Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
würde es schon bald hinter sich haben.
Mit kontrollierten Bewegungen rappelte sich David wieder auf. Vorsichtig nä herte er sich seinem scheinbar wehrlosen Gegenüber. Die Person trug zivile Kleidung. Bei genauerer Betrachtung sah David nun deutlich, dass es sich einmal um einen Mann im mittleren Alter gehandelt haben musste. Sein rechter Arm war sichtlich lädiert und von seinem Unterkiefer fehlte ein Stück. Den armen Teufel hatte es wirklich schwer getroffen.
David versuchte das Naheliegendste, was ihm unter di esen Umständen einfiel. Er sprach die Person an: »Ähm, hallo? Mein Name ist David. Kann ich ihnen irgendwie helfen?« Eines war ihm allerdings klar. Ohne eine tiefere Ausbildung in Gefäßchirurgie handelte es sich lediglich um eine gut gemeinte Offerte. Viele Optionen hatte er gegenwärtig nicht.
Das Opfer wirkte apathisch und reagierte zunä chst überhaupt nicht. Nach einer gefühlten Ewigkeit stemmte es sich mühsam mit seinem funktionsfähigen Arm in die Höhe. David beugte sich über den Tisch und half so gut er konnte. Schlaff suchte der Oberkörper des Mannes an der Rückenlehne Halt. Er öffnete seine Augen. Mit den Resten seines Mundes war er darum bemüht, verständliche Worte zu formen, was ihm allerdings nur ansatzweise gelang. Jedes gesprochene Wort wurde von einem Blubbern in seiner Kehle begleitet.
Der Mann erzä hlte scheinbar zusammenhangslosen Unsinn. Der Wahnsinn stand ihm nahe. Er musste viel Blut verloren haben, denn es lief ein unablässiger Strom von seinem Unterkiefer gen Fußboden. Irgendetwas hatte ihn bis jetzt am Leben gehalten. Eine ungemein wichtige Information, ohne die zu berichten er einfach noch nicht bereit war, zu sterben. Er sprach von Monstern und Cyborgs, von der Apokalypse, dem Fegefeuer und dem Tag des Jüngsten Gerichts. Anscheinend war er ein bibeltreuer Todgeweihter.
All das machte David nicht viel Hoffnung. Die letzten Worte des Sterbenden forderten schließ lich die Erfüllung einer letzten Aufgabe ein. Er flehte David an, seine Tochter Anouk zu finden und zu beschützen. Die Verzweiflung in seinen Augen saß tief, denn er selbst konnte diesen geliebten Menschen nicht mehr retten.
Alles, was ihm David nunmehr zu geben imstande war, war Hoffnung. Also tat er es und versprach sein Bestes zu geben, obwohl er mit sich selbst alle Hä nde voll zu tun hatte. Erleichtert schloss der Mann seine Augen für immer und übergab seine Seele einem mächtigeren Wesen. Wohl gewiss, dass nun alles gut werden würde.
Vom Kind zum Mann in wenigen Stunden. Eigentlich sollten Jungs in Davids Alter schö ne Mädchen anflirten. Stattdessen bürdete man ihm einen derartigen Alptraum auf. Eine Mordanklage, unendlich viele Tote, einen Sterbenden direkt vor seinen Augen und einen Schwur mit Blut besiegelt. Es fehlte eigentlich nur, dass er selbst noch zum Täter wurde und das Leben einer anderen Person beendete. Dann wären die Gräuel wohl endlich komplett.
Fassungslos starrte David auf den Leichnam hinab. Es gab nichts, was er hä tte tun können und doch fühlte er sich irgendwie schuldig. Für Tränen war er aber zu schockiert. Dennoch war er zutiefst ergriffen. So schnell und klanglos konnte es also vorbei sein.
Etwas Schweres zog an seinem Arm. In diesem Moment bemerkte er die noch immer in seiner Hand liegende Laserklinge und schlagartig fiel ihm auch auf, weshalb sie vor hin ihren Dienst verweigert hatte. Im Eifer des Gefechts hatte David schlicht und ergreifend die Sicherung nicht entriegelt.
Irgendwie war er froh darü ber. Anderenfalls wäre er wohl schon vorzeitig grundlos zum Mörder geworden. Mit zitternder Hand verwahrte er sie wieder in seiner Hosentasche.
Der Mut, den er vorhin noch zum Durchsuchen der Opfer sein eigen nannte, hatte ihn mittlerweile vollstä ndig verlassen. Also drehte er den Stuhl so, dass sich sein Insasse wieder unauffällig der Wand widmete. Danach versuchte er sich ins Gedächtnis zu rufen, weshalb es ihn überhaupt in diesen Raum verschlagen hatte. Der Operationsbericht! , dämmerte es ihm.
Aufgrund der Tatsache, dass er sich nun auch ohne Licht sehr gut orientieren konnte, verzichtete er auf das Einscha lten der Raumbeleuchtung. Im Zweifel würde die Dunkelheit sein Verbündeter sein. Und David konnte wirklich jeden Vorteil brauchen, denn Gegner hatte er schon jetzt ausreichend viele.
Er aktivierte das Holo-Pad, welches sich auf dem Tisch befand. Es begann bläulich zu leuchten und versprühte eine fast mystische Kälte im Raum.
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