Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
Vom Netzwerk:
was wir vorgeschlagen hatten; sie wollten nur nicht, dass wir dafür Geld ausgaben. Was das Affiliate-Programm anging, so hatte ich trotz meines Wunsches, es sterben zu sehen, herauszufinden versucht, wie man ihm am besten Leben einhauchen konnte. Eine nützliche Lektion, die ich in Großunternehmen gelernt hatte, bestand darin, der Idee des Chefs immer Priorität einzuräumen, selbst wenn diese offensichtlich unvernünftig ist.
    Die Netscapees (wie ehemalige Mitarbeiter von Netscape genannt werden) in unserer Abteilung Wirtschaftsentwicklung bügelten die Falten mit BeFree aus, der Firma für Management unseres Affiliate-Programms. Ich rechnete damit, dass es Wochen dauern würde, einen derart komplexen Deal abzuschließen. Wir näherten uns Silvester und um die Feiertage herum arbeitete niemand mit Hochdruck. Larry schon. Er wollte, dass das Programm sofort anlief. Cindy schickte mir morgens um 4 Uhr eine Nachricht, in der sie mir das kurz und bündig klarmachte. Jede Minute, die verstrich, ohne dass wir ein laufendes Affiliate-Programm hatten, war für Larry ein persönlicher Affront – was wiederum Konsequenzen für Cindy hatte. Wenn Cindy nicht schlafen konnte, hatte ich Albträume. Und wenn ich Albträume hatte, maulte ich meine Frau an.
    »Haben wir es nicht verdient, es ein bisschen langsamer angehen zu lassen? Schließlich läuft es doch insgesamt gesehen gut. Man darf nicht vergessen, dass der größte Teil der Marketinggruppe noch neu ist. Wir haben schon einen Marketingplan entwickelt und ein Budget zusammengestellt …«
    »Warte mal, hast du mir nicht erzählt, dass es gekürzt worden ist?«, fragte Kristen, nur um zu beweisen, dass sie es nicht immer ignorierte, wenn ich über die Arbeit redete.
    »Ich habe ein Komitee eingerichtet, das die Priorität von Projekten festlegt«, antwortete ich und ging über ihre Frage hinweg.
    »Oh, dann haben sie am Ende also beschlossen, dein Komitee nicht abzuschaffen?« Jetzt spielte sie mit mir.
    »Ich habe mit der Technik an der Messung unseres Datenverkehrs gearbeitet! Ich habe unsere Referenzen gesammelt! Ich habe UI-Richtlinien zusammengestellt!«
    »Ich bin sicher, dass die Techniker das zu schätzen wissen«, sagte sie in dem beruhigenden Ton, den sie auch unseren Kindern gegenüber anschlug. Zweifellos musste ich aufhören, ihr zu oft meine Frustrationen mitzuteilen.
    Es fühlte sich an, als hätten wir riesige Projekte zu einer Zeit verdaut, während der die meisten Unternehmen sich von den Resten ihrer Weihnachtsfeiern ernährten. Und nicht nur Systemzeug. Wir hatten auch angefangen, Googles Unternehmensseiten zu aktualisieren, mit einer externen Suchfirma Fokusgruppen gefunden, unser Briefpapier neu gestaltet und Unterstützungsmaterial für den Vertrieb drucken lassen. Wir hatten sogar eine Guerilla-Marketingaktion bei MacWorld in San Francisco durchgeführt, wo wir bei Tagesanbruch auftauchten und Tausende von Gepäckanhängeschilder mit dem Google-Logo verteilten, bis uns die Apple-Schlägertrupps wegen mangelnder Erlaubnis für die Aktion wegscheuchten.
    »Kofferanhänger sind der Schlüssel zu Googles Wachstum«, hatte Sergey trocken bemerkt, als ich ihn darauf hinwies, dass Apple-bezogene Suchan­fragen in den nächsten Wochen zwar nicht beträchtlich, aber doch merklich zugenommen hatten.
    All diese Mühe, ohne jegliche Ahnung, was die Unternehmensziele oder -strategien sein könnten. Ich begann zu vermuten, dass die Erwartungen meiner neuen Arbeitgeber meine Kapazitäten stets um mindestens 30 Prozent überschritten.
    Das Affiliate-Programm wurde Anfang 2000 eingeführt, weniger als einen Monat nachdem der Vertrag mit BeFree unterschrieben wurde. Es war vom ersten Tag an ein einziger Mist. Zehntausende Partner trugen sich ein, um dafür bezahlt zu werden, dass sie jeden Tag einen oder zwei Sucher an uns weiterleiteten. Der meiste Datenverkehr kam von einer Handvoll großer Sites und einem Schwarm unehrlicher Spammer. Es war nicht schwer, eine Google-Suchbox auf eine Webseite zu stellen und dann ein Programm zu schreiben, das andauernd Suchanfragen dort eintrug. Jede Woche erstellten wir eine Liste von Betrügern, die wir blocken mussten, aber es waren die seriösen Kleinverdiener, die die meiste Zeit fraßen. Sie machten Geschrei wegen ihrer Zwei-Dollar-Schecks, als wäre es das Einzige, was sie noch vor der Suppenküche bewahrte.
    Anfangs zahlten wir drei Penny für jede an uns geleitete Suchanfrage, dann gingen wir zurück auf einen Penny.

Weitere Kostenlose Bücher