Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
Ausfall der Kommunikation war man in Edinburgh nahezu blind. Die letzte Information, die noch zum Kommandoleitstand durchgedrungen war, handelte von einem illegalen Einsatz de s Testserums GORGON.
Fü r Harper war in diesem Zusammenhang das Wort ‚illegal‘ vollkommen unzutreffend. Die gesamte Forschung an diesem Teufelszeug hätte verboten werden müssen. Nach dem, was er den Memos zu diesem Thema entnehmen konnte, gab es derzeit aus seiner Sicht nur ein einziges Einsatzgebiet für GORGON. Den Tod.
Er war sich natü rlich im Klaren darüber, dass in seiner Laufbahn das vorzeitige Ableben ein oft anzutreffender Weggefährte sein würde. Als er als junger Mann seinen Dienst beim Militär aufnahm, wurde er noch von heroischen Fantasien getrieben, doch diese Zeiten waren längst vorbei. Die Realität hatte ihn bereits eingeholt. Mit Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit hatte die Entwicklung eines Kampfstoffes wie GORGON Harpers Meinung nach nichts mehr zu tun. Sie war ehrlos und in höchstem Maße zu verurteilen.
Der Vorfall auf Zerberus war allerdings, ü ber Harpers persönliche Meinung hinweg, höchst brisant, denn er zeigte eindrucksvoll, dass Lazare seine Raumstation nicht mehr im Griff hatte. Verwundern tat Harper diese Erkenntnis nicht. Ein Lazare konnte eben machen, was er wollte. Er blieb immer ein Lazare.
Mit einer Tasse Kaffee setzte er sich zu seiner Kommunikationsoffizierin. Nö tig hatte er das Koffein zwar nicht, denn er war hellwach und begierig darauf, die neuesten Einzelheiten zu erfahren. Der Geruch von Kaffee half ihm aber dabei, sich auch später noch besser an Details zu erinnern.
Leutnant Xianghou zeigte ihrem Kommandanten, was sie gefunden hatte. Offenbar ging ihr Bekanntenkreis noch de utlich über den militärischen Stacheldrahtzaun hinaus. Die Notiz, die sie ihm vorlegte, kam von einem öffentlichen Institut. Am Ende war diese Nachricht mit einem sehr persönlichen Gruß an Leutnant Xianghou versehen. Fragend betrachtete Harper einen Moment lang den Text. Danach sah er Mai Ling durchdringend an. Seine stumme Aufforderung war klar. Er wollte eine Erklärung hören. Lesen war für ihn stets die letzte Quelle, aus der er seine Informationen zu beziehen pflegte.
Mai Ling rä usperte sich. Sie war nervös. Ein solches Defizit an Kontrolle hatte Sean noch nie zuvor an ihr bemerkt. Auch seine innere Ruhe war augenblicklich aus dem Gleichgewicht, doch er drängte sie nicht. »Herr Oberst. Nachdem die Kommunikation mit Zerberus zusammengebrochen war, habe ich nach Möglichkeiten gesucht, wieder irgendwelche Informationen zu erhalten. Mit unseren Mitteln ist mir dies jedoch leider nicht gelungen. Die Station ist auch gegenwärtig stumm wie ein Fisch.«
Sie senkte ihren Blick und strich ü ber die Folie mit den Notizen. Ihr linker Zeigefinger suchte eine Textzeile, die sie dem Oberst unbedingt zeigen wollte. Als sie sie gefunden hatte blickte sie wieder auf und fuhr fort: »Ein ehemaliger...« Sie druckste herum.
Einen Lidschlag spä ter gewann sie ihre Geradlinigkeit wieder zurück: »... sagen wir Freund, war meines Wissens nach in einem Forschungsinstitut tätig. Dieses befasst sich im Wesentlichen mit der Erforschung von Gravitations- und Energieimpulsen. Auf diesem Gebiet sind sie weltweit führend.«
Trotz seiner anfä nglich gewahrten Ruhe wurde Harper nun ungeduldig: »Kommen sie zum Punkt, Leutnant.« Mai Ling sah Sean Harper irritiert an: »Während unserer blinden Periode kam es zu zahlreichen Energieentladungen im Inneren von Zerberus. Nach den Impulsmusteranalysen muss ich davon ausgehen, dass es sich um Feuergefechte handelt.«
Leutnant Xianghou wusste, welche persö nliche Bedeutung dies für Harper hatte. Nach einem Moment fügte sie leise hinzu: »Es tut mir leid, Herr Oberst.« Harpers Blick entglitt in die Ferne. Ein Alptraum war wahr geworden. Wie lange würde es indes dauern, bis es aus ihm ein Erwachen gab?
* * *
In der Atacamawüste war noch alles still. Hauptmann Peter Conelly stand wieder auf der Veranda seines kleinen Hauses. Die Wolken am Horizont hatten sich merklich verdichtet. Ahnungslos und unschuldig zogen sie am Himmel vorüber. Ohne es zu wissen, brachten sie schreckliche Kunde. Das drohende Unheil war nun nicht mehr aufzuhalten.
43. Trost
der; Zwischenmenschliche Zuwendung zur Linderung seelischer o der körperlicher Schmerzen. Ebenso zur Vermittlung von Geborgenheit.
Lautlos glitt der Lift den Schacht empor. Schutzsuchend lehnte David in der
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