Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
die beiden an.
Lizzy hielt sich gar nicht erst mit Begrüß ungsfloskeln auf, sondern kam gleich auf den Punkt: »Na? Guck mal hier, Davy.« David empfand dies Miranda gegenüber jedoch als unhöflich. Melissa war zwar erst sieben, aber früh übt sich. Knapp ermahnte er sie: »Wie wäre es erstmal mit einer Begrüßung?« »Aber ich wollte dir doch mein Bild zeigen.« Miranda winkte ab: »Das geht schon in Ordnung.«
Obwohl nicht ihr Vater, nahm David seine Erz iehungsaufgabe jedoch sehr ernst: »Das Bild kommt später. Wenn jemand bei mir ist, wirst du sie oder ihn zuerst begrüßen, OK? Das gehört sich einfach so, Lizzy. Und jetzt setze dich bitte da hin.« Melissa sah das allerdings etwas anders. Mehr zu sich selbst machte sie ihrer Entrüstung Luft: »Setze dich hierhin, setze dich dahin... Das ist doch Po-Verschwendung.«
David kä mpfte nun sichtlich um seine ernste Haltung. Als sich sein Blick nicht ins Fröhliche wandelte, ergänzte Melissa in mauligem Ton: »Na schön, hallo.« Kinder brauchten Grenzen. Sie suchten sie verzweifelt. Alles, was sie auf der einen Seite einschränkte, gab ihnen auf der anderen Halt. Es gab ihnen das Gefühl von Schutz vor Willkür in einer unberechenbaren Welt... Es gab ihnen Sicherheit. Diese Ordnung half ihnen auch, ihre Emotionen irgendwann in den Griff zu bekommen.
Miranda war solche Szenen wohl weniger gewö hnt. Mit aufmüpfigem Personal ging sie beinahe täglich um, aber Kinder waren eine gänzlich andere Baustelle. Lächelnd erhob sie sich: »Das war wohl mein Stichwort. Mach es gut, du kleine Maus. Und David... Es hat mich sehr gefreut, dich kennenzulernen. Man sieht sich.«
Nach Davids Abschiedsworten schritt sie davon. Als sie auß er Hörweite war, konnte sich Melissa einen Kommentar nicht verkneifen: »Kleine Maus, pah... Ich bin ein Monster. Uah…« Bei den letzten Worten verformte sie wieder ihre kleinen Hände zu spielerischen Krallen und richtete sie auf David. Sie grinste ihn breit an.
Fü r ihren folgenden Vortrag brauchte Melissa nun etwas Platz. Kurzerhand beförderte sie Davids Servietten-Schnee mit gezieltem Pusten auf den Boden der Tatsachen. Wie ein Schneesturm in der Unendlichkeit. Stolz und voller Ungeduld präsentierte sie ihm dann ihr Werk, ohne vorher auch nur an die Eisbestellung zu denken. Eine erneute Ermahnung wegen der Schnipsel auf dem Boden schenkte sich David. Gerührt betrachtete er die Zeichnung auf Papier.
Alleine dieser Umstand machte das Bild schon wertvoll, denn Papier wurde aufgrund seiner relativ hohen Kosten weitestgehend gemieden. Zeichnungen wurden in der Regel auf transparenter Digitalfolie gemacht. Melissa war es offenbar aber wichtig gewesen, dieses Bild auf Papier zu bannen. Als Tochter des Kommandeurs gehörte sie zu den wenigen Privilegierten. Papier fasste sich einfach besser an, war vergänglich und dadurch ehrlicher, als jede digitalisierte Interpretation. Außerdem konnte man es falten, zerschneiden und dergleichen. Kinder liebten Papier.
Das Bild war in leuchtenden Farben gehalten und zeigte im Wesentlichen ein Mä dchen und einen großen Löwen. Er stand nahe bei ihr und sah aus, als würde er sie immer beschützen. Die Deutung dessen fiel David nicht schwer. Das Mädchen war Lizzy und der Löwe ihr Bruder. Seit ihre Mutter ihr die Bedeutung von Davids zweitem Vornamen erklärt hatte, war er für sie stets der Löwe gewesen. Der Umstand am 07.08.2043 geboren zu sein, zementierte diese Ansicht noch, denn sein Tierkreiszeichen passte perfekt ins Bild. David Léon Lazare. Léon – der Löwe.
Die gemeinsame Zeit mit Melissa verging wi e im Flug und war somit leider viel zu kurz. Am Abend lieferten sie gemeinsam Pedaczi bei seinem Herrchen ab. Anschließend brachte David Melissa in das Quartier ihres Vaters. Michael Lazare war nicht anwesend, was er nach Aussagen von Melissa um diese Zeit ohnehin nie war. Die Aufgabe als Stationsleiter forderte ihn wohl so sehr, dass er keine Zeit mehr für die Gutenacht-Zeremonie seiner kleinen Tochter erübrigen konnte.
Lizzy war dies angeblich aber auch nicht wichtig. Als groß es Mädchen war sie schon sehr gut in der Lage, alleine ins Bett zu gehen. Bei David machte sie heute aber eine Ausnahme. Als er ihr eine Geschichte aus früheren Tagen erzählte, kuschelte sie sich bereitwillig bei ihrem Bruder ein. Er kraulte ihren wuscheligen Kopf und redete mit sanfter Stimme.
Nach kurzer Zeit wurde ihr Atem gleichmäß iger. Behutsam hob er sie auf den Arm und legte sie in ihr
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