen Arbeiter wissen mussten.
    Jetzt starrte sie auf den Kalender. Konnte den Blick nicht von der Notiz wenden, dass sie Francis als Anerkennung für drei Monate hervorragender Arbeit einen Tag freigeben wollte.
    Francis hatte sich selbst freigenommen.
    Ihr Blick fiel auf eine andere Notiz, die schon ein paar Wochen alt war: L finden . L war die Abkürzung für Lithium. Gefunden hatte sie keines. Auch nicht in Dahra Baidoos Medikamentenschrank. Dahra hatte ihr ein paar andere Antidepressiva gegeben, aber die hatten starke Nebenwirkungen: absurde Träume, nach denen sie für den Rest des Tages völlig erledigt war und sich vor dem Einschlafen fürchtete.
    Deine Mutter vermisst dic h …
    Auf dem Kalender war der Muttertag rot markiert und daneben stand 15 . Geb! Sie warf einen Blick auf Francis’ Armbanduhr. War es wirklich schon so spät? Nur noch sechzehn Stunden, bis sie fünfzehn wäre.
    Sie musste bereit sein. Damit sie der Versuchung widerstand, mit der in diesem tödlichen Moment jeder in der FAYZ konfrontiert war.
    Alle wussten, was dann geschah. Die Zeit stand scheinbar still. Und während man sich in einer Art Zwischenreich befand, tauchte eine Person auf, die einen dazu verführen wollte, mit ihr mitzukommen. Eine Person, der man nichts abschlagen konnte. Der Mensch, nach dem man sich am meisten gesehnt hatte. Und diese Person würde einen Ausweg anbieten. Darum betteln, dass man mit ihr hinüberginge und aus der FAYZ ausstieg.
    Es kursierten unzählige Theorien, warum das so war. Mary waren numerische Erklärungsversuche zu Ohren gekommen, die abstrusesten Verschwörungstheorien, astrologische Begründungen und verrückte Hirngespinste, in denen Außerirdische und von der Regierung beauftragte Wissenschaftler eine Rolle spielten.
    Astrids Erklärun g – die »offizielle Erklärung « – lautete, dass die FAYZ eine Mutation der Natur war, für die es keine Erklärung gab, die aber nach bestimmten Regeln funktionierte. Und dass es die Aufgabe aller sei, diese Regeln zu erkennen und zu verstehen.
    Der geliebte Mensch, der einen am fünfzehnten Geburtstag verführen wollte, sei eine Sinnestäuschung und genauso wenig real wie der Dämon, der an seine Stelle trat, wenn man sich weigerte, hatte Astrid in ihrem leicht überheblichen Tonfall erläutert.
    Die meisten dachten ohnehin nicht darüber nach. Für eine Zehnjährige oder einen Zwölfjährigen war der fünfzehnte Geburtstag noch viel zu weit weg. Ernst wurde es erst, wenn er kurz bevorstand. Aber Astrid hatte in der Zeit, als die Drucker noch funktionierten, eine hübsche kleine Anleitung mit dem Titel Überlebe deinen 15. verfasst.
    Für Mary war es unvorstellbar, dass Astrid Lügen verbreitete. Jedenfalls nicht mit Absicht. Da konnte Nerezza behaupten, was sie wollte. Aber sie hielt Astrid auch nicht für unfehlbar.
    Meistens hatte Mary einfach nicht die Zeit, um sich mit solchen Fragen herumzuschlagen, denn sie steckte fast immer bis zum Hals in irgendwelchen Kleinkinderkrisen.
    Doch jetzt stand ihr Geburtstag unmittelbar bevor. Und dazu die Geschichte mit Franci s …
    Und Orsay.
    An diesem Tag wirst du deine Kinder befreien, damit du selbst wieder ein Kind sein kannst.
    In wenigen Stunden würde sie das Gesicht ihrer Mutter sehen, die sie zu sich rief…
    Befrei dich von deiner Last, Mar y …
    Geh zu ih r …
    Mary schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, stand die kleine Ashley vor ihr. Sie weinte bitterlich und wollte in den Arm genommen werden, weil sie einen Albtraum gehabt hatte.
    Consuela, eine von Edilios Soldatinnen, hatte ihn entdeckt und war sofort losgerannt, um Edilio zu holen. Sie war bei ihrem Rundgang in den Stunden vor der Dämmerung auf den grausigen Fund gestoßen, hatte vor Entsetzen laut geschrien und war zu Edilio gelaufen.
    Und jetzt stand Edilio davor. Er fragte sich, wie er damit umgehen

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