Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
Überraschenderweise musste David auch kein einziges Kommando absetzen. Das System hatte ihn erkannt und spielte nun seinerseits eine vorbereitete Memo-Datei ab.
Es war eine angenehm wei bliche Stimme, die ihm die enthaltenen Informationen vortrug. Bei einem realen Menschen hätte David sie auf ungefähr zwanzig Jahre geschätzt: »Hallo David Léon Lazare. Für euer Spiel hat dir Gooliath eine sichere Zone innerhalb des Stationsnetzes eingerichtet. Über diesen Zugang hast du jederzeit vollen Zugriff auf Informationen und Funktionen, die dieses Intranet bietet. Gooliath selbst hat keine Kenntnis darüber, von welchem Zugriffspunkt aus du dem Netz beigetreten bist. So ist es spannender, findest du nicht auch?«
Unglä ubig sah David in das flirrende Blau. Gooliaths Spiel war in der Tat bilateral, doch der Einsatz war recht einseitig. Ging es für David ums nackte Überleben, hatte Gooliath nahezu nichts zu verlieren. Dennoch trat er an solcher Stelle betont gönnerhaft in Erscheinung und verteilte kümmerliche Almosen. Die neuen Emotionen waren Gooliath wirklich nicht gut bekommen. Er war größenwahnsinnig geworden, oder er hatte einfach einen an der Waffel.
Die frö hliche Frauenstimme riss ihn aus seinen Gedanken: »Nun zu deiner Vorgeschichte und dem Operationsbericht. Deine Nervenschäden im Gehirn beruhen nicht auf ALS. Die Symptome waren zwar ähnlich, rührten jedoch von verschiedenen genetischen Modifikationen her. Deine ständigen Krampfanfälle sind auf Fehler in einer für dich entworfenen Mutationsmatrix zurückzuführen.«
David fü hlte, wie seine Knie weich wurden. Der Stuhl war ja leider besetzt, sodass er auch keine Chance hatte, sich zu setzen. Er fiel vor dem Tisch in die Hocke. Sein Leben war zu einem wahren Alptraum geworden. Und die Hauptrolle in diesem makabren Stück spielte anscheinend er selbst. Einzig das Drehbuch hatte ihm zuvor niemand gezeigt.
Ungerü hrt fuhr das Holo-Pad fort: »Vor ungefähr zweiundzwanzig Jahren wurde bei der CORE Incorporation das Militärprojekt ‚Mensch 2.0‘ ins Leben gerufen. Ziel war die Züchtung oder Erschaffung eines in allen physiologischen und psychologischen Parametern überlegenen Menschen. Der aufstrebende Major Michael Thomas Lazare sah seine Chance gekommen. Er offerierte, sein eigenes Erbgut als Grundsubstanz zur Verfügung zu stellen. Nach vielen Tests und Auswahlverfahren entschied man sich, sein Angebot anzunehmen. Aus allen Bewerbern erfüllte sein genetisches Material die geforderten Voraussetzungen am besten. Kurz darauf wurde ein menschliches Subjekt in vitro gezeugt und auf Genmanipulationen hin vorbereitet.«
David konnte nicht genau sagen, was das alles nun wieder mit ihm zu tun hatte, doch allmä hlich bildete sich eine klare Besorgnis heraus. Ohne Umschweife ging der Memo-Vortrag nun ins Detail: »Der so verbesserte Embryo wurde Tamara Lazare zur Brut eingepflanzt. Am 07.08.2043 gebar sie ihren gesunden Sohn David Léon Lazare.«
Schwä rze breitete sich vor Davids Augen aus. Er drohte zu kollabieren. Wild prasselten Informationen auf ihn ein, die sein Leben, ja sein gesamtes Weltbild, einfach aus den Angeln hoben. Bis vor wenigen Minuten war er noch davon überzeugt gewesen, dass ihn nichts mehr überraschen konnte. Er wurde indes eines Besseren belehrt. Vermutlich würde man ihm schon bald mitteilen, dass Elvis Presley tatsächlich noch lebte.
» Zur Zufriedenheit der Wissenschaftler hast du dich noch oberhalb ihrer Erwartungen entwickelt. Dein IQ lag im Alter von zehn Jahren bei 186, Tendenz steigend. Als Kleinkind warst du in sämtlichen Wissensdisziplinen deinen Altersgenossen überlegen. Du verfügst über außergewöhnliche körperliche Ausdauer und einen deutlich erhöhten Heilungsfaktor. Sogar Knochenfrakturen heilen bei dir innerhalb weniger Tage wieder vollständig aus.«
Mit d ieser Aussage war schlagartig auch das Rätsel um Davids Bein gelöst, welches er sich im Alter von zehn Jahren gebrochen hatte. Mit derartigen körperlichen Vorteilen konnte man tatsächlich auch einen Sturz aus zwölf Metern Höhe fast unbeschadet überstehen.
Der blaue Schimmer verkü ndete aber noch mehr: »Doch schon wenige Monate später stellten die Militärärzte eine Anomalie innerhalb deiner neuralen Hirn- und Rückenmarksmuster fest. Nach einigen Tests einigten sie sich auf die Fehldiagnose ALS. Mit Sorge wurde das Projekt weiter beobachtet, bis man sich vor Kurzem dazu entschloss, deinen Besuch von Zerberus zu weiteren Test und
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