Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
richtiges Gesprä ch wollte sich daraus allerdings nicht mehr entwickeln. Da kam es David gerade recht, dass Melissa ihr kleines Beisammensein keck unterbrach. In ihrem Schlepptau waren sowohl McGees Lupuson Pedaczi, als auch ihr ständiger Leibwächter Keru, das synthetische Stoffkänguru. Fröhlich kam sie auf David zu und vergaß abermals ihre guten Manieren, so sie denn überhaupt über welche verfügte.
Ohne die anderen auch nur eines Blickes zu wü rdigen, legte sie los: »Guck mal Davy.« Sie deutete auf ihre kleine Gefolgschaft. »Onkel Billy hat gesagt, dass ich mich mal bitte um Pedaczi kümmern soll. Der hat es ganz schön eilig gehabt, der Onkel Billy und ist dann mit Papa und den anderen los. Die haben auch fast meinen Keru platt getreten, so was! Und dann habe ich dich gesehen und mich gefreut, weil du bestimmt mit mir und mit Pedaczi und mit Keru spazieren gehst, oder?«
Voneinander unabhä ngig mussten Davids Freunde augenblicklich grinsen. Schlechte Manieren hin oder her. Die kleine Melissa war einfach niedlich. Daher war es für David auch kein Problem, die anderen sich selber zu überlassen und einen Teil des letzten Tages vor seiner großen Operation mit seiner kleinen Schwester zu verbringen. Nach einer kurzen Verabschiedung entfernte sich der kleine skurrile Trupp in Richtung Ausgang.
24. Sarkasmus
der; Zerreiß en, zerfleischen, verhöhnen. Beißender, verletzender Spott oder Hohn, mit dem Ziel, jemanden oder etwas lächerlich zu machen.
Die Stunden mit Melissa waren eine wahrlich willkommene Abwechslung. Mit kindlicher Sorglosigkeit lenkte sie Davids Gedanken in andere Bahnen. Weit weg von Ängsten wegen der bevorstehenden Operation und anderen Dingen, die das Leben erwachsener Menschen so unglaublich schwierig machten. Kinder hatten diese Sorgen nicht. Kinder waren glücklich.
Meliss a zeigte ihm die Aussichtsplattform. Diese zählte als kleiner Teil der Freizeitlounge, war jedoch vom Restaurant-Bereich abgetrennt. So saßen sie eine Weile mit ihren seltsamen Begleitern und betrachteten die Erde. Von hier oben sah sie friedlich und gelassen aus. Keine Hektik, keine Strapazen. Selbst ein Wirbelsturm war pure Ästhetik. Nicht mehr als ein ringförmiger, weißer Strudel aus Wolken.
Zur Vervollstä ndigung der beinahe magischen Atmosphäre war ihre Sitzgelegenheit außerordentlich bequem. Im Wesentlichen handelte es sich um eine Couch, die sich den Liegenden und deren Liegewünschen direkt anpasste. Eine Art intelligentes Gel im Inneren war formbar und fest zugleich.
Eine Weile lang sprachen sie ü ber allerlei belanglose Dinge, bis das Gespräch schließlich auf Davids bevorstehende Operation schwenkte. Lizzy hatte sich offenbar informiert. Zufrieden sah sie mit dem Ergebnis ihrer Neugier allerdings nicht aus. Dieses Thema versetzte sie in Angst. Während sie sich öfter als zuvor bei David ankuschelte, streichelte sie dem Lupuson Pedaczi eine kahle Stelle ins Fell. Dieser ließ sie jedoch anstandslos gewähren.
David war noch damit beschä ftigt, Melissas Sorgen zu zerstreuen, als auf einmal Bewegung in Keru kam. Die ganze Zeit über hatte er still auf einem Fleck gesessen. Nun sprang er aufgeregt in Richtung Ausgang, der in Davids Rücken lag. Gleich darauf kam er wieder um die Ecke geschossen und hüpfte auf Melissas Schoß. Ohne das Ende ihres Gespräches abzuwarten, unterbrach Keru David in seiner Rede: »Ich habe Wachleute gesehen. Bedrohliche Haltung.«
Ruckartig wandte David seinen Blick in Richtung Ausgang. Keru hatte recht. Zwei uniformierte Mä nner standen bewaffnet an der Tür und hielten Wache. Eine dritte, ihm durchaus bekannte, Person kam geradewegs auf ihn zu. Irgendwie war ihr Erscheinen für David keine sonderliche Überraschung, doch hätte er gar nicht genau sagen können, warum.
Khadif Malouk al Hasari nä herte sich Melissa und ihm mit schnellen, zielstrebigen Schritten. Die Feindseligkeit von zuvor war noch deutlich in seinem Gesicht eingraviert. David stand auf und zog Melissa schützend hinter sich. Diese hielt sich krampfhaft an seinem Bein fest und betrachtete den Ankömmling misstrauisch.
Den Beginn seiner Ansprache hä tte sich der Major allerdings schenken können. Anscheinend gehörte sie zum Protokoll: »David Léon Lazare?« David sah al Hasari abwartend an. Die Situation war irgendwie sonderbar. »Ja.«, antwortete er. Seine Stimme erklang ihm selber kraftlos und fremd in den Ohren. Khadif hatte eine Autorität an sich, die das Wort
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