Good-Bye Deutschland - Mit der Green Card nach Amerika
offenbar, dass es a) Dinge gibt, die man eben nicht so
schnell ersetzen kann, wenn man kein Fachwissen hat und b), dass er mit
Kommunikation weitaus mehr erreichen kann, als nur per E-Mail. Also sprach er
wieder mit mir - zumindest auf beruflichem Level.
Bobbie,
eine befreundete Arbeitskollegin, erzählte mir, dass mein Chef sie gefragt
hatte, ob sie wüsste, ob ich irgendwelche ‘bösen Dinge’ als Racheakt planen
würde. Absolut unglaublich irgendwie, aber vielleicht auch ein Anzeichen dafür,
wie ‘sick-minded’ mein Boss mittlerweile war.
Ein
paar Tage später wollte er erneut etwas probieren und ich sollte es für ihn
tun. Da dies ein Schritt war, der die komplette Infrastruktur des Netzwerkes in
Frage stellen konnte, wies ich auf die Risiken hin, die aber so vom Tisch
geputzt wurden. Okay – ich nahm die Änderungen vor und zum Glück lief alles
einwandfrei über die Bühne. Das brachte mir zumindest ein wenig Ruhepause ein.
Vorletzter
Arbeitstag
Mein
Chef hielt die derzeitige Absicherung bezüglich unseres Domain Systems (Active
Directory) für übertrieben. Ich hatte das System auf Geschwindigkeit und
Ausfall einer oder mehrerer Komponenten ausgelegt. Ein Serverausfall würde
praktisch unbemerkt vom System aufgefangen und kein User würde etwas davon
mitbekommen.
Mein
Chef meinte, dass ein einziger Server dies auch tun könnte und begann
unkontrolliert Änderungen vorzunehmen. 30 Minuten später konnte sich niemand
mehr an seinem Computer einloggen. Mein Noch-Chef traute auch unserem Microsoft
Email Exchange Server 2000 nicht mehr und wollte auf die Beta Version von
Exchange Server 2003 aufrüsten – schließlich hatte er soviel Gutes darüber auf
Microsofts Webseite gelesen.
Well,
good luck. Ich zeigte ihm, wie er das erst genannte Problem lösen kann und
teilte ihm gleichzeitig mit, dass ich nach 5.00 Uhr nachmittags nicht mehr zur
Verfügung stehen könnte. Mein Bruder war in der Stadt und es war sein letzter
Abend und da würde ich bestimmt nicht künstlich erzeugte Probleme lösen wollen
- natürlich habe ich es etwas diskreter ausgedrückt, als ich ihm dies sagte.
Am
nächsten Morgen kam ich wie gewohnt um 6.00 Uhr ins Büro – mein Chef war immer
noch da – seit dem Vortag. Er hatte endlich alles repariert und den ‘alten’
(1,5 Jahre) Exchange Server gegen die beschriebene Beta-Version ausgetauscht –
so ließ er mich zumindest wissen. Ich möge doch bitte meine E-Mail überprüfen
und ihm noch schnell sagen, ob es einwandfrei funktioniert. No problem – funktionierte
sogar einwandfrei.
Dann
ging er nach Hause schlafen. So hatte er wenigstens auch eine gute
Entschuldigung, nicht zum ‘Good-Bye Lunch’ mit mir und den Arbeitskollegen
gehen zu müssen. So saßen wir mittags bei C.B. & Pott’s und alle konnten
ungestört reden oder sogar auch ein Bierchen trinken. Sue, meine vorherige
Managerin, die bereits vor ein paar Monaten zur gleichen Firma gewechselt war,
kam auch zum Lunch und wurde Zeuge des ‘Frust-Abladens’ einiger Kollegen. Sie
war mächtig überrascht, wie weit die Moral mittlerweile gesunken war.
Als
wir vom Lunch zurück ins Büro kamen, war unser Chef dort und tat als wäre
nichts gewesen. Nach ein paar Minuten kam er an und wir starteten die
offizielle Übergabe aller notwendigen und noch verbliebenen Dinge. Er hielt
sich an vielen unnötigen Dingen auf und so zog sich das Ganze hin. Dann wurde
mir die der notwendige Papierkram von HR (Human Resources / Personalabteilung)
überreicht – inklusive eines Schecks für meinen nicht in Anspruch genommenen
Urlaub. Seit 3 Wochen hatte ich vergeblich versucht, herauszufinden, ob mein
Urlaubsanspruch auf die andere Firma übertragen wird oder ob ich ihn ausgezahlt
bekomme. Ist doch nett, wie sich manche Leute und Firmen verhalten, wenn man
intern wechselt. Sehr schade.
Na
ja, um 3.30 Uhr nachmittags war es dann ausgestanden. Ich packte meine noch
verbliebenen Dinge ein, verabschiedete mich von jedem und verließ den Ort des
Grauens. Bobbie begleitete mich zum Auto und wir ließen die vergangene Zeit
noch einmal Revue passieren. Man konnte wirklich nur den Kopf schütteln.
Jedenfalls habe ich dort Freundschaften geschlossen, die auch diesen Arbeitgeberwechsel
überstanden haben.
Erleichtert,
dass alles vorbei war, fuhr ich nach Hause. Auf dem Weg nach Hause warf ich
alle ‘Ballast’ über Bord, die sich in den vergangenen 3 Wochen aufgebaut hatte.
Am selben Abend wurde ich krank und so startete ich den neuen Job
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