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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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mitten im Satz stecken und stand mit zur Seite geneigtem Kopf und erstarrtem Grinsen einfach nur da. Sergey war lockerer und beweglicher. Geradezu lebhaft. Er lachte schnell und schien immer auf der Suche nach einem Geländer, über das er springen, oder einem Sparren, an dem er sich hochziehen konnte.
    Als ich an der Reihe war, zu erklären, was mich interessant machte, zögerte ich. »Also …, ich habe sechs Monate lang in Sibirien gelebt und, ähm, male während Meetings gern Männchen.«
    Alle applaudierten höflich, aber ich fragte mich erneut, in was ich mich da hineingeritten hatte. Ich hatte mich für diesen Job entschieden und mein zukünftiger Erfolg ruhte größtenteils auf den grauen Zellen hinter diesen glücklichen, strahlenden Gesichtern. Ich betete, dass diese Menschen im Gegensatz zu mir wussten, was sie taten.
    Larry ging eine Präsentation durch, die er und Sergey dem Aufsichtsrat vorgestellt hatten, und rasselte ein paar Ankündigungen herunter. Dann genehmigten wir uns zu Ehren derer, die diese Woche Geburtstag gefeiert hatten, Bier und Kuchen. Wohl oder übel war ich jetzt offiziell ein Googler. Gabba gabba hey.
    TGIF war meilenweit von der Förmlichkeit der Meetings an meinen früheren Arbeitsplätzen entfernt, wo die Betonung auf wichtigen Informationen zu den Finanzen lag, die aus den Händen von Angestellten stammten, die diese in zukünftigen Vertragsverhandlungen nutzen konnten. Hier hatten wir dieselben PowerPoint-Folien zu sehen bekommen, die auch dem Aufsichtsrat vorgelegt wurden. Ich konnte gar nicht glauben, dass diese Informationen jedem Mitarbeiter zugänglich gemacht wurden, als würden wir bei Google ein anderes Universum bewohnen, in dem Kibbuz-ähnlicher Kommunismus herrscht. Trotz der Transparenz unserer Buchhaltung war ich jedoch besorgt wegen meiner mangelnden Einsicht in unser Geschäftsmodell und unsere Wettbewerbsumgebung. Ich wusste genau, wie es finanziell um uns bestellt war, aber ich hatte nicht den geringsten Schimmer, was lief.
3 Eine Welt ohne Form
    Bis ich vollständig in der Suchtechnologie geerdet war, würde ich diese Welt nie verstehen. Craig Silverstein bot an, mich und eine Handvoll anderer nichttechnischer Mitarbeiter bei einem Gespräch während des Mittagessens, das er »Google 7A: Suche für nicht Hauptfächler« nannte, einzuweisen. Craig, ehemaliger Stanford-Doktorand mit schelmischem Grinsen und so trockenen Humor, dass man ihn schon fast als verdorrt bezeichnet musste, erzählte gern, dass er Mitarbeiter Nr. 1,5 sei, der zwischen Sergey und Larry auf die Gehaltsliste gesetzt wurde. Craig versorgte uns auch mit unserem täglichen Brot, wenn er an dem einen oder anderen Nachmittag durch die Flure spazierte, ein glückstrahlendes Lächeln im Gesicht und mit Fistelstimme rufend: »Broooot?«, und die Googler von ihren Arbeitsplätzen angeschossen kamen, um an dem luftgefüllten, nährwertfreien Laib teilzuhaben, den er gerade aus dem Google Brotbackautomaten geholt hatte.
    Wir versammelten uns im Tischtennisraum, der die grüne Platte beherbergte, die vormals in Susans Garage gestanden hatte. Das Netz war umgeklappt, vermutlich umgestoßen von einem unserer Risikokapitalanleger, der bei der Aufsichtsratssitzung am Vortag Platz für seinen Laptop schaffen musste. Während wir Lakritz und schüsselweise M&Ms knabberten, begann Craig mit seinem Vortrag.
    »Eine Suchmaschine besteht aus drei Komponenten«, begann er und schrieb auf das Whiteboard: »Das Leben einer Suchanfrage«.
    »Zuerst müssen wir Informationen darüber sammeln, welche Seiten im Netz existieren. Das tun wir mittels eines Prozesses mit der Bezeichnung Webcrawling. Unsere Spidering Software, die wir Googlebot nennen, springt von Link zu Link, um URLs (Webadressen) und Daten über die dort befindlichen Inhalte zu sammeln.
    Das Crawling dauert etwa einen Monat. Sobald es abgeschlossen ist, haben wir einen großen Sack mit Informationen, die in eine verwendbare Liste übertragen werden müssen. Das nennt sich Indexing.«
    Ich schrieb »Crawling« und »Indexing« in mein Notizbuch und zog Kästen drum herum. Als Nächstes verband ich die Kästen mit einer Linie und verwandelte sie in eine Brille im Stil Ben Franklins. Dann malte ich eine Spinne, die an der Stelle an einem Faden herabhing, wo eigentlich die Nase sein müsste.
    »Sobald wir einen Index haben«, fuhr Craig fort, »teilen wir jeder Seite mit unserem PageRank-Algorithmus einen Rang zu, entsprechend ihrer Bedeutung. PageRank ist

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