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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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lockte mehr User an und zog mehr Suchanfragen nach sich, sodass unsere Zielgruppe wuchs. Ein umfangreicherer Index erforderte jedoch mehr Maschinen, welche die Abwicklung durchführten. Und eine erhöhte Zahl von Abwicklungen brauchte mehr Zeit. Zusätzliche User stellten andere Ansprüche an das Netzwerk, das, wie jeder weiß, der sich einen Internetanschluss teilt, die Dinge verlangsamt.
    Genauso wie sie es getan hatten, als sie gezwungen waren, für Google eine Zukunft als Destination-Site oder Technologie-Provider auszuwählen, entschieden sich Larry und Sergey für beides. Googles Aufgabe würde darin bestehen, schneller zu werden und sich gleichzeitig in alle Richtungen auszubreiten. Die beiden machten sich auf die Suche nach Gleichgesinnten, die ihre Missachtung der von Naturgesetzen auferlegten Grenzen teilten.
    Urs: »Nicht grübeln, sondern handeln oder sterben«
    »Damals hat Urs die meisten Ziele gesetzt«, erklärte mir Jeff Dean, der schon früh als Techniker zu Google gestoßen war, »weil sich Larry und Sergey mehr um Geschäftsabschlüsse und solches Zeug kümmerten.« Larry und Sergey konnten zwar beide programmieren, aber es war nicht das, was sie am besten konnten.
    »Den Programmierkünsten der beiden habe ich nicht getraut«, sagte Craig Silverstein. »Ich musste mich mit ihrem Legacy-Code aus der Stanford-Zeit herumschlagen, der eine Menge Probleme bereitete. Die beiden sind mehr daran interessiert, ein Programm zu schreiben, das funktioniert, statt einem, das man auch warten kann.« Laut Jeff bestand eine der Marotten der frühen Stanford-Version von Google 15 darin, dass das Gerät bei unvorhergesehenen Ereignissen ohne Erklärung eine Fehlermeldung ausspuckte. Die Nachricht lautete nur: »Wow, echt schräg!«
    Craig erinnert sich: »Urs tauchte wie durch Zauberhand mit seinem Bart und seinem Hund auf«, als wäre er Gandalf der Weiße, der aus dem Nebel des Fangorn-Waldes hervortritt, um die Leitung des Technikbereiches zu übernehmen. Urs schien die Allwissenheit eines Zauberers zu besitzen, als er die Techniker von Google anwies, aus den im Schatten liegenden Ecken des Netzes Daten zusammenzutragen und die Armee seiner Server damit zu füttern. Vielleicht zog er seine Macht aus den roten Socken, die er jeden Tag trug.
    Urs war in der Schweiz, etwa 16 Kilometer von Basel entfernt aufgewachsen. Er hatte eine Karriere als Chemiker angestrebt, fand das Programmieren dann jedoch präziser. »Du kannst dir etwas ausdenken«, erklärte er, »und wenn es nicht funktioniert, konntest du immer herleiten, woran es liegt. Es ist nicht zufällig.« Etwas ist falsch oder richtig. Wenn es falsch ist, gibt es dafür einen Grund, also arbeitest du daran, bis es stimmt. Techniker leben in einer dualen Welt. Manchmal beneidete ich sie um diese Klarheit.
    An der Zürcher Uni konzentrierte sich Urs auf Computerarchitektur und zog dann weiter nach Stanford, um darüber zu promovieren. »wie man das Zeug schneller … und billiger machen kann«.
    Er landete als Lehrkraft an der UC Santa Barbara und entwickelte bei einem kleinem Start-up-Unternehmen das Herzstück der Java Virtual Machine (JVM). Ich könnte lügen und behaupten, ich wisse, was das bedeutet, aber das würde das Vertrauen unterlaufen, das Sie mir als Leser entgegenbringen. Für Googler, die ihre Computer jedoch für mehr als nur das Checken von E-Mails benutzten, machte seine Arbeit an der JVM Urs zu einer Art Halbgott. Von daher waren Larry und Sergey begeistert, als er sagte, er würde das Systemproblem von Google beheben und ihr »Studentenprojekt« in etwas halbwegs Stabiles und Skalierbares verwandeln.
    Infrastruktur ist für alle nicht sonderlich aufregend – ausgenommen diese kleinen Sekte von Spezialisten, die sich bereitwillig absondern, um sich auf die Verbesserung von Systemen zu konzentrieren. Larry und Sergey gehörten zwar zur Elite der Google-Techniker, aber sie waren keine Ministranten, die wissen mussten, wo jedes Bit verborgen lag.
    Urs interessierte das schon. Sehr sogar.
    »Urs wollte nicht nur das Ergebnis kennen, sondern auch wissen, wie wir dorthin gelangt waren«, sagte Ben Smith, ein Techniker, der an GWS arbeitete. »Wenn du die Cache Hit Rate um 2 Prozent steigerst, sparst du 300 Maschinen ein. Auf dieses Zeug steht er. Ohne Urs hätte Googles In­frastruktur nur zwei Jahre gehalten.«
    Anfangs verstand ich gar nicht, was für ein Glück Google gehabt hatte, Urs an Bord zu holen. Für mich war er nur ein weiterer

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