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GONE Lügen

GONE Lügen

Titel: GONE Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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Albert?«, schoss Howard zurück. »Ich befriedige auch nur eine Nachfrage. Außerdem habe ich mich nie auf ein Podest gestellt und behauptet, was Besseres zu sein. Orc und ich tun, was wir tun müssen, um über die Runden zu kommen. Wir machen keinen auf überperfekt und obergescheit.«
    »Nein, dafür aber auf gewissenlos und unmoralisch.«
    Solange sie diesen Streit auf der persönlichen Ebene hielt, würden die Leute sich nicht angesprochen fühlen und sie käme keinen Schritt weiter.
    »Du hast uns immer noch nichts erklärt«, sagte Howard, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Statt über mich sollten wir hier über ein Mädchen reden, das bis vor Kurzem noch tot war. Und darüber, dass Drake auf den Straßen gesehen wurde. Hast du dafür eine Erklärung?«
    Sie überlegte kurz, ob sie bluffen sollte. Unter normalen Umständen wäre es ihr nicht schwergefallen, Howard mit kalter Verachtung zum Schweigen zu bringen. Aber das war jetzt vorbei.
    »Okay, Howard«, lenkte sie ein. »In letzter Zeit habe ich vieles falsch gemacht un d …«
    »Und die Prophetin?«, rief Mary dazwischen. Ihr Gesicht glühte vor Zorn. »Was soll das mit Orsay? Ich habe gerade mit meinem Bruder gesprochen, der mich noch nie angelogen hat.«
    Als Mary durch den Mittelgang auf sie zukam, machten ihr alle bereitwillig Platz.
    »Er hat es zugegeben, Astrid. Er hat gelogen, weil du es von ihm verlangt hast.«
    »Was Mary sagt, stimmt«, meldete sich wieder Howard zu Wort. »Astrid hat uns allen befohlen, Lügen zu verbreiten. Über Brittney und über Orsay.«
    »Orsay ist eine Hochstaplerin«, wandte Astrid ein.
    »Mag sein«, sagte Howard. »Aber dafür gibt es keine Beweise.«
    »Orsay ist keine Hochstaplerin. Mir hat sie etwas gesagt, von dem außer mir kein Mensch wissen kann«, sagte Mary. »Außerdem hat sie prophezeit, dass bald etwas Schlimmes passieren wird. Sie nennt es das große Leiden.«
    »Mary, das ist ein alter Trick«, entgegnete Astrid. »Wir leben in der FAYZ, hier passiert ständig etwas Schlimmes. Wir leiden doch alle. Sie manipuliert dich.«
    »Und du tust das selbstverständlich nicht«, meinte Howard sarkastisch.
    Alle sahen sie jetzt an. Verängstigt, zornig und anklagend.
    »Orsay hat gesehen, dass wir an unserem Fünfzehnten aussteigen können«, fuhr Mary fort. »Und meine Mom hat ihr im Traum gesagt, dass ich meine Last ablegen soll.«
    »Mary, das glaubst du doch nicht im Ernst?«, widersprach Astrid.
    »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll«, sagte Mary leise. »Aber du weißt es auch nicht.«
    »Mary, die Kinder brauchen dich!«
    Jetzt trat das ein, was Astrid mit allen Mitteln zu verhindern versucht hatte. Das Thema Orsay wurde zu einer Frage von Leben und Tod. Mary sprach gerade von Selbstmord. Ganz sicher sogar.
    »Vielleicht brauchen sie nicht mich, sondern einen Weg nach draußen«, erwiderte Mary sanft. »Vielleicht warten ihre Eltern auf sie und wir halten sie von ihnen fern.«
    In der Kirche wurde es totenstill.
    »Aber die Kleinen sind von ihrem Fünfzehnten noch weit entfernt«, warf Astrid ein.
    »Ja, aber an diesem fürchterlichen Ort werden sie ihren Fünfzehnten nie erleben«, stieß Mary unter Schluchzen hervor.
    Astrid kannte diese Verzweiflung. Sie hatte sie eben erst selbst gespürt, als Pete ausgerastet war. Sie kannte auch dieses Gefühl der Ausweglosigkeit, das sie alle seit Beginn der FAYZ immer wieder einholte.
    »Wir leben in der Hölle, Astrid«, sagte Mary mit zitternder Stimme. »Das hier ist die Hölle.«
    Astrid wusste nur zu gut, wie Marys Leben aussah. Arbeit rund um die Uhr. Dazu die permanente Last der Verantwortung und der unglaubliche Stress. Die Depression. Und die Furcht.
    Trotzdem musste sie Mary Einhalt gebiete n – auch auf die Gefahr hin, dass sie sie verletzte.
    »Mary, du warst von Anfang an einer der wichtigsten Menschen in der FAYZ«, sagte sie behutsam. »Und ich weiß, wie schwer es für dich war.«
    Astrid wusste, was sie zu tun hatte, was sie sagen musste, und fühlte sich elend dabei. Sie war im Begriff, Verrat zu begehen.
    »Mary, ich weiß aber auch, dass du Medikamente brauchst und dass du in letzter Zeit eine Menge Pillen geschluckt hast, um deine schwarzen Gedanken unter Kontrolle zu halten. Doch jetzt gibt es kaum noch Nachschub.«
    Die Stille im Raum war fast greifbar. Die Leute starrten Mary an, gleich darauf wieder Astrid und schienen noch unschlüssig, wem von beiden sie Glauben schenken sollten.
    »Mary, du leidest unter Depressionen und

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