Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
‚Widerstand‘ deplatziert wirken ließ. Seine kantigen Gesichtszüge und der stämmige Körperbau bei guten zwei Metern Körpergröße waren da äußerst hilfreich.
» Ihr Vater wünscht, sie zu sehen. Folgen sie mir.« Mit etwas gesenkter Stimme raunte er ihm zu: »Und leisten sie mir keinen Widerstand.« Augenblicklich war eine Atmosphäre der Bedrohung entstanden. David schien es durchaus rational, dem Befehl Folge zu leisten. Er streichelte über Lizzys Haarschopf. Danach ging er kurz vor ihr in die Knie und sah sie an.
Mit bebender Stimme und Trä nen in den Augen sprach sie zu ihm: »Warum ist der so böse und wo nimmt er dich hin? Ich habe Angst, Davy.« Eine Flut von Tränen ergoss sich über ihre Wangen. Sie drückte ihr feuchtes Gesicht ganz nah an seinen Hals. Ihr Atem ging stoßweise.
Eine schier unlö sbare Aufgabe lag vor David. Aus eigener Sorge heraus musste er Lizzy Zuversicht schenken. Er streichelte ihren Kopf und drückte sie. Dann hielt er sie ein kurzes Stück von sich weg und sagte mit fester Stimme: »Es ist alles in Ordnung. Papa will mich sprechen.« Mit einem Augenzwinkern ergänzte er: »Ist bestimmt ‚Top Secret‘. Papa ist doch der Chef hier.«
Das strahlendste Lä cheln eines großen Bruders brachte schließlich die ersehnte Wende. Lizzy lächelte, wenn auch weniger strahlend, zurück. Außerdem waren Pedaczi und Keru noch bei ihr. Die beiden waren erstklassige Aufmunterer.
David gab ihr noch einen letzten Kuss auf die Stirn, erhob sich und schloss sich schließ lich dem ungeduldig wartenden Sicherheits-Chef an. Am Ausgang der Plattform drehte er sich im Gehen noch einmal um und winkte Lizzy zu. Danach versperrten ihm die beiden anderen Wachleute die Sicht. Als seine persönliche Eskorte würden sie über ihn wachen. Ein Fluchtversuch war von nun an ausgeschlossen. Offenbar wollte man mit ihm sprechen. Und das wollte man wirklich sehr.
Ohne ein weiteres Wort mit ihm zu wechseln, bugsierten ihn die Wachen zum nä chsten Lift. Die Wartezeit auf die Kabine empfand David als äußerst anstrengend. Seine Gedanken hatten freien Lauf, doch ohne weitere Informationen war dieser Lauf ohne Ziel. Tiefer und tiefer kletterte er in einen Baum aus Möglichkeiten. Legte man ihm etwas zur Last? Wenn ja, konnte es doch eigentlich nur mit dem Emotionstest zu tun haben. Würden also seine Freunde mit von der Partie sein? Widerwillig gab er sich seinem Schicksal hin. Die Antworten würden schon auf ihn zukommen, wenn die Zeit reif war.
Das Ziel ihres Marsches war nicht, wie angenommen, das Bü ro des Kommandanten. Es war ein weiterer Raum ganz in dessen Nähe, ebenfalls auf der Sicherheitsebene gelegen. Ein weiteres Holo-Deck mit der Nummer 2 für die höhere Klientel. Vermutlich diente dieses Deck mehr taktischen Interessen, denn dem Vertreib von Freizeit und überschüssiger Energie. Für den gegenwärtigen Anlass war es zusätzlich karg möbliert worden.
Kommandant Lazare war nicht allein. Der leitende Stationsarzt Dr. Frank Meinhardt und der Genetiker Dr. Josua Berghoff waren ebenfalls anwesend. Alle drei saß en auf einem Podium an einem geschlossenen Tisch, sodass nur ihre Oberkörper zu sehen waren. Ihre erhöhte Sitzposition sollte wohl Macht ausstrahlen und dieses Ansinnen hatte uneingeschränkten Erfolg.
Die beiden Wachleute schlossen die Tü r von außen. David war der Überzeugung, dass sie auf der anderen Seite Posten beziehen würden. Unweigerlich hatte er den Eindruck, in der Falle zu sitzen. Das hier war keine simple Befragung. Es war ein Tribunal.
Seine Sorgen waren nun nicht lä nger latent. Allmählich wandelten sie sich in Verzweiflung. Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Kalter Schweiß bedeckte seinen Rücken. Die Handflächen wurden feucht. Wie eine willenlose Marionette ließ David sich führen.
Al Hasari brachte ihn zu einem einzelnen Stuhl ohne Armlehnen et wa drei Meter vom Richtertisch entfernt. Unsanft half er ihm, sich darauf zu setzen. Danach nahm er auf einem vierten Sessel an der Richterbank Platz. Die Beleuchtung des Raumes wirkte bedrohlich. Die vier Ankläger saßen im Halbdunkel, wohingegen David in einem hellen Lichtkreis saß.
Auf einen fast beilä ufigen Wink des Kommandanten hin materialisierte sich wenige Meter links von David eine gut zwei Mal zwei Meter große Wand aus grünem Nebel. Auch ohne hinzusehen wusste David genau, was dort passierte. Scheinbar hatte Gooliath eine Vorliebe für effektreiche Auftritte. Im Verlaufe weniger
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