Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
begann seine Ansprache: »Der Vollständigkeit halber werde ich kurz die Wirkungsweise von GORGON umreißen. Dies wird zeigen, wie menschenverachtend der gestrige Anschlag war.« Er machte eine kurze Pause und ließ die Worte wirken.
Davids rationaler Verstand lief nur mit verminderter Leistung. Trotzdem erkannte er sofort, dass allein die Entwicklung eines solchen Kampfstoffes menschenverachtend zu nennen war. Der Einsatz toxischer Waffen wurde doch immer nur dann geächtet, wenn es die eigene Seite traf. Feinde hingegen ließ man lächelnd verrecken.
Meinhardt brac hte seinen Vortrag sachlich hinter sich: »’GO-13 Beta 2’ ist die fachliche Bezeichnung eines neuartigen Kampfstoffs, der auf Zerberus entwickelt wurde. Von seinen Entwicklern wurde er GORGON getauft. Gorgonen waren in der griechischen Mythologie Schreckgestalten mit Schlangenhaaren, die jeden, der sie anblickte, zu Stein erstarren ließen.«
Mit einem nü chternen Blick sah er kurz zu seinem Kollegen Berghoff auf, bevor er weiter referierte: »In seiner gegenwärtigen Version verteilt er einen Cocktail aus Enzymen und Proteinen im gesamten Körper. Diese befallen alle Arten von Körperzellen und blockieren ihre RNA-Polymerase sowie die Proteinbiosynthese. Kurz: Die Fähigkeiten der Zellen sich zu teilen und so Gewebe zu regenerieren wird komplett unterbunden.«
Diese Worte ließ er sacken. Die Reichweite war auch einem biotechnologisch weniger gebildeten Menschen wie David sofort klar. Ohne Regeneration würden Organe nach und nach ihre Funktion einstellen. Ein langsamer Tod auf Raten war die Folge. Eine Kaskade ungeahnter Symptome. Panik und Schmerz inklusive.
Meinhardt hob wieder an: » Für die Version Beta 2 existiert derzeit kein Gegenmittel. Daher wurde das Mittel unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen verschlossen.« »Offensichtlich nicht weit genug, verdammte Scheiße.«, brauste Berghoff auf, doch Meinhardt fuhr unbeirrt fort: »Zugang hatten danach nur die höchstrangigen Mitglieder der Crew… Meine Person eingeschlossen. Gooliath wird den Sachverhalt aufklären.«
Ein Blick auf Gooliath erü brigte sich. Obwohl sein Avatar zugegen war, wurden die Untersuchungen in diese Richtung mit Sicherheit bereits vorangetrieben. Der große Vorteil seiner gigantischen Intelligenz.
Die Stimme Meinhardts erfü llte wiederum den Raum: »Erste Symptome sind vermutlich Probleme im Abwehrsystem des Körpers. Die Stammzellen des Rückenmarks werden vorrangig in ihrer Funktion blockiert. Danach versagen die Sauerstoffversorgung der Zellen durch verminderte Erythrozyten im Blut und die Verdauung. Muskelgewebe, Leber und Nieren…«
Er unterbrach diese nutzlo se Aufzählung der verschiedenen Organversagen. An dieser Stelle schuf das Wissen um sie keinen zusätzlichen Nutzen. Mit einem kaum hörbaren Krächzen in der Stimme beendete er seinen schaurigen Vortrag. Scheinbar war er geschockter, als sein Äußeres vermuten ließ: »Die Überlebenszeit des gesamten Organismus Mensch wird auf wenige Tage geschätzt. Die Überlebensrate bei Ratten lag in sämtlichen Labortests bei null.«
Mit Meinhardts letzter Aussage erhob sich Berghoff wortlos und ging Richtung Ausgang. Dieser We g führte ihn direkt an David vorbei. Für einen Augenblick hatte dieser Angst, Berghoff könnte doch noch zum Tier mutieren. Zu verlieren gab es in seinem Leben wahrlich nicht mehr viel. Ein Verdammter. Ein Untoter. Mit dem Wissen über den Zeitpunkt seines eigenen Todes.
Als er die Tü r erreicht hatte, drehte er sich noch kurz zu ihnen um. Seine finalen Worte, bevor er diesen Raum ein letztes Mal verlassen würde, galten sowohl seinem Kommandanten als auch David: »Ich werde die mir verbleibenden Tage bei meiner Familie verbringen… Ich quittiere den Dienst. Und du kleiner Scheißer wirst garantiert in der Hölle schmoren.«
26. Resignation
die; Die einsichtige Kapitulation vor der unabä nderlich scheinenden Fügung. Ins Gegenteil verkehrte Hoffnung.
Berghoff hinterließ mit dem Verlassen des Raumes eine düstere Stimmung. Bedrückt ging Meinhardt langsam an seinem Platz zurück. Gooliath verharrte vollkommen regungslos zu Davids Linken. Der Fall schien klar. Michael Lazare blickte kurz in die Runde, um sich der Zustimmung seiner Offiziere zu versichern. Schließlich setzte er zu seinem Urteil an: »David Léon Lazare...«
David erwachte aus seiner bisherigen Trance. Er sprang derart heftig von seinem Stuhl, dass dieser einen guten Meter zurü cksprang,
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