Google-Mitarbeiter Nr. 59
großen Dimensionen. Bleib flexibel. Beziehe Daten ein. Sei aufs Äußerste effizient und wirtschaftlich. Ich kartografierte Googles einzigartiges Terrain und fühlte mich weniger als das Kleinkind, das sich in der Wildnis verirrt hat, und mehr wie ein unerschrockener Forscher, der kühn die Terra incognita erkundet. Ich hielt die Augen auf und machte einen Schritt nach dem anderen in die Richtung, von der ich hoffte, dass sie mich voranbrachte.
Meine Optionen sichten
Ernste Männer in Sakkos (aber ohne Krawatten) versammelten sich in der »I’m Feeling Lucky«-Lounge – unserem größten Konferenzraum. Ich beobachtete, wie die Schattenarmee der mit Laptops bewaffneten Faktoten kam und ging, sich im nüchternen Handyflüsterton unterhaltend. Ich stellte mir vor, wie unsere Aufsichtsratsmitglieder da drinnen Visionen darlegten, Verbesserungen vornahmen, vorangingen, agierten, argumentierten und versuchten, ihr Ego unter Kontrolle zu halten. Stunden später würden sie herauskommen, während die Faktoten ihre Palm Pilots checkten und davoneilten, um ihre Wagen zu holen. In dem Moment würde ich anfangen, meine E-Mails sorgfältig durchzusehen.
Ich hatte nie persönlich mit unserem Vorstand zu tun, aber ich habe stets die Mitteilungen gelesen, die sie nach den Meetings an alle schickten. Warum? Nun, selbstverständlich wollte ich über wichtige Veränderungen bei unserer Strategie informiert sein, Ankündigungen der Neueinstellung wichtiger Führungskräfte und … ach, ja natürlich. Vor allem weil der Vorstand den Preis unserer Aktien festlegte.
Vielleicht ist das jetzt ein guter Moment, um über Geld zu reden.
Bei Google spricht so gut wie niemand über Geld. Es war nicht schwer, das Thema zu vermeiden, da niemand bei Google Geld besaß, das der Rede wert war. Es mag ein oder zwei Leute gegeben haben, die andere Start-ups mit Geld in der Tasche verließen. Aber falls sie genug hatten, um sich zur Ruhe zu setzen, hielten sie es gut verborgen. Wir dagegen hatten Reichtumspotenzial.
Ich erwähnte bereits, dass ich eine jährliche Gehaltseinbuße von 25.000 Dollar in Kauf nahm, als ich zu Google wechselte. Das verbesserte zwar nicht gerade meinen Cashflow, aber bei Dotcoms wogen Aktienoptionen schwerer als das Gehalt. Jede Option schrieb den Kaufpreis für eine einzelne Aktie fest, festgesetzt an dem Tag, an dem die Option zugeteilt wird (der »Basispreis«). Selbst wenn der Aktienpreis zu dem Zeitpunkt, an dem ich meine Option ausübte und Aktien kaufte, in die Höhe geschossen war, so bezahlte ich immer noch den Basispreis, was mir einen saftigen Profit einbrachte. Für gewöhnlich bieten Unternehmen ihren ersten Angestellten eine beträchtliche Anzahl Aktien an, werden jedoch geiziger, je größer das Unternehmen wird. Je früher jemand einsteigt, desto höher ist das Risiko. Je größer das Risiko, desto höher die potenzielle Belohnung. Kaufe günstig, verkaufe teuer und setz dich früh zur Ruhe.
Aktienoptionen können die Entfernung zwischen einem Leben täglicher Schufterei und einem in wohlhabender Bequemlichkeit auf die Breite eines Spalts im Bürgersteig verringern. Ich hatte Freunde und Nachbarn diesen Spalt überqueren sehen, sie kauften Herrenhäuser und flogen mit gecharterten Jets in den Urlaub, während sich meine Kinder ein Zimmer teilten und froh waren, wenn sie Tageskarten für den Freizeitpark bekamen. Warum sie? Warum ich nicht?
Die Wahrheit ist, dass die meisten Leute in Silicon Valley hart arbeiten, clevere Entscheidungen fällen und trotzdem nie diese Schwelle überqueren. Der Zufall spielte eine zu große Rolle. Oder nennen Sie es Glück. Ich war weder Unternehmer noch ein brillanter Wissenschaftler. Ich musste auf den Zug eines anderen aufspringen und beten, dass er nicht entgleiste.
»Wir sind bereit, Ihnen ein Gehalt zu zahlen, das nur geringfügig unter Ihrem jetzigen liegt«, sagte mir der einstellende Manager, der mir bei Yahoo am Tisch gegenübersaß, »und« – er machte eine Pause, um die Spannung zu steigern – »eintausend Aktienoptionen.« Das haute mich nicht gerade um. Yahoos Preis je Aktie lag bereits bei 50 Dollar. Sollte er auf 100 Dollar steigen, würde ich 50.000 Dollar gewinnen. Aber falls der Kurs fiel und die Aktien nie wieder auf 50 Dollar anstiegen, wären meine Optionen »underwater« und wertlos.
Aus steuerlichen Gründen ist es sinnvoll, Optionen zum Zeitpunkt ihrer Ausgabe zu kaufen, das bedeutete, dass ich 50.000 Dollar eigenes Geld auf den Tisch
Weitere Kostenlose Bücher