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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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Eine Abteilung mit einem halben Dutzend Mitarbeitern konnte niemals sämtliche Programme umsetzen, die wir in unserem Plan aufgeführt hatten. Deshalb beabsichtigte Shari, eine Werbeagentur zu beauftragen. Sie hatte mit jemandem gesprochen, der uns empfahl, Kampagnen um eine »Google-Challenge« herum zu gestalten sowie eine »Google-Schnitzeljagd« zu veranstalten. Bei diesen Konzepten wand ich mich innerlich. Das klang nach alter Schule. Ein Geschmackstest? Eine Schnitzeljagd? Sollten wir auch noch Sammelcoupons in Umlauf bringen?
    »Larry und Sergey sind begeistert von Ideen, wie: das Google-Logo auf Hausdächer längs der Anflugstrecke zum Flughafen anzubringen«, sagte Cindy. »Haarsträubendes Zeug. Sie wollen das Google-Logo auf den Mond projizieren.«
    Shari würde damit ringen müssen. Ich war damit beschäftigt, aus Larrys geplantem Affiliate-Programm schlau zu werden. Affiliate-Programme ­waren bei Online-Händlern wie Amazon der letzte Schrei. Amazon ermunterte andere Sites dazu, Links zu integrieren, die auf ein bestimmtes Buch oder Video oder eine CD verwiesen. User, die diesen Link anklickten, wurden weitergeleitet zu Amazon, zusammen mit der Information über die Site, die sie dorthin geleitet hatte. Falls der User infolgedessen etwas kaufte, zahlte Amazon der entsprechenden Website eine Prämie. Das machte Sinn. Ein vermittelnder Agent erhält nach erfolgreichem Verkauf eine Provision. Aber wir verkauften nichts. Unser Suchservice war kostenlos.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte ich zu Shari, »wir bezahlen Leute dafür, dass sie ein kostenloses Produkt nutzen? Werden die Leute das nicht missbrauchen?« Wir würden zwar mehr User gewinnen, aber letztlich würden wir auch Leute bezahlen, die nur die Links anklickten, die sie auf ihre eigene Website gestellt hatten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es funktionierte, sah es mir aber dennoch an, obwohl ich davon ausging, dass wir das gesamte Programm schließlich unter den Tisch fallen lassen würden.
    Die erste Überschlagsrechnung für unser Budget, die Shari und ich aufstellten, ging davon aus, dass wir mit 6 Millionen Dollar unsere sämtlichen Marketinginitiativen finanzieren konnten. Wir gingen es noch einmal durch und prüften sämtliche Variablen, einschließlich der Wirkung, die wir durch interne Ausführung erzielen konnten. Am Ende kamen wir auf die doppelte Summe. 12 Millionen Dollar waren gefährlich nah an der Summe, die Scott Epstein, der Interims-Marketingleiter, genannt hatte, kurz bevor er durch die Tür war. Trotzdem war es viel weniger, als Shari in ihren früheren Jobs ausgegeben hatte, und Cindy versicherte, dass es für das Etablieren einer weltweiten Marke ein angemessener Betrag sei. Also erstellten wir ein ausführliches Tabellenblatt, um zu begründen, warum wir den Großteil des Geldes, das wir auf der Bank hatten, für Werbemaßnahmen ausgeben sollten.
    Wir hackten, hobelten und schüttelten die Zahlen auf jede erdenkliche Weise, zeigten, wie viele Seitenabrufe wir generieren und wie viele Besucher wir in regelmäßige User verwandeln würden. Unsere Argumente waren klar, zwingend und faktenbasiert. Wie gaben die Zahl von 12 Millionen Dollar weiter an unseren Controller, der sie mit allen anderen Zahlen zusammenwarf, damit sie dann vom Vorstand zusammengestrichen wurden. Cindy würde unser Anliegen vertreten.
    »Ich werde niemals vergessen«, erzählte Cindy über dieses schicksalhafte Vorstandstreffen, »wie John Doerr zu mir sagte: ›Würden Sie zehn Millionen Dollar eher für Maschinen oder für Werbung ausgeben?‹ Für Maschinen, antwortete ich darauf, und er sagte: ›Dann wäre ja alles klar.‹ Damit war ich entlassen. Ich war so sauer auf Larry und Sergey, dass sie mich abschlachten ließen und während der Präsentation kein einziges Wort sagten. Ich bin sicher, dass sie die Haltung des Vorstands kannten. Warum wir das dann überhaupt durchexerzieren mussten, ist mir schleierhaft.«
    Nachdem die Kürzungen vollzogen waren, war unser Marketingbudget um zwei Drittel geschrumpft und der größte Teil des Verbliebenen war dem Affiliate-Programm zugeteilt, das – wie uns Larry mit einem gewissen Nachdruck wissen ließ – bereits viele Erwartungen hervorgerufen hatte, bis es endlich anlief.
    Die Kürzungen überraschten mich nicht gänzlich. Abstrakte Ideen gutzuheißen ist die eine Sache, aber harte Dollar auszugeben, um den Plan umzusetzen, eine andere. Larry und Sergey erwarteten von uns, alles zu realisieren,

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